Eines hat die Affäre Reber, um mal die Chose korrekt zu benennen, deutlich gemacht: Sowohl die Bürgerlichen als auch die Sozialdemokraten machen Jagd auf den Regierungssitz des Grünen.
Die Chancen sind denn auch mehr als intakt, dass eines der beiden Lager Herrn Reber aus dem Amt drängen wird.
Denn der im Amt schon nach wenigen Wochen verglühte Hoffnungsträger wird nur dann für vier weitere Jahre Regierungsrat bleiben können, wenn er sowohl von links als auch von rechts Stimmen holt.
Und danach sieht es nicht aus.
Wobei, und das zeigt die Umarmung der SVP nach der Pressekonferenz Rebers von Montag, sollte Herr Reber die erste Runde überstehen, dann bleibt den Bürgerlichen noch eine andere Option auf ihrem Mühlebrett: die SP raus aus der Regierung und den Isi als willigen Junior am Katzentisch behalten.
Übrigens herzig fand ich die fast schon hysterische Reaktion der SP-Granden, insbesondere von Herrn Nussbaumer. Der bellte mit Schaum vor dem Mund auf Twitter. Der Fastregierungsrat hat noch nicht vergessen, dass Herr Reber seinerzeit keinen Finger für ihn gekrümmt hatte. Das tut jetzt aber Herr Nussbaumer, am Abzug.
Bhooaa ist dieser Wahlkampf aber spannend!
Nemesis meint
Im RR ist nun mal weniger Parteilinie denn ein offener Blick aufs Gesamte gefragt, und ein RR muss auch das Wünschbare und das Machbare auseinanderhalten können. Isaac Reber hat das pragmatisch vorexerziert, ihn deswegen als «verglühten Hoffnungsträger» zu qualifizieren halte ich für verfehlt. Isaac Reber huldigt keiner Ideologie, sondern geht pragmatisch an die Dinge heran. Nachhaltigkeit definiert er umfassend, d.h. nicht nur bezogen aufs «grüne» Kerngeschäft, sondern auch auf Wirtschaft und Finanzen, das macht ihn zu einem wählbaren Kandidaten für alle politischen Lager. Ich prognostiziere vier Bürgerliche plus Isaac Reber – und er wird mit einem guten Resultat wiedergewählt: vor vier Jahren hat er mit den Stimmen der Bürgerlichen den RR-Sitz überhaupt erst gewonnen, und in deren Augen hat er sich bewährt. Nicht Isaac Reber, sondern der SP-Sitz wird fallen.
Isaac Reber wird in der neuen Regierung auch nicht am Katzentisch sitzen, sondern Einfluss nehmen, wo’s machbar ist, und den wird man ihm dann auch zugestehen. Derweil die SP ihre Wunden lecken und zuschauen wird, wie der locker bestätigte Isaac Reber zusammen mit Monica Gschwind eine neue pragmatisch-nachhaltige Achse im RR bildet 🙂
PS: Dass es diesmal keinen heftigen Wahlkampf mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen geben wird stört nur Blogger und Journalisten, Bürgerin dankt’s! Gehässige Kommentare über den politischen Gegner nerven, und dass vollmundige Versprechungen den Realitätscheck nicht bestehen, weiss das Stimmvolk mittlerweile auch. Die Wirkung eines Wahlkampfs wird vom in sich selbst gefangenen Politkuchen masslos überschätzt!
Meury Christoph meint
Ein bisschen viel PR-Wahl-Gedöns bei diesem 15-zeiligen Reber Plädoyer.
Ganz pragmatisch: Reden wir über den Leistungsausweis in den letzten vier Jahren. Vergessen wir die rhetorischen Trocken-Übungen über Nachhaltigkeit (pragmatisch-nachhaltig!) und Sicht für’s Ganze. Mein Credo (Reber): Gesunde Finanzen. Reden wir über Taten. Langer Gedankenstrich. Pause!
