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Gredig redet Englisch. Mit einem Genfer. Im Schweizer Fernsehen.

19. Februar 2021 By M.M.

Gestern Abend, nach einem ausladenden Mehrgänger, mit Querbeet-Diskussionen, mit wenig *- und polititkonformen Punktsetzungen, für die man auf Twitter in einen veritablen Shitstorm geraten würde, mit Freunden (coronaconforme Zahl).

Gestern Abend danach als Absacker Gredig direkt.

Er redet mit Romain Grosjean, den ich nicht kannte. Das bemerkenswerte war jedoch nicht der Inhalt des Gesprächs, weshalb ich schon nach wenigen Minuten dann doch zu Bett ging.

Das erstaunliche war: Gredig redete mit dem Genfer Englisch.

Englisch!

Im Schweizer Fernsehen! Mit einem Mann aus der Welschschweiz!

In Frankreich hat Clément Beaune, Frankreichs Minister für EU-Angelegenheiten eine interessante Diskussion angestossen:

EU should stop speaking ‘broken English’ after Brexit.

Als ich das las, dachte ich, was jetzt alle spontan denken: Ach die Franzosen mit ihrem kolonialen Minderwertigkeitskomplex gegenüber global Britain.

Ein Reflex, schliesslich haben die meisten von uns so ihre Probleme mit dem Französischen (in der Schule gehabt).

Wir können hingegen Englisch: Diese 100 Sätze des Powerpoint- und Marketing-Englisch beherrschen wir doch im Schlaf.

Bei Licht betrachtet, hat der Franzose recht.

Jetzt, wo die Briten weg sind, machte es tatsächlich Sinn, wieder zur ursprünglichen Hauptsprache der Europäischen Union zurückzukehren.

Zur Sprache der Diplomatie.

Französisch ist die Sprache Kontinentaleuropas. (Gestern beim dritten Gang meinte einer unserer Gäste, Deutsch wird von viel mehr Europäern gesprochen, müsste also zur Hauptsprache werden, was wir aber sofort wieder verworfen haben; die Deutschen wollen lieber schwach scheinen.)

Die französische Forderung ist auch geopolitisch durchaus bedenkenswert: Auf der einen Seite ist der angelsächsische Weltmachtanspruch und auf der anderen Seite jener der Chinesen.

Wieso soll man also als Kontinentaleuropäer innerhalb des Politibetriebs der EU sich einer Sprache bedienen, die mit dem Austritt der Briten an Bedeutung verloren hat?

Französisch ist ja nicht bloss eine Umgangssprache, sondern verkörpert, anders als Englisch, kontinentaleuropäisches Denken par excellence.

Während die Briten bekanntlich noch immer in einem skurrilen feudalen System verharren, bescherte Frankreich der Welt mit seiner Revolution die Menschenrechte und hat unser modernes Demokratieverständnis entscheidend beeinflusst.

Und damit zurück in die Schweiz.

Lassen wir mal meine persönliche Befindlichkeit beiseite: Wenn wir in diesem Land von Identität reden, dann kommen wir um Französisch nicht herum.

Was wohl mit dem Satz „La Suisse n’existe pas“ hinlänglich bewiesen wurde.

Kategorie: Einsichten Stichworte: Einsichten

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Kommentare

  1. Karl Linder meint

    24. Februar 2021 um 11:25

    Ich finde es pragmatisch, dass man in der Sprache spricht, die beiden am besten liegt. Der Zusammenhalt der Schweiz gerät dadurch nicht in Gefahr. Ich hatte 1997 in China mit einem Westschweizer auf englisch parliert, und wir haben damals schon debattiert, ob dies der Bundesrat nun gut finden würde.

  2. Andres Egger meint

    19. Februar 2021 um 17:53

    Gredig kommt aus Davos. Was bekanntlich im lateinischen Teil der Schweiz liegt.
    Er hat in Fribourg studiert. Was bekanntlich ebenfalls im lateinischen Teil der Schweiz liegt.
    Weshalb also spricht er mit einem Romand Englisch?
    Weil er als cooler Neozürcher in der Leutschenbach-Blase den Mann von Welt markiert.

