Foto: Juri Weiss/bs.ch
Ein Leser hat uns freundlicherweise einen nun wirklich interessanten Artikel aus der aktuellen BaZ geschickt (wird vermutlich später online gestellt).
Darin wird Herr Conti als Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baselland portiert.
Wir reiben uns die Augen.
Ausgerechnet Herr Conti wollen die Liestaler holen, den Mann, mit dem sich die Rampassen während Jahren um die Zukunft des regionalen Spitalwesens gebalgt haben und ihn mit diesem wirren Baselbieter Gockeltum, das sich einzig aus der Abgrenzung zu „den Städtern“ nährt, immer mal wieder brüskierten?
Hätte man damals auf ihn gehört, wäre das Kantonsspital Baselland nicht dort, wo es sich heute befindet.
Im Morast.
Das Erstaunliche an diesem Beitrag ist, dass den im Artikel zur Sache befragten Politikern, darunter die beiden Baselbieterunabhängigkeitsfundamentalisten Richterich (FDP) und Kämpf (SVP), beim Namen Conti nicht etwa das Victorinox Swiss Army Knife im Hosensack aufgeht, sondern dass die die Conti-Berufung ernsthaft diskutieren, wenn auch auf dem wie üblich kleinkarriertem Niveau, also dass sie diese Personalie überhaupt ernsthaft IN BETRACHT ZIEHEN!
Herr Richterich (FDP):
Man muss in dieser Frage offen bleiben.
Herr Kämpfer (SVP):
Es gibt bessere Leute auf dem Markt, die mehr bewirken können.
Frau Fankhauser (SP):
Ein politischer Jurist wird einfach durch einen politischen Juristen ersetzt.
Herr Conti als Retter der Baselbieter Spitäler – das wäre die gesundheitspolitische Bankrotterklärung des Landkantons. Das wäre die Bestätigung des völligen Versagens des politischen Personals in Liestal der letzten Jahre.
Es wäre das Eingeständnis, dass man vorne laut „Unabhängigkeit“ zum Fenster rausbrüllt und hinten – wie so oft – die Basler zur Türe reinlässt.
Die Berufung von Carlo Conti wäre das beste Argument, für die Kantonsfusion.
Deshalb darf ein aufrechter Baselbieter nicht einmal im Traum an Herrn Conti als Verwaltungsratspräsident für das Kantonsspital denken.
Dass der die Baselbieter aus der Spitalmisere führt, müsste für jeden Fusionsgegnerfundi DER Albtraum schlechthin sein.
Herr Weber, SVP, Oberbaselbieter, seit ein paar Monaten Gesundheitsdirektor, muss diesem Spuk sofort ein Ende bereiten.
Der Mann, der sich als das darstellt, was ich schon immer gesagt habe, ein Staatdiener, (Eigenzitat: „Wollen wir einen aus der Not der Bürgerlichen geborenen Staatsdiener, der uns die nächsten zwölf Jahre gewissenhaft und akkurat in unsinnige Diskussionen über Kleingedrucktes verwickelt?“), kann doch nicht unter dem schon bald mal „alt Gesundheitsdirektor Basel-Stadt“ dienen.
Auch wenn ihm, weil jetzt Staatsdiener ohne Chef, deshalb ideen- und ziellos, durchaus passen täte, wenn ihm jemand sagen täte, wo’s lang geht.
PS: Persönlich fände ich Carlo Conti selbstverständlich eine hervorragende Besetzung. Wenn Herr Conti dann noch Andreas Faller, den Aufräumer – erstaunlich, dass dem sein Name nie fällt – als Spitaldirektor einsetzen würde, dann wäre marktwirtschaftlicher Zug im Kamin.
Blacky meint
Zur Kernkompetenz der Elite der Nation (=Landrat) gehört nicht mehr die Führung/Leitung der Spitäler. Vielmehr die Strategie. Siro sollten die wichtigsten Zahlen längst kennen: 1 Bruderholz =200 kg TNT; 1 Fenninger=20 kg TNT.
