Gut, wir und unsere vier Kinder sind fein raus. Wir haben die Schulzeit hinter uns.
Erstaunlicherweise haben sich die drei Mädchen zu tollen Frauen entwickelt, die keine Probleme damit haben, dass sie Frauen sind. Der Jüngste ist eben erst Unteroffizier der Schweizer Armee geworden und auch er hat mit seiner Rolle als Mann keine Probleme.
Männer und Frauen sind verschieden.
Nach einer Diskussion in der ETH, wo es um den niedrigen Anteil von Frauen im Ingenieursstudium ging, habe ich in der Bahnhofstrasse bei Franz Carl Weber einen der grössten Baukästen Stockys gekauft, den sie im Angebot hatten. Damit die Girls statt mit Barbies Müeterlis zu spielen, auch mal einen richtigen Kran bauen.
Sie schraubten sich Babybettli. Die Girls amüsieren sich noch heute darüber.
Klar – sie haben auch jede Menge Spielzeugautos unter die Puppenstuben gemischt bekommen.
Als der Jüngste drei war – das ist auch so eine Szene, die sich ins kollektive Gedächtnis unserer Familie eingeprägt hat – wurde erstmals sichtbar, wie viele dieser kleinen Spielzeugautos sich in der grossen Spielzeugkiste angesammelt hatten, versteckt unter all der Babywäsche, Barbiepuppen, Pferdchen und sonstigem Müeterli- und Verkaufsladenuntensilien.
Er hatte zielgerichtet alle Autos herausgeklaubt und in seinem Zimmer zu einem ziemlich grossen Parkplatz aufgereiht. Wir alle hatten bis dahin nicht gewusst, wie viele Spielzeugautos unsere Mädchen im Verlaufe der Jahre tatsächlich geschenkt bekommen hatten.
Als er in den Kindergarten ging, fragte er mich, ob er sich mal den Motor unseres Autos anschauen dürfe. Mädchen stellen nun mal keine solchen Fragen.
Ist das denn schlecht?
Nun, wenn es nach Geschlechterforscherin Andrea Maihofer geht, dann schon.
Sie sagt, liest man heute im Lokalblatt, allen Ernstes:
Viele Buben werden noch sehr nach traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit erzogen. Sie werden beispielsweise bestärkt, sich zu bewegen, aktiv zu sein und weniger etwa eine gerade Linie zu ziehen oder sich still sitzend auf eine Sache zu konzentrieren. Mit dieser Erziehung werden Buben im Gegensatz zu Mädchen schlecht auf die Schule vorbereitet. Das passt für das Schulsystem nicht.
Ach ja?
Nun, weder haben wir unsere Mädchen aufs Stillsitzen getrimmt, noch haben wir den Jüngsten zum Fussballspielen animiert. Die taten das einfach von sich aus.
Selbst die erdrückende Frauenmehrheit im Haushalt hat ihn nicht dazu gebracht, mit Barbie-Puppen zu spielen.
Allerdings, da gebe ich der Geschlechterforscherin der Uni Basel recht, hätten wir die Girls zwangsweise zum Fussballspielen geschickt und ihn zum Verkäuferlisspielen verdonnert, wären alle ziemlich frustriert gewesen.
So frustriert, wie es offensichtlich viele Buben in der schon seit Jahren von Frauen dominierten Primarschule sind:
Vor allem in der Primar- und Sekundarschule zeigen sich Probleme bei den Buben: Sie kommen öfter in Sonderschulen, Therapieprogramme und Kleinklassen, sie zeigen mehr Auffälligkeiten im Verhalten und machen öfters schlechtere Noten. Das ist aus der Perspektive vieler Buben ein ziemlicher Hammer: Sie stellen fest, dass sie dem weiblichen Geschlecht gar nicht überlegen sind, viele von ihnen erstaunlicherweise immer noch oft glauben.
In Klammer: Eigentlich müsste man an dieser Stelle mal die Frage stellen, ob man der schon seit Jahren von Teilzeitfrauen dominierten Primarschule nicht systemimmanentes Versagen vorwerfen müsste. Aber na klar doch, im Gegensatz zu männlichen Systemen, wie zum Beispiel Banken, können weibliche Systeme, wie beispielsweise Schulen, nicht versagen.
Die offensichtlichen Probleme der Buben in der Schule kann man nicht mit Stillsitzübungen im frühesten Kindesalter ändern, sondern damit, dass wieder mehr Männer Primarlehrer werden. Und zwar nicht in Teilzeitpensen, wie dies heute bei den Primarlehrerinnen die Regel ist, sondern 100 Prozent und engagiertem Einsatz.
Unser Jüngster wird Primarlehrer und das ist nun wirklich gut.
Decudo meint
… dieser Erziehung werden Buben im Gegensatz zu Mädchen schlecht auf die Schule vorbereitet. Das passt für das Schulsystem nicht.
