Als letzte Zeitung haben wir noch die NZZ am Sonntag. Die iPad-Version.
Wir haben die nur noch, weil sie so schön zur Konfitüre passt, zum Zopf, zum frischen Brot, zum Käse, zum frisch gebrauten Kaffee und all dem anderen Zeugs, das am Sonntagmorgen auf dem Tisch steht.
Der Newsgehalt ist gemessen am minutenaktuellen Twitter- und RSS-Stream nicht nur wegen der Sommerflaute zumeist eher dünn. Und haben sie dann mal den grossen Wurf, kommt der zeitgleich über die anderen Kanäle aufs Tablet.
Klammer: Ich weiss, ich wiederhole mich. Aber jetzt komme ich zur Sache, versprochen. Klammer zu.
In der NZZ am Sonntag schreibt Woche für Woche Beat Kappeler seine Kolumne „Mein Standpunkt“.
Die lese ich fast immer.
Denn Herr Kappeler beleuchtet Sonntag für Sonntag irgendeine andere elende Ecke des wirtschaftlichen Seins aus.
Der Mensch lässt sich bekanntlich mit Lust in einen negativen Wortstrudel reinziehen, egal in welchen.
Herr Kappeler ist der einzige Mensch mit Durchblick.
Ja, das ist er.
Denn seine Betrachtungen und Schlussfolgerungen sind derart auf der Hand liegend, dass ich mich Sonntag für Sonntag frage: „Gopfridstutz nonemool – warum hört ihr Idioten nicht auf den Kappeler?“
Mit Idioten, wie könnte es anders sein, sind die Politiker gemeint, Frauen eingeschlossen.
Gestern hat er beispielsweise festgestellt:
Wenn die über 20 Millionen KMU Europas heute je 4,3 Beschäftigte entlohnen und dank günstigen Steuern und entfallenen Vorschriften je eine weitere Person einstellen, dann wäre Europa vollbeschäftigt, weil von den heute 26 Millionen Arbeitssuchenden der grösste Teil eine Stelle fände. Und wenn Europa vollbeschäftigt wäre, käme Schwung in die Nachfrage, auch nach neuen Stellen.
Eben. Das ist doch so logisch wie seinerzeit die Fliegenkampagne unter dem Grossen Vorsitzenden Mao: Wenn jeder Chinese fünf Fliegen im Tag totschlägt, ist das Land in fünf Jahren die Fliegenplage los.
Und deshalb sagte ich auch diesen Sonntag wieder zu ihr: „Dammisiech, warum hört den niemand auf den Kappeler?“
Genau das ist das Problem:
Niemand hört auf Herrn Kappeler. Niemand sagt am Montag: „Packen wir’s an!“
Deshalb habe ich mich gestern – ernsthaft – gefragt, weshalb ausgerechnet ich noch den Kappeler lesen soll.
Nun gut, es ist halt schon so: er passt so gut zur Konfitüre, zum Zopf, zum frischen Brot, zum Käse, zum frisch gebrauten Kaffee und all dem anderen Zeugs, das am Sonntagmorgen auf dem Tisch steht.
PS: Ein spezieller Gruss geht heute an das Redaktionsteam von der „Schweiz am Sonntag“, die ihre „Splitter“-Rubrik immer mal wieder mit Klatsch von diesem Blog anreichert.
Markus Saurer meint
Kappelers und Bütlers Kolumnen sowie Bühlers und Beninis Showdown-Glosse – das sind die einzigen Gründe dafür, die NZZ a S überhautp noch in Betracht zu ziehen.