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Ich habe von nichts eine Ahnung

3. Juni 2015 By M.M.

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Ich meine, es könnte ja bei den Lesern dieser Kolumne der Eindruck entstehen, dieser Messmer masse sich an, über alles und jedes Bescheid zu ­wissen. So wie der Woche für Woche (und online jeden Tag) unter arlesheimreloaded die Welt in Gut und Böse einteilt. Leute – ich gebe es schwarz auf weiss zu: Ich habe von nichts eine Ahnung. Und nicht nur das, ich werde von Tag zu Tag ratloser ob all den Entwicklungen rund um den Erdball und in unserem engeren Kreis. Das hat nichts mit meinem unaufhörlich steigenden Alter zu tun, dass sich also allmählich eine gewisse Alterstrotteligkeit einstellt. Nein, sondern damit, dass es auf die meisten ­Fragen keine sicheren Antworten mehr gibt.

Nehmen wir beispielsweise dieses Flüchtlingselend auf dem Mittelmeer. Damals, als die Welt noch in Ordnung war, nannte man die Flüchtlinge, die sich in Nussschalen übers Meer vom ­heimischen Elend absetzten «Boatpeople». Keine Frage, dass man die gerettet hat, weil diese ­Südvietnamesen nicht unter der Knute der ­Kommunisten leben wollten. Damals herrschte die Gewissheit, dass Kommunismus ziemliche Scheisse ist. Gut, es gab auch bei uns ein paar ­politisch Verirrte, die anderer Meinung waren und später, als ihr Weltbild wankte, sich in den Schoss der Sozialdemokratie flüchteten.

Doch heute? Was sollen wir tun, mit den ­Tausenden, die aus Afrika und dem Nahen Osten übers Mittelmeer fliehen? Sollen wir sie absaufen lassen oder die Boote schon vor dem Auslaufen beschiessen, damit hunderttausend andere, die auch weg wollen, abgeschreckt werden? Oder müssen wir aus humanitären Gründen die jetzt laufende Seerettungsaktion so lange durchziehen, bis keine mehr kommen, also für die nächsten zwanzig Jahre? Und das in der Gewissheit, dass wir nie und nimmer all diese Frauen, Männer und Kinder bei uns werden aufnehmen können? Ah, gute Idee: Wir bekämpfen die Schlepperbanden!

Als ich Anfang der 70er-Jahre in Indien den Hippie gab, mit reichlich dunklen Nepalesen und kräftig-grünem Afghan, habe ich angesichts dieser Menschenmengen gedacht: Wenn die ­losmarschierten, wer könnte sie aufhalten?

Warnung: Jetzt folgt ein harter Schnitt.

Ich habe keine Ahnung, wie man das ­Korruptionsproblem bei der Fifa in den Griff bekommen kann, dieses andere Multimillionen-Business. Es gibt ja ein paar Naive, die der festen Überzeugung sind, dass wenn Herr Blatter zurückgetreten wäre, sich auch das mit der ­Korruption erledigt hätte. Der Denkfehler liegt darin, dass wir mit einem westlichen Korruptionsbegriff arbeiten, der in den allermeisten Ländern dieser Welt nun wirklich keine Bedeutung hat.

Wer in einem solchen Land eine Position mit Macht und Einfluss erlangt, der verhält sich fortan nicht korrupt, sondern dollarised seinen Aufstieg. Weil die Gesellschaft das von ihm erwartet. Weil die weitläufige Verwandtschaft und die vielen Bekannten versorgt sein wollen. Das fängt beim einfachen Strassenpolizisten an und hört bei den hohen Sportfunktionären, Militärs und Politikern noch lange nicht auf. Mit anderen Worten: Wir haben es in diesen Ländern mit einem ­Einkommenssystem zu tun, das für die Menschen ähnlich logisch-irrational funktioniert, wie unser intransparentes Gehalts- und ­Bonussystem. Die bei uns geltende verdeckte ­Parteienfinanzierung inklusive.

Was also kann man tun, wenn die Welt aus dem Ruder läuft? Tut mir leid, ich habe keine Ahnung.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 3. Juni 2015

Kategorie: Einsichten Stichworte: BaZ-Kolumne

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Meury Christoph meint

    3. Juni 2015 um 15:53

    Wer heute schnelle & einfache Lösungen anbietet, macht sich verdächtig und ist, nach meiner Lesart, ein Scharlatan. Ein Grossteil der PolitikerInnen fällt unter diese Kategorie. Gerade bei der globalen Flüchtlingsfrage gibt es vermutlich gar keine eigentliche Lösung, sondern lediglich Szenarien, welche a) Menschen vor dem sichern Tod retten, b) den Menschen in Afrika Sicherheit im eigenen Land geben, c) vor allem den jungen AfrikanerInnen eine Perspektive und eine echte Chance in ihren eigenen Ländern geben. Wir sind gefordert mitzuhelfen Wege & Mittel zu finden, um allen Menschen ein menschenwürdiges und sicheres Dasein zu garantieren.

    Fifa: Wir sollten Korruption endlich weltweit verurteilen und nicht mehr als Kavaliersdelikt behandeln. Entsprechende (scharfe) Gesetze bewilligen und dann die kriminellen Machenschaften strafrechtlich verfolgen und die Täter in Haft setzen. Die Schweiz ist gefordert der Fifa nicht mehr wie bis anhin einen sicheren Unterschlupf zu garantieren und dieser doch eher mafiösen Organisation kein Saubermann-Image zuzugestehen. Die Fifa-Herren müssen sich bei ihren dunklen Geschäften auch in der Schweiz nicht mehr sicher fühlen dürfen. Zudem ist es endlich Zeit die Steuerbefreiung der Fifa in der Schweiz zu annullieren. Es ist doch offensichtlich: Die Fifa ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung und muss härter an die Kandare genommen werden.

    • Grummel meint

      3. Juni 2015 um 23:19

      Selten so eine knallharte, schonungslos offene Packungsbeilage (pardon: Analyse) gelesen.

      Ich habe auch von nichts eine Ahnung: Aber ich bin ja zum Glück auch nicht allein.

  2. U. Haller meint

    3. Juni 2015 um 10:01

    Flüchtlinge: Absaufen lassen? Nein, unmenschlich. Logische Folge: Einen geordneten Fährbetrieb über das Mare Nostrum einrichten und den geschätzten 1 – 1,5 Millionen Migranten, die auf eine Überfahrt in die Gelobten Länder Europas warten, freies Geleit geben. Mit Verpflegung. Vereinfachtes Prozedere in Chiasso. 2025 wird die Schweiz nebst den »regulären« Zuwanderern (die man ohnehin nicht an ihrem Vorhaben hindern will) 12 Mio. Einwohner zählen. Eine SP gibt es dann ohnehin kaum mehr, da die Wähler abhandengekommen, die Partei »Schweizer Qualität« hat sich zu einer mehr als faschistoiden »Bewegung« (sorry, ich komme nicht umhin, diesen belasteten Begriff zu gebrauchen) gewandelt. Und das nicht nur in der Schweiz. Wollen wir das? Zugegeben: Ich bin genau so ratlos.

  3. Peter Braun meint

    3. Juni 2015 um 08:57

    Nicht schämen deswegen geht fast allen so. Im Zweifel Dominik Feusi fragen der weiss alles.

    • M.M. meint

      3. Juni 2015 um 09:09

      Daumen hoch 🙂

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