Lese gerade, dass Helmut Hubacher verstorben ist.
Er hat mich mein ganzes politisches Leben begleitet, also seit 1974, als ich das Glück hatte, beim Basler Volksblatt in den Journalismus einzusteigen.
Als Lokaljournalist live erlebt habe ich Hubacher 1976 an dieser denkwürdigen Wahlkampfdiskussion im vollbesetzten Gundeldingercasino.
Da wurde tatsächlich einen Abend lang dreckige Wäsche gewaschen, denn das Hauptthema war ein abstruses Wäschereithema, bei dem SP-der Regierungskandidat irgendwie um irgendwas gemogelt haben soll.
Erinnert sich noch jemand an den freisinnigen Anwalt Gelzer? Der redete sich auf der Bühne in Rage.
Anstelle Hubachers wurde der parteilose Hansruedi Schmid gewählt, an den sich nun wirklich niemand mehr erinnert.
Klar war ich damals der Meinung, der linke Hubacher gehöre nicht in die Basler Regierung.
Eine zweite Episode mit Hubacher ging so: Ich sollte zur irgendeinem Thema was schreiben und brauchte knackige Zitate.
Also rief ich Helmut Hubacher an, weil der zum Thema gepasst hat.
Dachte, ich bastle dann die Geschichte rund um die knackigen Zitate Hubachers herum.
Er nahm schon nach dem zweiten Klingeln den Hörer ab , was mich ziemlich in die Magengrube fuhr.
Ich meine, da war Helmut Hubacher am anderen Ende, persönlich, nach dem zweiten Klingeln! Und hier sass der Volontär.
Ich fragte ihn, ob er Zeit hätte, ich sei da an einem Thema.
Und er fragte zurück: „Wieviele Sätze brauchen Sie.“ Shit auch, so wie ich mich vorbereitet hatte. Nämlich gar nicht.
Er diktierte mir dann die beiden Sätze auf Schriftdeutsch. Damit ich’s korrekt festhalten konnte.
Als ich bei der BaZ mit meinen Kolumnen begann, hat er mir einen Brief geschrieben.
Von Hand.
Und mir gratuliert und geschrieben, dass er meine angriffige und direkte Art schätze und er sich auf meine Kolumnen freue.
Mehr Ehre geht wohl nicht.
Mit ihm zuletzt diskutiert habe ich am BaZ-Abschiedsfest von Markus Somm in der Kunsthalle.
War ein denkwürdiger Abend in jeder Hinsicht.
Michael Przewrocki meint
Hab Fotos von jener Wahlkampfveranstaltung-weiss auch nicht mehr für welche Zeitung und ob. . Kann sie aber zzt auf keinen Fall herauskramen. Hubacher, Jenny und Gelzer oder?
Thomas Zweidler meint
Wegen IHM bin ich in die Gewerkschaft eingetreten. Und er hat uns damals wirklich geholfen. Nicht nur mit Worten, auch mit Taten.
ER war der letzte Sozialdemokrat. Was nachher kam, Ideologisten und Fantasten.
Aber er war es auch, der (wahrscheinlich als einziger SP´ler) letzthin noch im Migros-Magazin (ja, das ist meine Lektüre) klipp und klar sagte, mit der Zuwanderung kann es so nicht mehr weiter gehen. Irgendwann ist es zuviel. Zuviel mehr. Und immer noch mehr geht einfach nicht.
Dies sagte er. Das beeindruckte mich. Ein weiser Mann, der durchblickt – und Lebenserfahrung hat. Der spürt, das diese Massen irgendwann nicht mehr voluminöser werden können.
Aus der Gewerkschaft bin ich ausgetreten.
Ich finanziere nicht mehr die Funktionärsabenessen und anschliessenden Heimfahrt-Taxi-Kosten ins Oberbaselbiet (wegen nicht mehr stehen und gehen können und so….)
So Sachen gabs bei IHM nicht.