Ein „Dream Team“ von drei Genossen, unterstützt von Grünen der anderen Parteien, prägt die Energiepolitik des Bundesparlaments. Die Kämpfer für die Solarenergie lenken die Subventionsströme auf ihre eigenen Konten.
Die Katastrophe von Fukushima brachte die Wende, vor allem für Eric Nussbaumer persönlich.
Der Sozialdemokrat aus dem Baselbiet sass seit 2007 im Nationalrat auf den Hinterbänken, stand trotz seiner Qualifikation als Elektroingenieur in Energiefragen im Schatten seines Genossen Ruedi Rechsteiner und landete beim Parlamentarier-Ranking der Sonntagszeitung auf dem letzten Platz. „Es ist noch nicht so lange her, da tat einem nur schon der Anblick leid“, stellte die Basler Zeitung im März 2011 fest. „Wie ein geschlagener Hund schlurfte Eric Nussbaumer durch die Wandelhalle des Bundeshauses.“
Doch seit der Havarie im japanischen Atomkraftwerk Fukushima nach dem verheerenden Tsunami ist alles anders. Eric Nussbaumer führt seit einem Jahr die Energie- und Umweltkommission (Urek) des Nationalrats, und er prägt zusammen mit seinen Genossen Roger Nordmann (VD) und Beat Jans (BS) als selbsternanntes „Dream Team“ deren Politik. So brachte er, dank dem eifrigen Support der Grünen (Bastien Girod), der Grünliberalen (Martin Bäumle) sowie der CVP-Kollegen Yannick Buttet (VS) und Stefan Müller-Altermatt (SO), eine starke Mehrheit für eine parlamentarische Initiative zusammen, welche die Subventionierung von unrentablen Solaranlagen massiv erhöhen will – der Nationalrat muss sie in der März-Session nur noch abnicken.
Für Eric Nussbaumer brachte die Katastrophe aber nicht nur im politischen Amt den Durchbruch, sondern vor allem auch beim privaten Geschäft. „Letztes Jahr war ein Wendejahr in der Schweizer Energiepolitik“, jubelte er im Jahresbericht 2011 der Liestaler ADEV Energiegenossenschaft. „Was die ADEV seit über 25 Jahren fordert und pionierhaft realisiert, wurde endlich politisch entschieden: die definitive Abkehr von der unsäglichen Atomtechnologie und die Zuwendung zu einer dezentralen Energieversorgung.“
Dank dem panischen Entscheid der Politik, aus der Atomkraft auszusteigen und eine Energiewende hinzulegen, dürfte endlich Geld, viel mehr Geld für „ökologische“ Projekte fliessen, die ökonomisch keinen Sinn machen. Eric Nussbaumer (Berufsbezeichnung: „Sozialunternehmer“) schafft es deshalb vom Schluss an die Spitze einer Rangliste: Er ist der geschäftstüchtigste jener Parlamentarier, die direkt ins eigene Portemonnaie politisieren.
Die meisten rot-grünen Parlamentarier verfolgen weniger ideelle als vielmehr materielle Interessen, wenn sie für die Energiewende predigen – das lässt sich leicht zeigen (siehe unten). Keiner aber verfügt über ein so perfektes politisch-kommerzielles Business-Modell, um für sich Gelder fliessen zu lassen, die er mit einer Leistung auf dem Markt nicht erarbeiten könnte: um also, wie es die Ökonomie ausdrückt, für sich Renten abzurahmen.
Im Zentrum dieses Subventionsgenerators steht die ADEV Energiegenossenschaft mit Eric Nussbaumer als Präsident und gewichtigem Genossenschafter. Die Holding hält die Anteile an der ADEV Wasserkraftwerk AG, an der ADEV Windkraft AG und an der ADEV Solarstrom AG, die gemäss dem letzten verfügbaren Jahresbericht 2011 mit 31 Photovoltaik-Anlagen auf Spitälern, Viehscheunen, Flugplatzhangars und Unternehmenssitzen (Coop, Clariant) insgesamt 3,3 Millionen Kilowattstunden erzeugte. (Das Kernkraftwerk Leibstadt braucht dafür knapp drei Stunden.)
