Wir müssen heute mal den Herrn Wüthrich loben.
Er ist zwar als Regierungsrat die helle Katastrophe, weil er das Baselbieter Bildungswesen in den letzten zehn Jahren erfolgreich an die Wand gefahren hat.
Und geniesst dabei das Leben in vollen Zügen. (Den ärgerlichsten Fehler seiner Amtszeit hat er gemacht, als er sich auf diese superblöde Abspeckaktion einer Lokalzeitung einliess. Wie man sieht, hat er die damals verlorenen Pfunde mehr als reichlich wieder zugelegt.)
Aber was soll’s, Herr Wüthrich ist nun mal der beste Taktiker in der Regierung. Er gewinnt immer, auch wenn der jeweilige Sieg im Grunde genommen keinen Sinn macht.
Letztes Beispiel: Das Entlastungspaket kommt nun tropfenweise zurück ins Parlament. Diese Woche diese 15 Mio. Franken-Krankenkosteneinsparungsvorlage des Herrn Ballmer, im Klartext eine Steuererhöhung für Senioren (Leute ab 80). Vom Volk abgelehnt, kommt es ohne eine Anstandspause und unverändert wieder zur Parlamentstüre rein.
So ist es: alle Direktionen müssen, wie vor der Abstimmung vorgesehen und vom Volk ablehnt, Abstriche machen. Einzig der Erziehungsdirektor hält sich an den Volkswillen – und macht weiter wie zuvor.
Und wenn der alte Gewerkschaftssekretär mit Herrn Wüthrich durchbricht, kann’s richtig teuer werden. Zum Beispiel dann, wenn er in allerletzter Minute eine Warn-Mail an die jahrgangsglücklichen Lehrer verschickt, sie sollen doch bitte noch rasch ihre Kündigung einreichen. Von wegen Besitzstandwahrung.
Der Mann ist schlicht genial.
Er setzt sich durch und sitzt aus, was ihm nicht passt. Wobei das Aussitzen bei ihm weniger, als sagen wir bei Frau Merkel, eine weitere Variante politischen Handelns ist. Vielmehr ist sein Aussitzen Ausdruck von einem erheblichen Widerwillen gegen allzu viel Arbeit.
Ach ist mir der Mann deswegen sympathisch.
Ich kannte mal einen, der nicht das Recht auf Arbeit in der UNO-Menschenrechtscharta verankert wissen wollte, sondern das Recht auf Faulheit.
So kommt es denn, dass von seinem 30-Mio.-Franken-Sparpaket keine Rede mehr ist.
Der Mann gibt Geld aus, als sei da nichts gewesen. Zum Beispiel diese Woche wieder für die einheitliche IT-Strategie der Baselbieter Schulen – da denkt doch jeder: toll, jetzt geht’s los an den Baselbieter Schulen mit der internationalen IT-Aufholjagd. Noch zehn Jahre und der nächste Zuckerberg kommt aus Rünenberg.
Schaut man jedoch genau hin, so sind die 10 Mio. Einmalkosten und die jährlich weiteren 2.5 Mio. Franken nichts als eine geschickt versteckte Aufmunterung für die Lehrerschaft. Denn die Vorlage beinhaltet nichts anderes, als dass jetzt der Kanton die privaten Computer der Unterrichter bezahlt.
Super gemacht, Herr Wüthrich!
PS: Statt das Geld für die Lehrer auszugeben, könnte der Landkanton jedem neuen Schülerjahrgang (rund 2’500 Schülerinnnen und Schüler) einen Laptop plus Tablet für 1000 Franken schenken.