Der Nebensatz von SNB-Bankratspräsident Raggenbass, in dem er den SVP-nahestehenden Anwalt outete, hat es in sich. Damit ist die zweite der drei Geschichten (Bankgeheimnisverletzung, Hildebrand, SVP/Blocher) wieder neu angestossen worden.
Es handelt sich um den Thurgauer SVP-Kantonsrat und Weinfelder Rechtsanwalt Hermann Lei. Und so sieht er sich selbst:
Ich kämpfe energisch und unermüdlich
- für einen schlanken, freiheitlichen und weniger bürokratischen Staat,
- für mehr Sicherheit, weniger Steuern und Gebühren, für finanzierbare Sozialwerke und weniger Umverteilung, für ein leistungsfähiges Bildungssystem, für mehr Selbstverantwortung
- und nicht zuletzt für ein konsequentes Vorgehen im Ausländer- und Asylbereich.
Zur Nationalbank schreibt er auf seinem Blog:
Obwohl er seit März 2010 rund fünfzig Milliarden Schweizer Franken an Volksvermögen vernichtet hat, scheint Philipp Hildebrand als SNB-Präsident unbestritten.
Die Nationalbank treibt unser Land in die EU – und nur mit viel Glück werden wir aus dem angerichteten Schlamassel wieder herausfinden. In Anbetracht der sich kumulierenden Risiken, welche uns die (täglichen) Euro-Käufe der Nationalbank bescheren, täte der Bund gut daran, der Nationalbank diesen Unsinn mit Notrecht zu verbieten.
Und das sagt SVP-Parteipräsident, Toni Brunner über Herrn Lei:
„Ich habe Hermann Lei als engagierten Bürger kennen gelernt, der sich für unsere Volksrechte und eine funktionierende Demokratie einsetzt. So hat er unter anderem in vorderster Linie die Entmündigung der Thurgauer Bürger bei Einbürgerungen bekämpft. Und in der Stadt Frauenfeld hat er erreicht, dass die Gemeinderäte nicht mehr blind und in Unkenntnis der Dossiers die Gesuchsteller einbürgern.“
Damit dürfte belegt sein, dass diese zweite Geschichte die Geschichte einer politischen Intrige ist.
Als Schwachpunkt dürfte sich der IT-Mitarbeiter entpuppen. Der hat nichts mehr zu verlieren und wird wohl auch über die Causa Lei-SVP-Blocher plaudern.
Marc Cathomen meint
Fehler jagt Fehler
Die Transaktion der Hildebrands kurz vor der Festsetzung der Kursuntergrenze war ein moralischer Fehler aber entsprach den laschen Richtlinien der SNB.
Die Herstellung der Screenshots war illegal.
Die Annahme der Screenshots durch Lei (statt verweisen an die zuständige Geschäftsprüfungskommission) war falsch und eventuell illegal.
Die Weiterleitung der Dokumente an Blocher war wahrscheinlich ebenfalls illegal. Zumindest ist es eine vorsätzliche Beihilfe zur Verbreitung von illegal entwendeten Informationen.
Die Annahme der Dokumente durch Blocher war dumm und eventuell ebenfalls illegal, denn Blocher hätte wissen müssen, dass diese Dokumente nicht bei ihm, sondern bei einer zuständigen prüfenden Instanz deponiert hätten werden müssen.
Die politische Ausschlachtung des Materials durch Blocher ist staatspolitisch sehr bedenklich und verantwortungslos, denn er hat durch sein expressives Vorgehen (Weltwoche, Drohungen, etc.) die Glaubwürdigkeit der Nationalbank aufs Spiel gesetzt, statt den Dienstweg zu gehen (Es ist auch nicht Sache der Bundespräsidentin, diesen Fall zu untersuchen).
Die Weiterleitung der Dokumente an die Weltwoche war sehr wahrscheinlich illegal, denn Blocher hat aktiv dafür gesorgt, dass die illegal erworbenen Bankinformationen der Hildebrands verbreitet werden.
Auf jeden Fall muss man jetzt die Rolle von Blocher durchleuchten.