Die Aktien der drei Gesellschaften lassen sich auf der Nebenwerteplattform der Berner Kantonalbank handeln, bei der ADEV Windkraft AG (mit Nussbaumer als Präsident) gab es aber im letzten Jahr nur drei Abschlüsse und bei der ADEV Wasserkraftwerk AG gar keinen Umsatz – bei der ADEV Solarstrom AG fand immerhin alle zwei Wochen Handel statt. Die Kurse der drei Aktien brachen seit der Ausgabe bis Anfang 2011 um 30 bis 60 Prozent ein, sie haben sich dank der Energiewende knapp auf die Ausgabepreise erholt. Ein interessantes Geschäft macht die ADEV Energieholding aber mit der Ausgabe von Zertifikaten für „nachhaltig und sozial verträglich produzierten Strom aus erneuerbaren Energien“: „Unsere Ökostromkunden kaufen den ökologischen Mehrwert bei der ADEV ein, während sie weiterhin ihr Elektrizitätswerk für die physikalische Stromlieferung bezahlen.“ (Der Strom aus grossen Wasserkraftwerken, der in der Schweiz mehr als die Hälfte des Produktionsmixes ausmacht, hat keinen ökologischen Mehrwert.)
So konnte die ADEV 2011 an 243 Kunden den virtuellen „Ökostrom-Mehrwert“ von 2,3 Millionen Kilowattstunden verkaufen. (Das Kernkraftwerk Leibstadt braucht dafür knapp zwei Stunden.)
Auf das Erstellen von Photovoltaik-Anlagen ist die Willy Gysin AG spezialisiert: Eric Nussbaumer stieg 2009 beim verschuldeten Liestaler Elektrogeschäft ein, sorgte für Darlehen der ADEV und hält das Unternehmen seit 2012 (als der Subventionsstrom zu fliessen versprach) zusammen mit der ADEV Solarstrom AG. Und auch für die günstige Finanzierung schaut Eric Nussbaumer selbst: Er ist Verwaltungsratspräsident der Alternativen Bank Schweiz und Mitglied bei deren Innovationsfonds, der mit steuerbefreiten Spenden „förderungswürdige Projekte, Institutionen und Unternehmen unterstützt, welche die Kreditbedingungen der ABS noch nicht erfüllen können“.
Noch eine Frage, welche Bank die ADEV als grösste Darlehensgeberin finanziert?
Schliesslich sorgt die Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz dafür, dass in Bern die Subventionen fliessen: Präsident ist Eric Nussbaumer, zusammen mit der freisinnigen Nationalrats-Kollegin Christa Markwalder. „24 Branchenverbände mit mehreren tausend Unternehmungen erachten die Stossrichtung der neuen Energiestrategie als zielführend und praxisnah“ – und vor allem als lukrativ, denn bei den Branchenverbänden handelt es sich um Swissolar, Swissisol, Minergie, die Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz oder den Interessenverband Schweizerischer Kleinkraftwerk-Besitzer.
Die Energie-Politiker fordern deshalb mehr Geld für Gebäudesanierungen und – so in der kommenden Session – für Solaranlagen. Die Konsumenten müssen diese mit einer Abgabe fördern, die Politik bezahlt damit die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) für unrentable Produktion. Der Topf für Solaranlagen war aber schon am ersten Tag ausgeschöpft, als sich ab 2008 Projekte anmelden liessen; das hat zu einer Warteschlange von mehr als 22‘000 Subventionsempfängern geführt.
