MM/h.s. Die Basler Zeitung schreibt heute über den Baselbieter Ständeratswahlkampf, es sei sehr einsam um den SVP-Kandidaten Baader geworden. Möglich, dass die nicht richtig zuhören und hingucken. Denn der Mann ist alles andere als einsam.
Seit der Wahlkampf in die letzte Phase eingeschwenkt ist, fällt die traute Harmonie auf, die zwischen Frau Schneider von der CVP und Herrn Baader von der SVP herrscht. Da fällt kein kritisches Wort mehr in die eine oder andere Richtung, das wird unterstützt, dass sich die Scheinwerfer betreten wegdrehen, da werden politische Sympathiebezeugungen gewechselt, als rudere man tatsächlich im selben Boot.
Die beiden bereiten sich offensichtlich auf die nächste Runde vor, auf die Gespräche, die man noch vor der Bekanntgabe der Wahlresultate miteinander führen will, um festzulegen, wer von den beiden im zweiten Wahlgang – der so sicher ist, wie das Amen, na Sie wissen schon wo – antreten wird.
Doch zu den konkreten Zahlen:
Um es nochmals zu wiederholen: Bis am 23. Oktober haben im Landkanton etwa 181’000 Wahlberechtigte die Chance, brieflich oder an den Urnen ihre Favoriten zu wählen. Allein, dies wird auch dieses Mal kaum die Hälfte tun. Auf der Basis von den bis anhin in grossen Unterbaselbieter Gemeinden und ein paar kleineren im Oberbaselbiet eingegangen Wahlcouverts, muss mit ein Wahlbeteiligung zwischen 40 % und 45 % gerechnet werden, um hier mal mit einem gröberen Rahmen zu rechnen.
Dies ergibt zwischen 72’400 und 81’450 aktive Wählerinnen und Wähler im Kanton Basellandschaft.
Damit bei den Ständeratswahlen die 50 %-Hürde geknackt werden kann, muss man zwischen 36’200 und 40’725 Wählerstimmen erreichen. Die 42%-Hürde für Herrn Janiak, die er gemäss unserer Einschätzung nicht übersteigen wird, liegt somit zwischen 30’400 und 34’200 Stimmen. Die 40 %-Latte liegt für ihn zwischen 28’960 und 32’580 Stimmen.
Weshalb ist diese 42 %-Hürde so wichtig?
Weil wir davon ausgehen, dass der zweite Wahlgang nur noch eine Ehrenrunde wäre, wenn Janiak deutlich über 42 % läge. Bei 45 % ist er defacto gewählt. Fällt er jedoch unter 40 %, dann hat er nur seinen Block und den Bisherigen-Bonus mobilisiert – mit anderen Worten, dann wird es sehr eng für ihn.
Das links-grüne Lager (die Volksfront Baselbietnas oder die Oekofront Baselbietnas) kann ein Wählerpotenzial von rund 27’500 Stimmen. Bei einer Wählerbeteiligung von 40 % entspricht dies ca. 38.0% der potenziellen Wähler (wir rechnen mit dem Mittel von 75’925), bei 45% Wählerbeteiligung entspricht dies ca. 33.8%.
Bei einer Wahlbeteiligung von 42.5% kann Herr Janiak somit mit 35.7% (von 76’925 Wählern) aus dem eigenen Lager rechnen.
Wenn wir davon ausgehen (können), dass wohl kaum ein SVP-Wähler (netto) Janiak einlegen wird, muss Herr Janiak gut 3’200 Stimmen bei FDP und den Anhängern der Mitteparteien holen, um auf 40 % zu kommen. Das sind immerhin 11% dieses Wählersegments oder jeder 9. Um im ersten Wahlgang 42 % zu erreichen, muss Herr Janiak gar 4’800 Stimmen aus der FDP und der Mitte erhalten, das sind 16% dieses Wählersegments oder jede 6. Stimme.
Geradezu unmöglich sind die 50 % und eine Stimme, um den zweiten Umgang zu vermeiden. Denn das würde satte 9’960 Stimmen aus der FDP und der Mitte erfordern, dass sind 34% diese Wähler oder jeder. Dazu wird es ihm wahrscheinlich nicht reichen.
Wahrscheinlichstes Szenario: Herr Janiak macht zwar das beste Resultat, es reicht jedoch nicht. Herr Baader liegt vor Frau Schneider, tritt jedoch nicht mehr an, weil er zu Höherem berufen ist. Es gibt einen zweiten Wahlgang. Dessen Ausgang ist dann tatsächlich völlig offen.
PS: Die Chancen, dass Herr Baader zum Bundesrat gewählt wird, sind einiges grösser, als dass er Ständerat wird.
Markus Saurer meint
@Heller: Naja, ich würde das diametral entgegengesetzt sehen: Überlebenswichtig für die Schweiz und Deutschland wird der baldmöglichste Ausstieg aus dem Ausstieg sein. Alles andere ist ökoromantische Träumerei. Sie sollten sich mit den Daten und Fakten vertraut machen. Und werfen sie doch einmal einen Blick auf das Ergebnis, dass die Deutschen bislang mit 80 Mrd. € in den Erneuerbaren erzielt haben. Atomausstieg heisst CO2-Wiedereinstieg….
Heinz Heller meint
Mindestens 55% der Wahlberechtigten wählen nicht. Politikverdrossene? Klar, Politik ist viel BlaBla und am Schluss gewinnen die finanzkräftigsten Lobbyisten. Aber es gibt lebenswichtige Themen, die wir durch Wählen beeinflussen können. Beispielsweise der Atomausstieg. Mit Janiak/Liste 2 bestätigen wir starke Anti-AKW-Stimmen in Bern. Kostet 15 Minuten und 1 Franken und nützt mehr als die Faust im Sack.
contefosco meint
Etwas hat Herr Baader nicht ganz begriffen. Er muss in der Staatsrechts-Vorlesung immer einen Fensterplatz gehabt haben. Als Ständerat sollte er in erster Linie den Kanton stärken und nicht die Schweiz. (Kann er ja dann als BR machen ;-))
Markus Saurer meint
Als Berner und nicht-SVP-ler geht mich die BL-SR-Wahl nichts an. Trotzdem: Baader ist ein hervorragender Mann!