Als er mit dem Rausschmiss von Messe-CEO René Kamm erklärte, er werde nun, wenn auch nur vorübergehend, dessen Funktion übernehmen, da mochte man schon mal kurz leer schlucken.
Ich meine, Ueli Vischer kann vieles, aber sicher keinen international aufgestellten Konzern führen.
Auch wenn er als Verwaltungsratspräsident seit nunmehr zwölf Jahren doch schon einiges vom Messegeschäft mitbekommen hat.
Wenn man diese überaus lange Amtsdauer am Zustand des Unternehmens misst, dann kommt man nicht umhin festzustellen: Das Ergebnis ist bedenklich schlecht. Zwar hat man ins Ausland diversifiziert, hat in den USA einen Eventveranstalter übernommen, ist zum internationalen Messeveranstalter geworden.
Hochriskante Geschäfte, die sich auf Papier gut darstellen, doch die von Basel aus nur schwer zu steuern sind.
Da liegen nicht nur viele Flugstunden dazwischen, sondern auch galaktische Mentalitätsunterschiede.
Es sei von Vorteil, «Weltleitmessen» im Portfolio zu haben, begründete Kamm vor einem Jahr die rasante Expansion. Bei der MCH seien dies die Art Basel und die Baselworld.
Inzwischen wissen wir, was das im Klartext bedeutet: Bricht das Geschäft bei einer der beiden Leitmessen ein, kann dies das Aus für die gesamte Gruppe bedeuten.
Verantwortlich für die Strategie eines Unternehmens ist der Verwaltungsrat und an dessen Spitze der Verwaltungsratspräsident. Bei der MCH Group ist das Ueli Vischer.
Das bleibt erst recht so, wenn man dem CEO den Stuhl vor die Tür stellt. Nur, von ihm hat man in den letzten Wochen wenig bis gar nichts gehört, was denn die Absichten und Pläne für die Zukunft der Messe seien.
Man könnte deshalb zur Auffassung gelangen, dass immer erst im Nachhinein das zur Strategie erklärt wird, was man im Tagesgeschäft getan hat.
Wenn Vischer sagt, die Digitalisierung sei schon seit über zehn Jahren eine der «zentralen Stossrichtungen» des Unternehmens, so muss man fragen, weshalb niemand auf die Idee kam, dass dies auch für die Uhrenhersteller gelten könnte.
Als 2013 der Herzog & de Meuron-Bau eingeweiht wurde, positionierte sich das Unternehmen, quasi als Antithese, als «Global-Live-Marketing-Unternehmen».
Nach der Kritik von Swatch-Konzernchef Nick Hayek ein Fehlentscheid des Verwaltungsrates.
Weil schon damals klar war, dass der Online-Zug mit seinen disruptiven Veränderungen im
Markt nicht mehr aufzuhalten ist.
Ueli Vischer diesen Februar etwas zerknirscht auf barfi.ch: «In Kenntnis der doch dramatischen Entwicklung der Baselworld, würde man sicher anders bauen.»
Eine bemerkenswerte Feststellung nach nur fünf Jahren über ein 430 Millionen teures Projekt.
Zum Glück war Ueli Vischer einsichtig genug, einzusehen, dass er den Job, den René Kamm gemacht hat, wohl doch nicht kann.
Der neue Mann (Hans-Kristian Hoejsgaard) ist nicht nur seit Jahrzehnten international tätig und vernetzt, es fehlt ihm auch der Basler Stallgeruch, sodass er unbefangen sagen kann, was Sache ist.
Muss man hoffen.
Die Auslagerung der Immobilien in eine eigene Gesellschaft wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Baselland als bedeutende Aktionärin des Unternehmens muss den dringend geforderten Aufbruch mittragen.
In einem ersten Schritt damit, dass Regierungsrat Thomas Weber sofort aus dem Verwaltungsrat zurücktritt und danach, indem der Kanton den geordneten Rückzug aus der Messebeteiligung vorbereitet.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 10. Oktober 2018