Schewardnadse meint
Das haben Sie schon mal gebracht, aber Sie verkennen dabei, dass in beiden Spitäler eine Vielzahl von Leuten arbeiten und dass beide Häuser die Gesundheits-Versorgung von über 160’000 Menschen sicherstellen. Dies einfach so zu verkennen, ist absurd.
Schewardnadse meint
Hört, hört, ist Herr Imber nicht Teil der FDP-Landratsfraktion, die sogar darüber diskutieren wollte, wer CEO sein soll und eine Taksforce einsetzen wollte. So viel zur Entpolitisierung der Spitäler.
Siro meint
Der Landrat hat gemäss Spitalgesetz die Oberaufsicht. Das KSBL ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit rund 300 Mio. Franken Umsatz und rund 3500 Mitarbeitern. Wenn die Aufsicht, der Regierungsrat, vom Verwaltungsrat nicht angehört wird, dass 1. der VR-Präsident abtritt, 2. der Vorsteher der VGD aus dem VR zurücktritt und 3. der CEO noch als letzte Amtshandlung (möglicherweise rechtswidrig) rausgeschmissen wird, dann dürfte das die Oberaufsicht eines für den Kanton riesigen Betriebes interessieren. Über Nacht haben sich die wichtigsten Führungsleute aus dem Staub gemacht bzw. wurden rausgeschmissen. Das ist nicht Parteipolitik, sondern die Wahrnehmung des gesetzlichen Auftrages. Gleichezitg völlig selbständig und kantonale öffentlich-rechtliche Anstalt sein wollen, geht eben nicht.
Es ist falsch, dass die FDP sich in Personalentscheidungen eingemischt hat. Lesen Sie unsere Anträge. Die FDP hat verlangt, sondern dass der Regierungsrat seine gesetzliche Aufsichtsfunktion wahrnimmt, ansonsten stehen wir wieder dort, wo der Vorgänger von RR Weber angefangen hat.
Siro meint
460 Mio. Fanken Umsatz
Schewardnadse meint
Sie bringen ziemlich viel durcheinander. Das KSBL ist verselbständigt. Ich habe die Landratsdebatte verfolgt. Der Regierungsrat hat als Eigner die Oberaufsicht, nicht der Landrat. Die FDP wollte bei der Personalpolitik mitreden. Ein Herr Richterich, der Heinz Schneider wegen der Schliessung der Geburtsabteilung in Laufen heftig an den Karren gefahren ist, wollte sich prötzlich für ihn einsetzen. Niemand hat sich aus dem Staub gemacht. Nach langem Zusehen und die Stange halten, hat man sich vom CEO getrennt. konsequenterweise ist auch der VR-Präsident zurückgetreten. Wieviele Abgänge von Chefärzten meinen Sie erträgt es? Ein Interims CEO wurde eingesetzt. Und jetzt wird ein neuer VR-Präsident evaluiert. Die Politik ist draussen – und das ist gut so.
Siro meint
Das KSBL ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt und nicht privatisiert (§ 8 SpitalG). Der Landrat übt die Oberaufsicht über die Unternehmen aus (§ 19 SpitalG). Der Regierungsrat übt die Aufsicht über die Unternehmen aus (§ 20 SpitalG). Solange das Gesetz dies vorsieht, muss ich als Mitglied des Oberaufsichtsorgans meine Verantwortung wahrnehmen, ob mir das Gesetz passt oder nicht. Mir passt es, wie hier bereits erwähnt, nicht.
Sie unterstellen mir Parteipolitik, weil Herr Schneider angeblich in der gleichen Partei wie ich Mitglied ist. (1.) interessiert mich die angebliche Parteimitgliedschaft Herrn Schneiders nicht, (2.) kenne ich Herrn Schneider nicht und (3.) sollte ich wegen einer Parteizugehörigkeit eines Angestellten eines kantonalen Betriebes die Aufsichtsmängel nicht bennen dürfen?
