Die Nachricht: Abklärungen für ein Unispital beider Basel
Das Baselbieter Kantonsspital und das Unispital Basel ziehen eine Fusion in Betracht. Die Eigentümerstrategie ist zwar noch nicht umgesetzt, doch hinter den Kulissen werden Fakten geschafft.
Mein Kommentar am 19. November in der Basler Zeitung:
Ohne Patienten aus dem Baselbiet, aus dem benachbarten Ausland, droht dem Unispital der Niedergang.
Wer an der Spitze mithalten will, braucht ein Einzugsgebiet von mindestens einer Million Einwohnern.
Die politische Konstellation für die praktische Umsetzung gemeinsamer Interessen war noch selten so günstig. Die Fusionsfrage ist geklärt und mit Lukas Engelberger in der Stadt und Thomas Weber auf dem Land sind zwei unaufgeregte Charaktere im Amt. Und beiden bleiben noch genügend Regierungsjahre, um gemeinsam dicke Bretter zu bohren. Sollten sie die Chance packen, könnten sie in ein paar Jahren ihren Nachfolgern ein Jahrhundertwerk übergeben.
Die an sich wünschenswerte Zukunftsoption leidet derzeit an einem schweren Geburtsfehler: Der Standort mitten in der Stadt. Diese Wahl ist verkehrstechnisch und aus der Sicht künftiger Anforderungen schlicht absurd. Besser wäre ein gemeinsamer Standort auf dem BBC-Areal in Münchenstein.
Walter Basler meint
Der Artikel in der BaZ ist doch eher dünn. Kern ist die vage Aussage, dass sich irgendwelche ungenannten Leute in der Gesundheitsbürokratie auch schon mal Gedanken über ein gemeinsames Spital gemacht haben – wow, da wär ich auch ohne BaZ drauf gekommen. Wenn sich der Autor wenigstens getrauen würde zu sagen, wer seine Informanten sind, wärs vielleicht spannender… aber so sehe wenig Anlass für Euphorie.
Meury Christoph meint
Ohne Gesichtsverlust ein neues Projekt – ein Universitätsspital beider Basel – an einem völlig neuen Standort zu stemmen, wäre für die Politik ein ultimatives & lohnendes Zukunftsprojekt und damit mehr als der berühmte Silberstreifen am Horizont. Die Bevölkerung (und damit die potentiellen Nutzniesser eines Universitätsspitals beider Basel) würden es den PolitikerInnen danken. Ein gemeinsames Projekt könnte Synergien nutzen und neue, ungeahnte Perspektiven eröffnen. Deshalb möchten wir jetzt auch nicht an den operativen Details und den betrieblichen Abläufen herummäkeln und bereits wieder in die Phase des „Wir-basteln-uns-ein-gemeinsames Spital“ eintreten. Dafür engagieren wir zu gegebener Zeit die Spital-Spezialisten.
Die Politik soll mögliche Standorte aufzeigen und die Spital-Verantwortlichen dazu ermuntern neue Standorte zu evaluieren. Verschiedene Areal haben ein entsprechendes Potential: BBC-Areal, Salina Raurica, Birsfelder Hafenareal, und Aesch-Nord. Alle Areal sind optimal gelegen und verkehrstechnisch ideal erschlossen und stehen grossflächig zur Verfügung.
Gerhard Schafroth meint
Wir dürfen das zu erreichende Ziel nicht aus den Augen verlieren: Eine qualitativ gute, möglichst günstige medizinische Versorgung für das ganze Baselbiet.
Eine Fusion von KSBL und USB führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Erhöhung der Baserate des KSBL von heute CHF 10.100 zu CHF 10.430 des USB. Das bedeutet höhere Krankenkassenprämien und höhere finanzielle Belastung des Kantons, ohne dass damit irgend eine Verbesserung der medizinischen Versorgung im Baselbiet resultieren würde. Das macht keinen Sinn.