Der letzte Satz sagt doch alles. Kinder (hier die Buben) müssen normiert werden und müssen sich in’s System einpassen, ansonsten fallen sie durch das Raster, werden ausgesiebt, aussortiert, sondergeschult und dann vergessen.
Es wäre vielleicht auch einmal eine Überlegung wert, ob das Schulsystem richtig tickt und nicht ob die Kinder richtig ticken!
Martin Müller meint
Zwei Gedanken:
1. Die Klammer gehört nicht in Klammer!
2. Ob Ihr Jüngster dereinst auch Primarlehrer bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Ich wünsche ihm jedenfalls die nötige Kraft.
Peter Gysin meint
Die Verweiblichung der Gesellschaft ist das Ziel aller Bestrebungen des Gender-Gedankens. Deshalb werden die Männer an den Volksschulen systematisch zum Verschwinden gebracht. Der staatlich gelenkte Genderwahn ist für uns Männer eine gewaltige Katastrophe!
Philippe Wampfler meint
Wie stellen Sie sich das genau vor – die Männer werden zum Verschwinden gebracht? Indem sie selber aussteigen, weil sie in anderen Jobs mehr Geld verdienen und mehr Prestige bekommen?
Gotte meint
warum wollen denn die mannen nicht zu 100% primarlehrer sein? ich hoffe, man(n) macht dafür nicht auch noch die frauen verantwortlich. eine nüchterne analyse zeigt: kein anderer beruf wie der lehrerberuf hat in den letzten 20 jahren mehr an prestige verloren. gleichzeitig werden immer neue anforderungen gestellt an die lehrer und an die schule. die mannen sind mit ihren lehrerausbildung allesamt in die privatwirtschaft abgeflutscht, wo sie für mehr sozialprestige mehr verdienen, geregeltere arbeitszeiten haben und sich erst noch nicht mit einer besserwisserischen öffentlichkeit abgeben müssen: von den eltern ganz zu schweigen.
Baresi meint
Wie viel kann ein Primarlehrer denn verdienen?
Philippe Wampfler meint
Ich bin damit einverstanden: Es wäre gut, würden mehr Männer Primarlehrer. Wäre der Beruf einigermassen adäquat bezahlt (im Vergleich mit der Privatwirtschaft), gäbe es dazu wohl auch den nötigen Anreiz.
Warum 100% Pensen besser sein sollen als Teilzeitarbeit, das verstehe ich hingegen nicht.
Und das Argument, dass die eigenen Kinder dann halt doch mit Autos und oder Puppen gespielt haben (je nach Geschlecht) halte ich auch nicht für besonders überzeugend, um zu zeigen, dass es halt biologische Geschlechterunterschiede gebe, die auch Verhaltensunterschiede begründen. Erziehung und Rollen beginnen nicht erst, wenn Kinder sich bewusst für Spielsachen entscheiden. Sie entscheiden sich auch dafür, Motoren von Autos anzuschauen, weil sie sich über Erwartungen und Ähnliches bewusst sind. Letztlich halte ich das aber nicht für relevant für die zu diskutierende Frage: Fakt ist, dass es unabhängig vom Geschlecht Kinder gibt, die lange stillsitzen und sich intellektuell konzentrieren können – und andere, die sich lieber bewegen, Abwechslung brauchen etc. (Und natürlich gibt es beliebig viele Mischformen.) Eine Primarschule, die zu einseitig ist und Verhaltensunterschiede nicht ins System integrieren kann, weil das System zu geschlossen ist, hat ein Problem – und zwar unabhängig von den Geschlechtern. Frauen können sehr wohl im umfassenden Sinne Genderaspekte berücksichtigen – wie das Männer auch können.
Aber um echt individualisierten Unterricht machen zu können, bei dem die Stärken und Schwächen aller zum Tragen kommt, dürfen sich nicht mehr als 14 Kinder in einem Schulzimmer befinden. Und worüber man in der Bildung auch immer sprechen mag: Fakt ist, dass kleine Klassengrößen unmöglich zu finanzieren sind. Schon nur die Reduktion um 1 SchülerIn pro Klasse kostet unglaublich viel.
Fazit: Jede Diskussion über Bildung braucht nur zwei Themen:
a) Ist man bereit, Löhne zu zahlen, welche die bestmöglichen Lehrpersonen in den Lehrerberuf locken?
b) Ist man bereit, die Klassengrößen zu reduzieren?
Alle anderen Faktoren sind völlig vernachläßigbar.
h.s. meint
Vielleicht ist den Problem nicht die tiefe Gehälter (siehe dazu Lohnvergleich http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/parl-lk/vorlagen/2010/2010-262.pdf). Maschinebauing. verdienen bedeutend weniger. Auch die Klassengrosse ist vorgeschoben.
