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Ge­spür-Gen fürs Mach­ba­re

25. Januar 2017 By M.M.

Edinburgh

Nichts wür­de die Eli­ten mehr ver­un­si­chern als ein zu­frie­de­nes Volk. Es bräuch­te kei­ne ­Pro­phe­ten.

Ob­wohl Mo­ses sein Volk aus der Knecht­schaft ei­ner glor­rei­chen Zu­kunft ­ent­ge­gen­führt, es murrt. Was auch im­mer er an Wun­dern her­vor­bringt – gibt es et­was Spek­ta­ku­lä­re­res als die Tei­lung des Ro­ten Mee­res? – Es nör­gelt rum. Und kaum dreht der Pro­phet dem Volk den Rücken zu, um­tanzt es das Gol­de­ne Kalb.

Seit­her wis­sen wir, dass das Volk nie zu­frie­den­ge­stellt wer­den kann.

Dies zu wis­sen, ge­hört zur Eso­te­rik der Eli­ten. Man kann Eli­te al­so so de­fi­nie­ren: Eli­te ist ei­ne Grup­pe von Per­so­nen, wel­che die durch nichts zu än­dern­de Un­zu­frie­den­heit des Vol­kes zum ei­ge­nen Vor­teil nutzt. Sie weiss: Un­zu­frie­den­heit ist der so­zia­le Kleb­stoff, der das Volk bei der Stan­ge hält.

Des­halb kön­nen sich die Eli­ten auf den Kampf un­ter ih­res­glei­chen kon­zen­trie­ren.

Die öko­no­mi­sche Eli­te kennt kein Volk, son­dern nur Kon­su­men­ten. Des­halb ge­nügt es ihr wäh­rend des jähr­li­chen Hoch­amts in Da­vos kra­wat­ten­los Sor­gen­fal­ten zur Schau zu stel­len. Der­weil neue Stra­te­gi­en ent­wor­fen wer­den, wie man die Ge­schäf­te an den sich dre­hen­den po­li­ti­schen Wind an­pas­sen kann.

Die öko­no­mi­sche Eli­te schlägt sich im­mer auf die Sei­te der Wahl­ge­win­ner.

Das Kern­ge­schäft der po­li­ti­schen Eli­ten, ja ihr Da­seins­zweck über­haupt, ist die Be­wirt­schaf­tung der Un­zu­frie­den­heit des Volks. Fällt es ihr schon schwer, die­ses Ge­schäft mit dem po­li­ti­schen ­Geg­ner zu tei­len, so ist es ihr ge­ra­de­zu ­un­er­träg­lich, wenn frem­de Eli­ten in Brüs­sel ­mei­nen, sich eben­falls ums Wohl des Vol­kes ­küm­mern zu müs­sen. Mit Ar­beit­neh­mer­rech­ten und Um­welt­vor­schrif­ten.

Wenn ich den Re­den der bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­te­rin The­resa May zu­hö­re, dann ist ih­re Kern­bot­schaft un­schwer her­aus­zu­hö­ren: Die Eton-Cam­bridge-Ox­ford-Ab­sol­ven­ten wol­len «ihr Volk» von den Brüs­se­ler EU-Eli­ten – die an ­ir­gend­wel­chen un­be­deu­ten­den eu­ro­päi­schen ­Uni­ver­si­tä­ten stu­dier­ten – zu­rück­ha­ben.

Die Br­e­xit-­Ab­stim­mung war ein Pro­jekt die­ser Eli­ten, in­sze­niert als ei­ne Art sonn­täg­li­cher Ru­der­wett­be­werb un­ter Whigs. Wo­bei es den Lea­vern be­kannt­lich bes­ser ge­lang, die la­ten­te Un­zu­frie­den­heit ins ei­ge­ne La­ger zu len­ken.

Und da­mit das Re­sul­tat zu­guns­ten der Eli­te zu in­ter­pre­tie­ren.

Ox­ford-Ab­sol­ven­tin May letz­ten Ok­to­ber am To­ry-Par­tei­tag: «Der Br­e­xit-Ent­scheid bringt ein wirt­schaft­li­ches und po­li­ti­sches Sys­tem wie­der in Ord­nung, das mehr den In­ter­es­sen der Eli­ten als de­nen der ein­fa­chen Leu­te ge­dient hat.»

Doch so weit wie Herr Trump wür­de Frau May nicht ge­hen. Der sag­te in sei­ner In­au­gu­ra­ti­ons­re­de et­wa das­sel­be, rief aber noch fol­ge­rich­tig in die Men­ge: «Heu­te ge­ben wir die Macht … an euch, das Volk, zu­rück», um da­bei wie einst Ku­bas Má­xi­mo Lí­der die Faust zu he­ben.

Nein, so ein Satz käme Ab­sol­ven­ten eng­li­scher Eli­te-­Uni­ver­si­tä­ten nicht mal im Traum in den Sinn.

Das Ge­re­de vom Volk und den Eli­ten ken­nen auch wir. Die Rhe­to­rik ist die­sel­be wie über­all. Weil das Volk bei uns zwar mit­be­stim­men kann, aber trotz­dem la­tent un­zu­frie­den ist, lässt sich die­se Ge­müts­la­ge auch in der Schweiz po­li­tisch nut­zen.

Doch nie mit der­art dras­ti­schen Er­geb­nis­sen wie an­ders­wo.

Weil die po­li­ti­sche DNA der Eid­ge­nos­sen ein Ge­spür-Gen fürs Mach­ba­re ­auf­weist, was sich in der schwei­ze­ri­schen ­Ver­bohrt­heit aus­drückt, den Kom­pro­miss als ei­gent­li­ches Ziel des po­li­ti­schen Han­delns zu ­ver­ste­hen.

Das, chers ci­toy­ens, be­wahrt uns vor Mays, Trumps und an­de­ren.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 25. Januarn 2015.

Kategorie: BaZ-Kolumne, London Stichworte: BaZ-Kolumne, Einsichten

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