Mit anderen Worten, Herr Reber wird am Montag vor die versammelte Presse treten und verkünden, dass er an Frau Arslan festhält.
Er wird das Ergebnis des Anstellungsverfahrens ausführlich darlegen und auch persönlich begründen, weshalb er Frau Arslan für die geeignetste Person hält.
Er wird unterstreichen, dass er sich weder von der BaZ, noch von der SVP je wird unter Druck setzen lassen, mit Betonung auf dem Adverb „je“, weil er mit dieser auch in Zukunft geltenden Haltung gleich noch seinen persönlichen Wahlkampf eröffnet.
Er tut das, weil er mit dieser wohlbegründeten Entscheidung mehr gewinnt als verliert und weil:
Sämtliche Betreibungen auf den Namen der Basler Politikerin Sibel Arslan sind eingestellt. Damit erfüllt sie die Auflagen zur Ernennung als Leiterin des Baselbieter Straf- und Massnahmenvollzugs.
TagesWoche: «Fall Arslan» erledigt, Betreibungen eingestellt
Marc Schinzel meint
Jetzt, nachdem ich mich medienmässig endlich auch aufdatiert habe, will ich es doch nicht unterlassen, Isaac Reber zu seinem Entscheid zu gratulieren. Es braucht nämlich ziemlich viel Mut, vor die versammelten Medien zu stehen und zu sagen, dass man einen Fehler gemacht hat und zu unsensibel vorgegangen ist. Da haben wir in schlimmeren Fällen schon ganz anderes erlebt! Frau Arslan, die selber wohl mehr Objekt als Subjekt in dieser Geschichte war und die viel einstecken musste, was klar unter der Gürtellinie war, wünsche ich alles Gute, beruflich und privat!
Meury Christoph meint
Okay, Herr Reber hat sich jetzt selber aus dem Schussfeld genommen und in letzter Minute sein angekratztes Image gerettet. Aber er hat die tagelange Schlammschlacht der BaZ und die unsichere Situation um die Anstellung von Frau Arslan zugelassen. Jetzt hat er sich dem allgemeinen Shitstorm gebeugt. Bei dieser Rettungsaktion musste Frau Arslan über die Klinge springen. Sie hat die Misere nicht verschuldet. Nach ihrer Bewerbung und der Zusage durch das Amt konnte sie davon ausgehen, dass sie für den Job genügend qualifiziert war, das Verfahren ordentlich abgelaufen ist und sie die Auflagen betreffend Schuldentilgung erfüllen wird (kann). Ergo war aus ihrer Sicht alles paletti. Deshalb darf man Frau Arslan keinesfalls anprangern. Und es bleibt dabei: Sie ist und war das falsche Opfer.
Marco Born meint
http://www.onlinereports.ch/News.117+M566aa2d57e4.0.html
M.M Knapp daneben!
Marc Schinzel meint
Wenn Isaac Reber das heute so sagen will, kann man ihm nicht mehr helfen, obwohl er (Nach)hilfe eigentlich dringend nötig hätte. Es geht doch nicht primär um Arslans Betreibungen. Es ist bedenklich, wie leichtfertig ein Regierungsrat und Sicherheitsdirektor, dem Polizei und Justiz anvertraut sind, mit fundamentalen rechtsstaatliche Prinzipien umspringt. Unvoreingenommenheit, Unparteilichkeit der staatlichen Organe und vor allem die Unabhängigkeit der Justiz sind seit Rousseau und Montesquieu tragende Prinzipien unseres Staats- und Gesellschaftsverständnisses. Und überdies in der Verfassung veran kert. Kein Regierungsrat darf in den Verdacht kommen, bei solche sensiblen Stellenbesetzungen zu mauscheln. Diese Grundsätze hat doch nicht Blocher erfunden! Das Argument des SVP-Drucks ist völlig lächerlich und kommt als ganz billige Entschuldigung daher. Wenn sich Reber heute wirklich so äussert, wie M.M. dies hier ankündigt, dann wil er die peinliche Sache ganz einfach nur aussitzen. Wie Frau Gaugler das auch wollte … Dann soll er das aber bitte auch so kommunizieren und sich nicht als Winkelried gebärden, der die SVP-Pfeile auf sich zieht.
U. Haller meint
Doch nicht… „Sicherheitsdirektor Reber räumte ein, dass er die Situation falsch eingeschätzt hat und der ursprüngliche Personalentscheid „zu wenig sensibel getroffen“ worden sei.“ Zumindest ehrlich.
G. Koller meint
Die Tatsache, dass ein noch nicht als Volksvertreter Gewählter, der sich und uns noch nicht hat beweisen können, dass seine Wahl zum Wohle aller sei, einem noch nicht Wiedergewählten, der sich aber bereits seit vier Jahren als gut und fähig hat beweisen können, nun empfiehlt, eine von ihm in ein öffentliches Amt gewählte Person, die sich darin noch nicht hat bewähren können, aber möglicherweise dies hätte können, fallen zu lassen, weil sie sich in ihrem privaten Bereich quasi unternehmerisch so verhalten hat, wie es im geschäftlichen Bereich gang und gäbe ist, nämlich Satisfaktion in Aussicht zu stellen, diese dann auch tatsächlich leistet, anders, als es gerade im Bereich der grossen Wirtschaft zu unserem Leidwesen immer wieder vorkommt, – ist doch letztlich nur ein Hinweis darauf, dass wir es auch in der Politik und ihren Geschäften immer mit vielen unbekannten, sogenannt menschlichen Faktoren zu tun haben, die sich positiv wie negativ auswirken und zudem meistens nicht objektiv messbar sind, und letztlich nur mit einer gehörigen Portion blindem oder gutgläubigem Vertrauen von Seiten der ab und zu zur Person sich äussern dürfenden Wähler zum voraus ausgepolstert werden können.