Die Realität ist doch, dass die Volksschule dazu dient Kindern zu normieren, dazu dient die Vielfalt zu liquidieren, den Normburger zu schaffen. Und dieses Ziel sorgt dafür, dass jede und jeder der Abweicht passend gemacht wird. Und Bewegung von Kindern ist nicht vorgesehen. Sie müssen stillsitzen. Darum sind die Buben schlechter gestellt. Das Argument der Etatisten, dass die Volksschule der letzte Stelle sein wo alle Schichten zusammen kommen und eine gemeinsame Erziehung erhalten, gibt den Zweck am besten wieder. Es geht nicht um Bildung es geht um Normierung. Wieso weigern sich die Lehrerverbände immer wieder am Ende der Volkschulzeit ein Examen machen zu lassen womit die Schüler beweisen müssen den Stoff zu beherrschen. Weil Bildung nicht Zweck der Volksschule ist.
Ueber die Systemimmanente Benachteiligung der Buben können wir kurz sein. Der is Fakt. Z.B. in Sport. Mädchen bekommen für eine Sportleistung welche bei Buben ein 4 gibt bereits ein 5. Da Herr W. nun dafür gesorgt hat dass dieses Fach für den Uebertritt relevant ist, bedeutet es nichts anders, als dass die Buben gegenüber die Mädchen Systematisch benachteiligt werden.
Ich könnte nun auch noch den Lehrplanänderungen und deren Begrundungen einzeln behndeln. Es ging seit 30 Jahre nur noch um Mädchen eine bessere Ausgangsposition zu bieten. Um eben die Buben klar zu machen: Sie sind schwächer als die Mädchen (Staatsverziehung)
Philippe Wampfler meint
Haben Sie die Einstiegslöhne im Lohnvergleich angeschaut? Und zeigt der Lohnvergleich auch Lebenslöhne? Die Kantone erheben die Daten immer so, dass ihre Löhne gut dastehen. Unabhängige Untersuchungen zeigen meist ein anderes Bild…
h.s meint
Naturlich habe ich die Anfangslöhne angeschaut. Aber auch Komponenten wie, die Jobgarantie, Pensionskasse wobei nur ein drittel der Kosten durch die Arbeitnehmer bezahlt wird mit garantierte Teuerungsausgleich auf Leistungsprimat mit Staatsgarantie, weiterbildung auf kosten des Arbeitgebers während die Arbeitszeit. Garantierte Stufenanstieg. Keine Outputverantwortung. Keine Leistungskontrolle mit Folgen. Lehrer sind nicht schlecht bezahlt. Und die einstiegslöhne die werden in die meisten kantöne bereits gesteigert. Ist ja klar dass jede FH-Absolvent mit ein Einstiegsgehalt von 6’000,– unterbezahlt ist.
M.M. meint
Im Gym hatten meine Kinder keine(n) einzige(n) Lehrer/in mehr, die ein 100-Prozent-Pensum hatte.
Da gab es Frauen, die gerade mal vier, fünf Lektionen pro Woche erteilten.
Ich bin aus langer Erfahrung inzwischen sehr skeptisch gegenüber Teilzeitpensen eingestellt. Ich habe in den letzten 20 Jahren schon einige 50 bis 80-Prozent Frauen beschäftigt.
Die sind nie wirklich hier, aber auch nicht dort. Ein entscheidender Nachteil gegenüber 100-Prozent Arbeitenden. Auch was die Gruppendynamik betrifft. Und es ist eine Mär, dass 50%-Mitarbeiterinnen mehr leisten, als jemand der das volle Pensum absolviert. Die machen während ihrer 50-Prozentanwesenheit genau gleich lange Kaffeepausen. Was ihnen fehlt, ist ein eingespielter Arbeitsrhythmus.
Wir haben dann irgendwann mal aufgehört, Teilzeitstellen anzubieten. Das rechnet sich in Berufen, in denen Denke gebraucht wird, auch deshalb nicht, weil ein 100-Angestellter jeweils die Arbeit für den Teilzeitler auf- und vorbereiten musste.
In der Primarschule, davon bin ich überzeugt, ist die Fixierung der Kinder auf EINE Lehrperson besser, als wenn da zwei Frauen sich abwechseln. Obwohl das selbstverständlich anders behauptet wird. Von den Frauen.
Unser Jüngster hatte das Glück (?), in seinen ersten beiden Schuljahren von einem Mann (100%) in die Geheimnisse des intellektuellen Lebens eingeführt zu werden.
Vielleicht hat er sich deshalb entschieden, Lehrer zu werden. (Gilt inzwischen übrigens für einen Mann als gleich exotisch, wie Unteroffizier in der Armee zu werden. Was ich auch noch bemerkenswert finde.)
Werner Spinnler meint
Jede Lehrkraft im Baselbiet ist verpflichtet, den Genderaspekt im Unterricht zu integrieren. Wenn aber in der Primarschule fast nur noch Frauen und in der Sekundarstufe 1 immer mehr Frauen unterrichten kann diese „Ideologie“ gar nicht geschlechterneutral in den täglichen Unterricht einfliessen.