Mein Vorschlag deshalb: KSBL konzentriert sich einzig auf Grundversorgung in Liestal mit Ableger in Laufen, überlässt die ganze teure Spitzenmedizin, um die sich in Basel alle reissen, den Baslern und rationalisiert den eigenen Betrieb, so dass 2016 die Baserate auf CHF 9.500 (Kantonsspital Winterthur hat CHF 9.530) und in den Folgejahren jeweils um CHF 100 bis auf CHF 9.000 gesenkt werden kann. Folge: Massiv sinkende Krankenkassenprämien für die Baselbieter und Entlastung des kantonalen Finanzhaushaltes.
Wenn die Basler in der Stadt ein neues Spital bauen wollen und dafür bereit sind eine exorbitante Baserate zu tragen, können sie das gerne tun.
kaputtmundi meint
Ihre Argumentation erscheint absolut logisch. Wieso befürchtet der interessierte Steuer- und Prämienzahler, dass diese relativ einfache und einsichtige Betreiberrechnung bei den zuständigen Leuten und Abteilungen nicht gemacht wird? Kann es damit zusammenhängen, dass die Kantone/Politiker das Gesundheitswesen nicht wirklich aus der Hand geben wollen und somit den Profis überlassen?
Dabei könnte man doch mal die Aerzte fragen, wo sie sich selber behandeln lassen. Meistens bei den privaten Spitälern, bei komplexeren Problemen in Zürich oder Bern. Oder gibts einen ausgewachsenen Transplationsstandort Basel? Nein, nur wenige Abteilungen des Unispitals sind schweizweit renommiert. Oder gibts gar einen renommierten Transfer zwischen Big Pharma und Unispital?
Der Rest ist regionale Versorgung, mit überfüllten Ambulatorien und Notfallabteilungen direkt an der Altstadt. Wo man zu allem noch eine sauteure, jahrelange logistisch-gigantische Übung am laufenden Spitalbetrieb mittels reingequetschtem Neubau durchziehen will.
HopplaSchorsch meint
Was machen wir dann mit dem Areal des Unispital BS? Die Idee wäre ja nur dann sinnvoll, wenn auch das Klinikum 1 weggelupft würde. Oder?
Robert Schiess meint
Man kann die Aufgaben des Universitätsspital aufteilen: Die Verwaltung oder die Lehre könnte disloziert werden, ebenso Teile des Spitalbetriebs – und schon hat man Platz gewonnen.
HopplaSchorsch meint
Aber wäre das betrieblich sinnvoll? Wäre das Klinikum 1 für einen Verwaltungsbau geeignet? Müsste man das Spitalgelände dann nicht überhaupt komplett neu definieren? Das Klinikum 2 wird ja eh abgerissen. Na, wir werden sehen.
Robert Schiess meint
Immer kommt der Hinweis auf die betrieblichen Abläufe. Die kann ich vom Schiff aus nicht beurteilen. Wenn heute bei der Novartis am gleichen Projekt gleichzeitig in Singapore, den USA und in Basel gearbeitet und geforscht wird, dann sollte ein solches Vorhaben in der kleinräumlichen Schweiz doch auch möglich sein?
Robert Schiess meint
Der Basler Heimatschutz hat 2010 im Rahmen des Masterplans Kantonsspital BS (heute: Universitätsspital) genau dies vorgeschlagen – die verantwortlichen Planer des Basler HBA haben aber einfach darüber hinweggesehen. Denn: Trägerschaft der Universität sind beide Kantone BS und BL. Das Universitätsspital müsste mit dem Namenwechsel eigentlich schon selbst darauf gestossen sein, dass eine gemeinsame Trägerschaft für das Unispital anzuvisieren ist. Auch muss ernsthaft gefragt werden. ob der Entscheid BS zur Konzentration des Universitätsinstitute im St. Johann sakrosankt ist oder ob nicht ein Teil der universitären Institute im Birstal, beispielsweise auf dem BBC-Areal, anzusiedeln sei. Das St. Johann gehört schweizweit zu den dichtest besiedelten städtischen Quartiere.