Nein, die Rolle als Bundesrat war ihm nicht auf den Leib geschnitten. Auch als Unternehmensberater hat er nicht reüssiert.
Hingegen war er ein erfolgreicher Unternehmer.
Doch nun hat Christoph Blocher zu seiner eigentlichen Bestimmung gefunden: Er ist ein Prediger geworden.
Das war er eigentlich schon immer, nur ist dies mit seinen politischen Ämtern nicht so deutlich geworden. Christoph Blocher erinnert mich je länger je mehr an Pfarrer Sieber.
Nur das Kreuz fehlt noch.
Die SVP soll sich nur nicht täuschen. Ihm ist die Partei schon lange nicht mehr so wichtig wie früher. Vielleicht war sie ihm überhaupt nie wirklich wichtig.
Deshalb ist er immer zweispurig gefahren. Mit der AUNS lässt er neben einer Partei auch noch eine Bewegung politisch trommeln.
Denn Christoph Blocher wollte schon immer mehr als nur ein Parteiführer sein. Er will das Volk hinter sich scharen.
Er weiss aus der Wirtschaft, auch wenn die SVP, was nicht anzunehmen ist, tatsächlich 30% Wähleranteil erreichte, ihr das im Grunde genommen gar nicht viel nützt.
Ein Minderheitsaktionär ist und bleibt ein Minderheitsaktionär.
Zumal der zweite Bundesratssitz für die SVP weniger einen Machtzuwachs bedeutete als eher eine Schwächung der Parteiposition.
Mit zwei Bundesräten ist man keine Oppositionspartei mehr. Mit einem zweiten Herrn Maurer in der Regierung ist kein Staat zu machen.
Doch Männer wie Herr Blocher, die eigentlich alles erreicht haben im Leben, wollen mehr. Sie wollen berühmt werden oder noch besser: Sie wollen in die Geschichte eingehen.
Der Pfarrersohn folgt schon seit langem der pietistischen Familientradition der aus Württemberg eingewanderten Blochers: Der Erweckungsprediger Blocher will das Volk zu einem besseren Volk erziehen.
Anstelle von „mangelnder Frömmigkeit und unzureichender christlicher Lebensführung“ (Wikipedia) ortet Herr Blocher beim Schweizer Volk mangelhafte Vaterlandsliebe und eine unzureichende eidgenössische Lebensführung.
Ja, Christoph Blocher will in die Geschichte eingehen. Mit weniger kann er sich nicht mehr zufrieden geben.