Als konvertierter Bürgerlicher mag Reber durchgehen.
Das grüne Etikett hat sich aber tüchtig verbraucht – verwaschen oder ausgebleicht.
G. Koller meint
Das kommt mir vor, als würde sich der grüne RR als Dummy für eine bürgerliche Crash-Politik missbrauchen lassen, die sich einfach schwer tut damit, dass die Zeiten des „business as usual“ zu Ende gehen, was letztlich auch bedeutet , „Verantwortlichkeit dingfest zu machen in diesen Zeiten der grassierenden freiwilligen Selbstausbeutung und Selbstentblössung“.*
* (… etwas frei nach nach dem neuen Buch von Byung-chul Han, Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken, S. Fischer Verlag.)
Chienbäsebärti meint
Für einmal schreibt mir Meury Christoph aus dem Herzen. Leistungsausweis: — (langer Gedankenstrich. „konvertierter Bürgerlicher“? was ist denn das? Wo er wirklich auffällt ist auf FB mit schönen Bildli vom Sonnenuntergang am Meeresstrand oder mit mit einer weissen Koch-Schürze beim Spaghetti-Kochen in der Sissacher Begegnungszone.
Auf Isi kann Baselland verzichten. Niemand wird sein Wegbleiben bemerken.
Chienbäsebärti meint
Wahlkämpfe haben nie unangenehme Nebenerscheinungen!
M.M. meint
Mal ganz ehrlich: mir ist es in den letzten vier Jahren und den vier Jahren zuvor, nicht ein einziges Mal aufgegangen, weshalb denn die bürgerliche Mehrheit derart wichtig für den Kanton und dessen Politik sein soll.
Zu behaupten, uns ginge es noch besser mit vier, ist etwa so, als würde man behaupten, hätten wir noch ein Auge dazu, sähen wir besser. Oder so ähnlich.
Interessant wäre doch mal zu sehen, was denn das für eine Politik wäre, mit 2 SP- und einem Grünen-Vertreter, wenn also die Bürgerlichen in der Minderheit wären.
Einfach mal so aus Neugierde. Hatten wir ja noch nie.
Rainmaker meint
Dann würde man in jedes Dörfli Drämmlischiene verlegen wollen, täglich lustige Präventionskampagnen lancieren und neue Fachstellen schaffen sowie für die Antistrasseninitiative einen Gegenvorschlag mit gleichem Inhalt unterbreiten etc. etc. Und die Schulden wären dann bald bei 4 Milliarden….
Henry Berger meint
zurück zu Herr RR Reber: Fühlt er sich überhaupt wohl in der Rolle als Regierungsrat? Identifiziert er sich mit seiner Funktion? Auf mich macht er immer ein bisschen den Eindruck einer Person, die zufälligerweise da hinein „gestolpert“ ist – zwar sehr sympathisch aber irgendwie nicht richtig heimisch mit Amt und Funktion…. (hinzu kommt dann die wohl eher ungeliebte Direktion) Dies lässt vermuten, dass eine Abwahl wohl nicht die absolute persönliche Katastrophe für Herrn Reber wäre…
gotte meint
eben – weil der wahlkrampf so unspannend beginnt, wie er wahrscheinlich weiter geführt werden wird, mache ich mal themawechsel: der bericht über die foltermethoden der CIA resp. der von ihr mandatierten private contractors lässt sprachlos zurück. was ist bloss in die USA gefahren, für derart wenig ertrag derart grundlegend alle regeln des eigenen rechts, aber auch des völkerrechts zu missachten. und was fährt in uns, wenn wir in der konfortzone im belanglosen adventsgeschenkrausch die für die spassgesellschaft repräsentative 20minuten headline „Foltern mit Britney: Das ist die Playlist der CIA-Folterknechte“ lesen. reber, weber, lauber, nebiker, blabla-er: es spielt wirklich keine rolle.