Der Stossseufzer von Vizepräsidentin Christine Pezzetta gestern am Wahlfest der bürgerlichen Wahlkampftruppe widerspiegelt die Stimmung in der FDP-Parteileitung.
Sie wisse gar nicht, meinte Pezzetta in kleiner Runde, ob der Partei heute Abend überhaupt noch genügend Kandidaten für eine volle Liste zur Verfügung stünden.
Doch die aufgrund der Wagner-Kandidatur signalisierten Lücken auf der Kandidatenliste scheinen sich problemlos wieder zu füllen.
Der eben zum neuen Chef der Basler Handelskammer gewählte Franz A. Saladin, wird sich heute Abend ebenfalls dem Wahlgremium präsentieren. Der 44-Jährige war bisher Geschäftsführer von BaselArea.
Damit kommt doch richtig Zug in den Kamin.
Ziemlich nervös geworden ist Hans Rudolf Gysin schon gestern wegen der Kandidatur von Martin Wagner. Doch jetzt muss Gysin damit rechnen, dass die Eigendynamik, die so eine Wahlveranstaltung entwickeln kann, sich zu seinen Ungunsten entwickeln könnte.
Er ist am Telefonieren. Der einstige Königsmacher ist über Nacht zum Bittsteller geworden.
Denn Gysins Opfergang, mit dem er der „Partei in einer schwierigen Lage“ helfen wollte, ist nicht mehr nötig. Gysin muss nicht „nochmals die Lokomotive machen“. Auch wenn er nun „die Partei inständig darum bittet.“
Die FDP verfügt quasi über Nacht über für die bürgerliche Wählerschaft attraktive Kandidatinnen und Kandidaten. Sie kann auf Gysins letzten Dienst, der vor allem ihm etwas nützt, verzichten.
Deshalb wird man heute Abend wohl die Frage stellen, wie es sich angesichts der Qualität der übrigen Kandidaten rechtfertigen lasse, Herrn Gysin mit Applaus zu bestätigen.
Denn so könnte die FDP-Liste ohne Hans Rudolf Gysin aussehen:
Franz A. Saladin
Martin Wagner
Balz Stückelberger
Stephanie Eymann
Rolf Richterich
Daniela Schneeberger
Christina Pezzetta
Ernsthaft: Braucht es da noch Hans Rudolf Gysin um die 12 % Wähleranteil heimzufahren, die es für einen Nationalratssitz in Baselland braucht?
Wohl kaum.
Es ist ein Elend, aber Hans Rudolf Gysin hat seinen Abgang von der politischen Bühne verpasst. Deshalb müssten ihm wohlgesonnene Kollegen raten – wir sind ihm wohlgesonnen -, heute Abend seinen Rücktritt bekannt zu geben.
Es ist das letzte Mal, dass er seiner Partei tatsächlich einen Gefallen tun kann. Hans Rudolf Gysin muss einsichtig genug sein, heute Abend das Feld zugunsten der nächsten Generation zu räumen.
Am Geld für den Wahlkampf fehlt es bei der Kandidatenliste nicht mehr. Die FDP ist nicht mehr auf die Wahlkampfmaschinerie Gysins angewiesen.
LINDER meint
Und morgen heissts in der BaZ betr Rücktritt: Der Manfred Messmer ist Schuld, er hats gefordert ein paar Stunden zuvor… 😉 Facebook in Aegypten und Tunesien, Facebook im Baselbiet…