Schade, im vorliegenden Fall werden wir es leider nie wissen, – aber freuen wir uns auf die Wahlen in ein paar Monaten!
Marc Schinzel meint
@Koller: Es geht um weit mehr als Reber und Arslan. Das ist nur ein weiterer, problematischer Fall. Es geht darum, wie staatliche Behörden mit Interessenkonflikten umgehen. Das Thema ist mir, zurückhaltend ausgedrückt, nicht ganz fremd. Der Bundesrat hat vor rund zwei Wochen einen detaillierten Bericht zum Umgang mit Interessenkonflikten in der Bundesverwaltung und in bundesnahen Betrieben verabschiedet. Dieser Bericht wird bald einmal im Bundesblatt veröffentlicht werden. Sein Inhalt ist mir relativ gut bekannt. Alle staatlichen Behörden, vor allem aber deren höchste Exponenten, müssen alles daran setzen, um auch nur schon den Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden. Interessenkonflikte führen zu Intransparenz und zu Entscheiden, die von aussen her objektiv nicht mehr nachvollziehbar sind. Daraus wird dann rasch ein Nährboden für weit Unappetitlicheres. Staat = res publica = Transparenz! Da hat Reber klar gesündigt.
G. Koller meint
So, nachdem nun alle Schulden getilgt und die Sünder sich gestellt haben, wird es auf der politischen Ebene auch keinen Streit um das Ausmass eines „Verlustscheines“ und einer „Verteilung des Verwertungserlöses“ geben, – oder doch?
Allfällige Verschwörungstheorien könnten endgültig verworfen oder bestätigt werden, je nachdem, ob die „black box“ dieses Absturzes bekannt gemacht wird.
Auf den erwähnten bundesrätlichen Knigge bin ich aber sowas von gespannt, da liesse sich vielleicht was auf BS/BL-Verhältnisse herunterbrechen.
Nemesis meint
Die finanziellen Verhältnisse von Frau Arslan beschäftigen mich weniger als die Vorstellung, dass es für diesen Job eine gefestigte Persönlichkeit mit viel und breitgefächerter Lebenserfahrung braucht, die ich bei einer Mittdreissigerin nicht als ausreichend gegeben sehe. «Potential» wäre mir in diesem sensiblen Bereich nicht genug. Sind das einfach nur typische Bedenken einer Alten?
kolibri meint
Im Gegenteil, die Gedanken von Nemesis sind absolut zutreffend. Alle reden vom Geld, aber eben: wo bleiben die Berufs, Führungs- und Lebenserfahrung, die forensisch-psychiatrische Weiterbildung etc.? Ich bin zutiefst beunruhigt!
Letztens hatte ich zum Aufgabengebiet hier einen link gepostet
http://www.baselland.ch/Straf-Massnahmenvollzug.314290.0.html
gotte meint
wäre frau arslan eine gute politikerin, dann würde sie selbst ihre bewerbung zurückziehen und nicht via tageswoche veruchen, ihren künftigen chef unter druck zu setzen. Und wäre herr reber ein guter chef, dann würde er mal die brille aufsetzen und genau hinschauen, wer aus seinem laden ihm dieses ei gerade jetzt ins wahlkampfnäschtli gelegt hat. Die bz hats gestern angetönt – man könnte meinen, es handle sich um sabotage.
M.M. meint
Link?
gotte meint
Noch nicht online. kommentar von bojan stula.
M.M. meint
Okay, wenn die nicht wollen, dass ich’s lese… 🙂
Meury Christoph meint
Wenn wir schon auf den Seiten der Tageswoche rumsurfen, hier noch ein Link mit einem Beitrag zur Kulturpolitik im Baselland: «Kultur hat in der Baselbieter Regierung keine Lobby mehr. Das wird sich auch mit der im Februar neu gewählten Regierung nicht ändern. Das sind schlechte Aussichten für den Nachfolger oder die Nachfolgerin des abtretenden Kulturchefs Niggi Ullrich» von Christoph Meury
http://www.tageswoche.ch/de/2014_49/kultur
michelecmeyer meint
wär der oberbaselbieter genehmer?
Rainmaker meint
TaWo als verlängerter PR-Arm!
M.M. meint
Nein, alternativer Kommunikationskanal. Strategische Möglichkeit, die zu nutzen legitim ist.
Sullivan Frisch meint
die TaWo ist heute doch ein fester und wichtiger Bestandteil der Baseler Medienlandschaft. Zum Glück ist diese Einsicht gewachsen, den ein Krieg zwischen den einzelnen Medienhäusern schadet nicht nur diesen, sondern auch dem Angebot an unterschiedlichen Blickwinkeln und Informationen in unsere Region.