Eine Royal Enfield ist nun mal keine Honda. Deshalb ist Erstere auch nicht so oft im indischen Strassenbild vertreten wie Letztere. Eine Royal Enfield hört man aus hundert Hondas, Zuzukis und Tuktuks sofort heraus, diesen männlichen, heisser gurgelnden Sound der 350er Bullet. Man kann Royal Enfields für eine Indientour mieten. Gestern haben wir zwei Genfer getroffen, die von Dehli aus mit zwei gemieteten Maschinen seit zwei Wochen unterwegs sind. Der Motor arbeite so zuverlässig wie das Uhrwerk einer Breguet.
Bis 1999 durften die in Indien hergestellten Maschinen nur unter der Markenbezeichnung „Enfield India“ verkauft werden. Dann gingen die Rechte an der ältesten Motorradmarke wieder an Indien zurück.
Seit 1955 werden die englischen Motorräder in Indien produziert. Heute gehört die Royal Enfield Company einer Unternehmensgruppe, die auch Lastwagen herstellt.
Seit über acht Jahren stehe die Enfield hier am Strassenrand, erzählte mir der Sohn des Besitzers dieser Bullet. Er sei jetzt 25 und dieses Motorrad sei schon immer dagewesen. Sein Vater habe sie täglich benutzt, er sei oft mitgefahren, vorne und hat sich an der Lenkstange festgehalten. Sein Bruder und er wollten das Motorrad schon seit langem instandstellen. Aber es sei einfach zu teuer. Das Beste an der Maschine sei noch die Bereifung.
So vergehen die Wochen und Jahre.
Sie ist mir vorgestern Abend sofort aufgefallen, wie sie so am Strassenrand stand. Ein in Würde zerfallendes technisches Meisterwerk. Weil ich meine Kamera nicht dabei hatte, bin ich heute nochmals hingegangen, zu dieser Enfield am Strassenrand.
Und habe ein paar Aufnahmen gemacht. In stiller Verneigung.
Einfach grandios, so eine Enfield, selbst in diesem Zustand. Das ist kein Schrott, das ist Kunst!
Und wie man sieht, verwurzelt sich die Maschine mit der Strasse, sagt: Hier bleibe ich bis zu meiner letzten Rostkrumel!
P. Rinderknecht meint
Super Bilder und Geschichten, wir freuen uns jeden Abend, Danke Manfred.
Blacky meint
News aus Afrika: Die Inder sind die Erfinder von „product placement“…
Markus Saurer meint
Tolle Bildreportage. Gruss, M.S.