Mit der parlamentarischen Initiative „Freigabe der Investitionen in erneuerbare Energien ohne Bestrafung der Grossverbraucher“ will die Nationalratskommission deshalb die Zwangsabgabe kräftig erhöhen und den „Deckel“, also das Kontingent der geförderten Projekte, deutlich anheben – ohne die Industrie mit höheren Strompreisen zu belasten. (In Deutschland, wo die Haushalte die Abgabe weitgehend tragen müssen, führt dies bereits dazu, dass Ärmere ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können.) Doch die ADEV Energiegenossenschaft, aus unerfindlichen Gründen zur Vernehmlassung eingeladen, zeigt sich nicht einmal damit zufrieden: „Wir bitten Sie eindringlich, weitere Gesetzesanpassungen in dieser Vorlage vorzunehmen und die KEV-Limitierungen substanzieller abzubauen. Der Deckel muss weg!“
Beim Kampf um mehr Subventionen kann Kommissionspräsident Eric Nussbaumer auf Genossen und andere Grüne zählen, denn diese politisieren ebenfalls in den eigenen Sack. Beat Jans vertritt sogar im Namen der SPS die Position, die Konsumenten sollten „die Möglichkeit erhalten, selber Strom zu produzieren oder sich an erneuerbaren Anlagen zu beteiligen und so von deren Rendite zu profitieren“. (Wenn es um das Retten der Welt geht, greift auch die SPS in den verbalen Giftschrank des Kapitals – der Profit ist die Subvention.)
Der Basler Nationalrat, Verwaltungsrat der auf Ökostrom getrimmten Industriellen Werke Basel und Beirat für Nachhaltigkeit der Bank Coop, arbeitet für das Beratungsunternehmen Ecos (bei den Interessenbindungen nicht vermerkt); dessen Chef, der bestandene Umweltaktivist Daniel Wiener, erhält dank ihm Zutritt zum Bundeshaus. Ecos Invest „unterstützt Unternehmen und Institutionen, die neben wirtschaftlichen auch soziale und ökologische Mehrwerte schaffen wollen“ und betreut dafür auch Finanzmarktprodukte wie den UBS Equity Fund Eco Performance (Mehrwert in den letzten fünf Jahren: -8%) oder den UBS Equity Fund Global Innovators (-34%).
Der Dritte im „Dream Team“ macht ausschliesslich Sonne zu Subventionen. Der Politologe Roger Nordmann (Berufsbezeichnung: „Profi-Politiker) führt den Branchenverband Swissolar, rät bei Photovoltaik-Projekten und predigt mit Büchern, Referaten sowie Voten und Vorstössen im Parlament für die Solarenergie. Ausserdem präsidiert der Vaudois den Verein cleverenergy, zusammen mit Alt-Nationalrat Yves Christen (FDP/VD) – und mit Eric Nussbaumer. Der Verein will „in erster Linie den aufgrund der unzureichenden KEV-Mittel brachliegenden Ressourcen ‚ein Gesicht verleihen‘ (KEV-Warteschlange) und bewirken, dass die KEV-Mittel aufgestockt werden“. Zur Schirmherrschaft gehören heute noch die verstorbenen FDP-Nationalräte Otto Ineichen und Peter Malama.
Und wie steht es sonst mit den materiellen Interessen der Kommissionsmitglieder?
Bastien Girod führt als Vizepräsident Suisse Eole, die von Nationalrätin Isabelle Chevalley (GLP/VD) präsidierte Vereinigung zur Förderung der Windenergie in der Schweiz, und dient zusammen mit GLP-Präsident Martin Bäumle (Verwaltungsrat der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich) dem Lobby-Verband Swisscleantech als politischer Beirat. Von den Energiewende-Aktivisten in der Kommission lässt sich nur den CVP-Mitgliedern keine Interessenbindung nachweisen, mal abgesehen von ihrer Abhängigkeit von der nicht so heimlichen Parteichefin Doris Leuthard. Yannick Buttet schafft es in CVP-Manier sogar, immer noch dem Büro der Fédération romande pour l’énergie anzugehören: Die Vereinigung zeigt die Grenzen der erneuerbaren Energien auf und kämpft für die Atomkraft.
Lässt sich dank viel mehr Subventionen für die Solarenergie bald das grosse Geschäft machen? Nicht einmal Eric Nussbaumer scheint seinem Business richtig zu trauen. Der „Sozialunternehmer“ will sich aus der Geldverteilungsmaschine in der Bundespolitik absetzen und am nächsten Sonntag in den Baselbieter Regierungsrat aufsteigen.