Ich sehe den Zusammenhang zwischen der Aufsichtsmängel beim Regierungsrat, Herrn Schneider und der Geburtenabteilung in Laufen nicht. Ich sehe auch keinen Zusammenhang, weshalb der VR-Präsident zurücktreten muss, wenn er den GL-Vorsitzenden entlässt. Und weshab muss dann auch gleich noch gerade der Vorsteher der VGD das Boot verlassen? Dass es einen Wechsel brauchte, ist bei kaum jemanden bestritten. Dass diese Aktionen ohne Rücksprache mit dem Aufsichtsorgan erfolgten und ohne Plan und Ersatz, muss und darf die Oberaufsicht in Frage stellen. Nur so ein Detail am Rande: Die Medienmitteilung über die Entlassung Schneiders und des Rücktritts Voellmins wurde Namens des Regierungsrates versendet. Die Gerüchte wollen es, dass der Regierungsrat als Aufsichtsbehörde nichts davon wusste.
Schewardnadse meint
Gerüchte? Uih….und Ich dachte, es geht um Sachpolitik? Ich rede nicht nur von Ihnen, sondern von der FDP-Landratsfraktion, die als Kollektiv einmal mehr überbissen hat.
gotte meint
zum dem von landrat imber portierten gerücht – wie war das mit den onlineforen-kommentarfunktionen und den klowänden im internet?
M.M. meint
Der Hinweis von Herrn Imber wäre eine journalistische Recherche wert.
gotte meint
eine journalistische recherche? warum nicht das parlamentarische instrumentarium?
M.M. meint
Déformation professionelle 🙂
Siro meint
genau solche fragen wollten wir den regierungsrat ja stellen, doch wir konnten nicht bzw. in der fragestunde unzureichend, weil der landrat die diskussion verweigerte.
und zu schewardnadse: ja, vielleicht übertreiben wir es manchmal im ton. doch das ist mir lieber, als das kuschen der vergangenen jahrzehnte. gute arbeit braucht auch auseinandersetzung. BL fehlt eine konflikkultur, wie sie m. E. andere kantone kennen. und kritik brauchen wir – und bekommen sie gerade von M. M. gelegentlich.
Schewardnadse meint
Lieber Herr Imber, ich verfolge die Baselbieter Politik seit mehr als dreissig Jahren und eines kann ich mit Bestimmtheit sagen: der Anstand und Respekt ist mehr oder weniger verloren gegangen. Das hat mit inhaltlicher Auseinandersetzung rein gar nichts zu tun. Und zu Ihrem Gerücht: ich weiss, dass das absolut nicht stimmt.
Siro meint
Das Grundproblem ist, ob in BL oder BS und Kantonsfusion hin oder her: Spitäler gehören nicht (mehr) mit ins Portefeuille eines Kantons. In BL hätten wir nun wenigstens die Chance, diesen Grundsatz umzusetzen, in BS oder im fusionierten Basel: undenkbar.
M.M. meint
Bin ja der Meinung, dass man die Spitäler verkauft. Das wäre konsequent (und ein aussagekräftiger Markttest).
Rainmaker meint
Es ist wirklich fraglich, ob diese „halben“ Privatisierungen wirklich etwas bringen!
Siro meint
Diese Meinung vertrete ich auch. Die neue Spitalfinanzierung ist aber noch immer nicht in den Köpfen angekommen. Die Kantone haben heute eine andere Rolle. Das Betreiben eines Spitals gehört nicht dazu. Das Baselbieter Spitalgesetz ist Germukse oberster Güte. Obwohl man damals schon an das politisch maximal Machbare gegangen ist, nachdem die Gesetzesvorlage bis über Frist hinausgezögert wurde. Vielleicht löst die Baselbieter Finanzkrise hier noch einen Umdenkprozess aus: Die Spitäler müssen wirklich verselbständigt und dem Finanzvermögen des Kantons übergeben werden.