Das Privileg, einen interessanten Job zu machen, geht einher mit der Erreichbarkeit rund um die Uhr, zeitgemäss auf die Formel 24/7 gebracht. (Die Generation prägende Ziffer unserer Eltern war übrigens 08/15.)
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Ferien ohne geschäftlichen E-Mail-Verkehr verbracht habe. Samstag/Sonntag war fast immer was los, von wegen der Sonntagsblätter.
Das ist weder bedauernswert noch beklagenswert noch sonst was. Ab einer gewissen Gehalts- und Verantwortungsstufe sind Arbeitszeiten heutzutage eher theoretischer Natur. Für Freiberufler sowieso. Entweder bist du da oder weg vom Fenster.
Das sind die neuen Arbeitsbedingungen, die mit BlackBerry, iPhone und iPad in unsere Lebenswelt Einzug hielten. Wir sind überall und immer erreichbar. (Kürzlich beim Händewaschen hörte ich, wie einer doch tatsächlich in der Toilette telefoniert hat.)
Schon vor Wochen habe ich begonnen, alle Newsletter und sonstige E-Mail-Benachrichtigungen konsequent zu kündigen. Wo das nicht funktionierte, wurde die Adresse im Spamfilter meines Providers notiert. (Leider funktioniert das nicht mit den Euromillions, die ich mindestens einmal pro Woche gewinne; Mona Paloma wechselt ständig die Absenderadresse.)
Egal wie lange die Pause ist – es ist immer dasselbe: Die erste Woche der Ferien braucht man, um überhaupt mal runterzukommen. Früher mit den Kindern war diese erste Ferienwoche immer ziemlich stressig. In der zweiten Woche hatten wir dann unseren Rhythmus gefunden. Die dritte war toll – wäre da nur nicht der Mittwoch gewesen. Denn ab Mittwoch ging das wieder los im Kopf, mit all dem Zeugs, das liegenblieb, weil man weg war.
Morgen verreisen wir in aller Frühe. Zum Entschleunigen. Dorthin, wo wir zuletzt vor 42 Jahren waren. Spontan. Einer frühmorgendliche Stimmung folgend. Heute ist dank Internet ziemlich viel möglich. Gemessen an den damaligen Kosten zu geradezu deflationären Preisen.
PS: Holy shit, ist das tatsächlich schon so lange her?
Tilman Haerdle meint
Manfred, ich lese Deinen Werdegang zum Müssiggänger mit grossem Interesse. Und bin gespannt, wie es weitergeht. Dir eine schöne Entschleunigung!