Erscheint in der WELTWOCHE von dieser Woche.
merlinx meint
Ich habe es schon lange vermutet: Im Schatten der gigantischen, skandalösen Salär- und Boni-Exzesse gehen aber auch ein paar ganz schlimme links-grüne Schlaumeier ungeniert ihren krummen Geschäften nach …
Im Gastkommentar werden die längst bekannten Interessenverbindungen* in sehr einseitiger Weise kommentiert, nur zu ungunsten des SP-Kandidaten, etwa im Stile, während paar Jahren in Bern die Geldverteilungsmaschine des Bundes geschickt so manipuliert, dass er sich nun wieder ins Baselbiet zurückziehen und die Subventionsgelder einkassieren kann.
Im Artikel von M. Schär fehlen die Belege, ob die anvisierten Nationalräte bei den entsprechenden Kommissionsgeschäften in den Ausstand* getreten sind oder nicht.
Der Vorwurf des „in die eigenen Taschen wirtschaften“ wird ebenso wenig mit konkreten Zahlen untermauert.
Es ist zu vermuten, dass es dem Autor (und seiner Zeitung) vor allem darum geht, die links-grünen Protagonisten der vom „rechten Wirtschafts-/Hoch-Finanz-Flügel“ als ökonomisch unsinnig dargestellten „definitiven Abkehr von der unsäglichen Atomtechnologie und die Zuwendung zu einer dezentralen Energieversorgung“ moralisch zu beschädigen und als korrupte Abzocker zu verunglimpfen, und somit auch die Wahlchancen des SP-Kandidaten zu schmälern.
(* Im Parlamentsgesetz sind Offenlegungspflichten (Art. 11) und Ausstand (Art. 11a) geregelt –> http://www.admin.ch/ch/d/sr/c171_10.html
Die Interessenverbindungen des SP-Kandidaten sind auf –> http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/biografie.aspx?biografie_id=3899 offengelegt.
Bezüglich aller Nationalräte –> http://www.parlament.ch/d/organe-mitglieder/nationalrat/Documents/ra-nr-interessen.pdf
Bezüglich aller Ständeräte –> http://www.parlament.ch/d/organe-mitglieder/staenderat/Documents/ra-sr-interessen.pdf )
Rainmaker meint
Der Unsere-Kleinestadt-Wiener, der in der bösen BaZ immer wieder geschickt PR für seine Projekte macht…
gotte meint
schärs artikel ist interessant. seine stossrichtung ist eindeutig: links-grün hat auch ökonomische interessen. links-grün benützt eigenen politischen einfluss, um sich selbst oder wohlgesinnten subventionen zuzuschanzen. – – – tja: wer in unserem politischen system tut anderes? man müsste also eine theorie über das funktionieren von politik insgesamt haben. public choice? ja, von mir aus. dann aber ehrlich, angewandt auf alle politiker. man untersuche doch das verhalten der bürgerlichen parlamentarier (haha, warum nicht bei alt-guru gysin angefangen?). das problem sind die zwei unterschiedlichen massstäbe und die zwei unterschiedlichen auffassungen von politik: bürgerlich darf hemmungslos interessenspolitik machen und eigenes klientel befriedigen (bauern, pharma, banken), ohne dass man sich daran stört. und vor allem: ohne dass man dafür den für links-grün reservierten begriff der SUBVENTION benützt.
Siro meint
Wenn es um allgemeine Anliegen handelt? Okay.
Wenn ein Notar über den Notariatstarif abstimmt? Eher nein.
M.M. meint
@gotte: Ich war bis eben etwas enttäuscht, dass Sie sich nicht zu Wort gemeldet haben. Danke.
Grundsätzlich gilt hier: Selbstbedienung bleibt Selbstbedienung. Wenn Journalisten nicht nach rechts Fragen stellen, dann machen sie ihren Job nicht.
