Die Medien sind sich mal wieder einig: Herr Sarkozy verliert die Wahlen.
Will Sarkozy in der Stichwahl noch gewinnen, müsste er die Stimmen der Rechtsextremen und der Mitte zugleich gewinnen – das wäre allerdings ein unerhörtes Kunststück der politischen Arithmetik.
Fasst die FAZ die Gemütslage auf den Redaktionen zusammen.
Nur: So eine Wahl hat mit Arithmetik erst dann etwas zu tun, wenn das Ergebnis vorliegt. Vorher ist das nichts als Stimmungsmache.
Was man damit untermauern kann, dass alle dann im Nachhinein schreiben: das gute Abschneiden von Frau Le Pen sei überraschend.
Die Medien sind immer überrascht, wenn ihr Wunschtraum von der Realität abgewatscht wird.
Also, mal ganz nüchtern analysiert, ist die Lage in Frankreich doch so, dass addiert weder die Linke noch die Rechte eine klare Mehrheit beisammen haben.
Jetzt werden die Karten völlig neu gemischt.
Denn die Ausgangslage ist bei den Wahlen in zwei Wochen eine ganz andere als sie am Sonntag war. Wer weiss, was in den nächsten beiden Wochen noch alles passieren wird.
Einfach mal so als Kontrapunkt – ich sage voraus: Herr Sarkozy wird das Rennen machen.
Doch wie urteilt die geschätzte Leserschaft?
Wer gewinnt die Präsidentschaftswahlen in Frankreich?
- Francois Hollande (51%, 96 Votes)
- Nicolas Sarkozy (49%, 93 Votes)
Total Voters: 189
contefosco meint
Deine Prognose hat mir noch gefehlt. Jetzt bin ich sicher, dass Hollande gewinnen wird 😉 .
Andres Egger meint
Als ob’s (leider) nicht einerlei wäre: Ob Sarko oder Holli – Frankreichs 5ème Répuplique ist am Arsch. Ein Auslaufmodell. Als Franzose hat man die Wahl zwischen Scheisse und Scheisse. Ein wunderschönes Land, aber politisch im Würgegriff einer arroganten Fonctionnairs-Kaste und eines ineffizienten Zentralismus, gepaart mit dem sattsam bekannten und irrealen Nationalismus-Geschwurbel der gesamten „Grande“ Nation. Frankreich muss (politisch) neu erfunden werden. Ansonsten: Gute Nacht!
Berger Henry meint
Genau so „zaubert“ man politischen Extremismus herbei. Einfach permanent alles und jeden schlecht reden…
Der Ruf nach dem starken Mann, der hier dann einmal gründlich aufräumt ist dann kein so grosser Schritt mehr…
Liberopoulos meint
Der fleissige Henri Berger hat schon viel geschrieben. Meiner Meinung ist es aber so, dass die Franzosen einfach von diesem politischen System ras le bol haben. Immer eine Person zu wählen, die Dreck am Stecken hat und Versprechen macht welche sie sowieso nicht einhalten kann, ist einfach frustrierend. Ich denke Frankreich braucht eine neue Revolution. Die letzte hats nicht gebracht. Haben doch heute einfach „normal“ Sterbliche die alten Privilegien und Machtgebaren des Adels. Gleichheit sieht für mich anders aus.
Henry Berger meint
Da bin ich mir aber nicht so sicher – übersehen Sie nicht zwei wichtige Punkte: François Hollande ist wohl eher dem rechten Flügel der Sozialisten zuzurechnen, eher ein Sozialdemokrat als ein Sozialist. Zweitens: Auch bürgerliche Franzosen sind Sarkozy und seiner dauernden „Selbstinszenierung“überdrüssig. Peinlich wenn man im Wahlkampf seine Frau „vorschicken“ muss, die den Franzosen erklärt, wie „bescheiden“ man im Elysée doch lebt und wie fleissig ihr Mann doch ist…
Kaputt Mundi meint
Sehr guter Punkt, das mit den Redaktionen. Die überall servierte Sauce Hollandaise ist nun wirklich abgestanden. Die Matchmakerin ist Le Pen, auch wenn das die Velohelmfraktion der Journaille nicht wahrhaben will.
Der Clou: Hollandes Wahl versenkt den Euro, Sarkozys auch, aber später – und Le Pen hat Euroland genau im Fadenkreuz und die goldene Kugel mit ihren 20%. Spannend!
Henry Berger meint
…ein Grossteil der Anhänger von Le Pen wird zuhause bleiben. Wie bereits gesagt: Sarkozy wird aufgrund seines Auftretens, seines Charakters, ses allures scheitern – primär jedoch nicht aufgrund seiner politischen Ausrichtung.
Les fraçais en ont ras le bol – tout simplement!
Henry Berger meint
Bei vielen Le Pen-Wählern handelt es sich zudem um Arbeiter, einfache Leute, welche im 2. Wahlgang den Sozialisten wählen werden. Man geht davon aus, dass 25% der FN-Wähler Hollande wählen werden und – wie bereits gesagt – ein grosser Teil zuhause bleiben wird. Somit bleibt für Sarkozy kein so grosses Potential mehr. Dazu kommt, dass seine Anbiederung an die Rechte eben auch viele Wähler des Präsidenten-Wahlvereins UMP abschreckt. Hier sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei der UMP um ein „Sammelbecken“ handelt und nicht um einen monolithischen Block, wie er nun dargestellt wird