Dieser Mann verhält sich unterdessen so wie meine Tochter wenn sie am morgen keine Nutella aufs Brot kriegt.
Fritz meint
Schön, gibt es Blocher und die SVP. Sonst müsste man sich noch über die real existierenden Probleme kümmern….
Gotte meint
schön wäre es, wenn sich mal der herr blocher und die svp um die realen probleme kümmerten, z.b. mit realen lösungsvorschlägen. ein blick auf die website des herrn nobody aus dem thurgau spricht bände.
Kaputt Mundi meint
Klar ist das eine Intriege (oder Intrige, wie der Altphilologe sagt). Warum greift sie nicht? Obwohl sie einen Treffer landet (PMH bestätigt die Transaktion von grossen Devisensummen über sein Konto, bestätigt das Fehlverhalten mit dem ‚hätte anders gehandelt‘- Eingeständnis) ist PMH auf der Seite der Mehrheit. Und Blocher in der Minderheit.
M.M. meint
Ja, ja, kauft nicht beim Juden. Oder neuer: Ich und Escher wurden angefeindet, weil wir so grossartig sind/waren.
Herr Blocher ist kein Opfer. War er noch nie. Herr Blocher ist schlicht und einfach am Ende. Auch wenn er noch ein paar Jahre in der Politik herumgeistert.
Berger Henry meint
unterschätzen Sie nicht, wie „mühsam“ solche „herumgeisternden“ Gestalten sein könnnen…
RonaldCH meint
Warum soll Blocher am Ende sein? Eben hat er bewiesen, dass er voll da ist und mir scheint, es braucht ihn mehr denn je. Es ist unglaublich, diese Weisswäscherei, die da schon wieder am Laufen ist. Es bleibt dabei, ein SNB-Chef, der Devisengeschäfte abwickelt, ist nicht tragbar. Besonders nicht, wenn er eine „starke“ Frau hat, die er nicht kontrollieren kann.
R.
Kaputt Mundi meint
Klar ist er auf dem Absteigenden und kein Opfer. Wenn man eine Intrige einfädeln wollte, sollte man doch Aussichten auf Erfolg haben. Hat Blocher diese? Und ist jetzt Hildebrand ein Problem oder nicht?
Berger Henry meint
…und der IT-Mensch der Bank Sarasin, hat dies alles nur selbstslos gemacht, um einen schlimmen Insider-Handel aufzudecken?
Gab es eine „Belohnung“ für das Beschaffen der Daten?
Wo kann er jetzt wieder arbeiten? In der Firma eines SVP-lers?
Fragen über Fragen…..
Thommen meint
Ich bin des liberalen Wirtschaftsgesäusels langsam überdrüssig. Wo geschlankt wird, geht es immer auf Kosten von irgendwem..
Ich erinnere an verschiedene Giftgruben in der Nordwestschweiz. Wir verdanken sie einer „schlanken“ Geschäftsführung der Pharmaindustrie.
Und wem verdanken wir letztlich Fukushima? Auch einer „schlanken“ Geschäftsführung.
Ich bin empört über so viel Überheblichkeit über das „geliebte Volk“, das damit von SVP Leuten nur für saublöd angeschaut wird. Nordkorea lässt grüssen…
Berger Henry meint
Was wäre wohl das korrekte Verhalten der SNB gegen die Frankenkrise gemäss Herr Lei gewesen? Wenn ich seinen Blog-Beitrag richtig interpretiere, hätte die SNB gar nichts tun dürfen, so nach dem Motto „der Markt wird’s richten“ und die Exportindustrie soll halt schauen, wie sie sich mit einem Fr./Euro-Kurs von 1 : 1 arangiert….
Blacky meint
Nach Hildebrands Pressekonferenz muss ich’s doch noch gestehen: Ich habe mich schon vor Tagen bei meinem Bankberater dafür bedankt, dass er die Eröffnung meines Euro-Kontos Mitte August keinem der SVP nahestehenden Anwalt verpfiffen hat. Das Schöne an der Geschichte: Er konnte eigentlich auch gar nicht – er ist so anständig, dass er keinen der SVP nahestehenden Anwalt kennt.