    • Beat Hermann meint

      21. Februar 2021 um 20:43

      yess!

    • Karl Linder meint

      24. Februar 2021 um 11:23

      Davos liegt im Prättigau, mit Verlaub ist das eine Walser-Gemeinde (mittelalterliche Migranten aus dem deutschsprachigen heutigen Wallis).

  3. U. Haller meint

    19. Februar 2021 um 14:32

    Muss dabei immer an Heine denken.

    Auch wenn es lange her ist, hat sich doch in diesem Europa kaum etwas an der Aktualität seiner Worte geändert. Die deutsche Sprache war zweifellos seine poetische Heimat, doch über die Nachbarn im Westen hatte er nur lobende Worte übrig:

    »Was mir am besten an diesem Pariser Volke gefiel, das war sein höfliches Wesen und sein vornehmes Ansehen. Süßer Ananasduft der Höflichkeit! wie wohltätig erquicktest du meine kranke Seele, die in Deutschland so viel Tabaksqualm, Sauerkrautsgeruch und Grobheit eingeschluckt! Wie Rossinische Melodien erklangen in meinem Ohr die artigen Entschuldigungsreden eines Franzosen, der am Tage meiner Ankunft, mich auf der Straße nur leise gestoßen hatte. Ich erschrak fast vor solcher süßen Höflichkeit, ich, der ich an deutsch-flegelhaften Rippenstößen ohne Entschuldigung gewöhnt war, Während der ersten Woche meines Aufenthalts in Paris suchte ich vorsätzlich einigemal gestoßen zu werden, bloß um mich an dieser Musik der Entschuldigungsreden zu erfreuen. Aber nicht bloß wegen dieser Höflichkeit, sondern auch schon seiner Sprache wegen, hatte für mich das französische Volk einen gewissen Anstrich von Vornehmheit. Denn wie Sie wissen, bei uns im Norden, gehört die französische Sprache zu den Attributen des hohen Adels, mit Französisch-Sprechen hatte ich von Kindheit an die Idee der Vornehmheit verbunden. Und so eine Pariser Dame-de-la-halle sprach besser Französisch als eine deutsche Stiftsdame von vierundsechzig Ahnen.«

    Davon kann man sich auch heute noch eine Scheibe abschneiden.

  4. gotte meint

    19. Februar 2021 um 12:06

    genau! mir graut vor all diesen selbstgefälligen berufsschweizern, die auch nach 9 oder 12 jahren schulunterricht keinen satz französisch verstehen, geschweige denn sprechen, aber lauthals fordern, dass die ausländer nach 3 monaten deutschschweiz perfekt deutsch sprechen sollen…und nein, mit mille feuilles hat das nichts zu tun.

    • Chienbäsebärti meint

      20. Februar 2021 um 09:06

      Vielleicht eben doch. Zu „meiner Zeit“ mühte man sich zwar mit dem „Pas a pas“ ab. Und als ich nach der abgeschlossen Berufslehre (mit Freifach Französisch) das Welschland-Jahr in Genf aufnahm, kannte ich zwar das participe passé. Aber im Bistro ein Bier bestellen, konnte ich nicht. Die damaligen Franzi-Lehrer strotzten vor Begeisterungslosigkeit.. Dennoch ist aus mir später ein 2CV-Fan und ballon rouge-Trinker geworden.

  5. Marcus Denoth meint

    19. Februar 2021 um 11:56

    Genau das hab ich mir auch gedacht. Aber da das Schweizer Fernsehen auch nicht reagiert, wenn man nachfragt, wiso heute noch die bösen, hinterlistigen, geldgierigen Charakteren (im Kinerfernsehen) ausnahmslos Baseldeutsch sprechen, erwarte ich auch auf diesen Einwand keine Antwort. In Zürich ist Englisch Trumpf, nicht Französisch. Von dem her repräsentiert dieses Interview das SRF und seine (zürcher) Mentalität wunderbar. Sorry Herr Ulrich.

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