Ich meine die Typen von der TagesWoche mit ihrem Milliardärinnen-Budget: Warum gehen die mal nicht der Frage nach, um was für einen Aktienfonds es sich handelt, mit dessen Erträgen die Gewerbekammer den Wahlkampf des SVP-Kandidaten, wie heisst der nochmals, bezahlt?
Überhaupt dieses PR-Konstrukt, das die Gewerbekammer nebenbei betreibt für Politeinflussnahme betreibt.
An der Nussbaumer-Geschichte stört mich diese von diesen Machenschaften abgeleitete Selbstverständlichkeit, mit der hier in die eigene Tasche gewirtschaftet wird. So nach dem Motto: Wenn die das tun, dann tun wir das auch.
Und im Hintergrund der Herr Wiener, der Gysin der linksgrünen Rächer der Windmühleler.
Was wir lernen: Wie in anderen Ländern gilt inzwischen auch bei uns – wer in ein nationales Parlament gewählt wird, füllt sich die Taschen.
Siro meint
Wenn ein Entscheid direkte finanzielle Vorteile bringt und diese Vorteile nicht die Allgemeinheit sondern einen eingeschränkten Kreis betreffen, so gehört es sich, dass man als Gewählter in den Ausstand tritt. Die Abgrenzung mag schwierig sein, doch in der Schweiz gibt es diesbezüglich praktisch keine Kultur. Ich musste, weil es mir wichtig war, schon darauf bestehen, dass mein Ausstand überhaupt protokolliert wird, so unüblich ist der Ausstand in unserer parlamentarischen Kultur. Was im Kanton noch durchgehen mag, sollte beim Bund für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Ich schätze es, dass die im Kommentar aufgezeigten Verflechtungen aufgezeigt werden. Markus Schär geniesst auch bei mir eine hohe Glaubwürdigkeit. Wer nun kritisiert, kann es widerlegen, ich lasse mich gerne belehren.
Co Bo meint
Es ist schon witzig: Wenn Herr Nussbaumer beim Staat seine Brötchen verdienen würde wäre die Tonart natürlich klar: „typisch linker Beamtentyp, der vom echten Leben – sprich: Wirtschaften – keine Ahnung hat“. Wenn er nun statt dessen Geschäfte macht… hmm… dann ist er halt auch einfach einer wie die anderen!? Und sonst?
Das gefühlt häufigste Wort im Text ist „Subventionen“, aber auch das ist ja in der Schweizerischen Inzucht-Wirtschaft keine Besonderheit: Letztlich werden alle irgendwie subventioniert, angefangen mit der Landwirtschaft bis hin zu den mehr indirekten Unterstützungen für Atomenergie (um in der Energiebranche zu bleiben), die Pharmaindustrie (künstlich überhöhte Medikamentenpreise) usw. usw. (Geben wir’s doch zu: vermutlich kaum einer von „uns“ profitiert davon NICHT!)
Bleibt eigentlich nur folgende wirklich spezifische Aussage: „Herr Nussbaumer ist ein Linker“ – ja wer hätte das geahnt!
Abgesehen davon ist „Weltwoche“ halt einfach keine Referenz, sondern einfach ein Druckerzeugnis mit starkem Hang zum Kampagnen-Journalismus: Ein „Zielobjekt“ wird angepeilt und dann mit allen Mitteln in die Pfanne gehauen, ohne Rücksicht auf Details. Das nennt sich dann „intelligente Provokation“ auf Weltwochisch – wobei das mit der Intelligenz meist weniger heiss gegessen wird… (Ja, ich bin diesem Stil jetzt auch schon wieder in die Falle gegangen – indem ich hier überhaupt kommentiert habe! 😉 )
Anders gesagt: Was immer da im Artikel behauptet wird mag also stimmen (sicher einiges), halbwahr sein (vermutlich der entscheidende Teil) oder frei erfunden sein (möchte ich zumindest nicht ausschliessen): Ohne Nachrecherche sollte man besser keiner einzigen Aussage Glauben schenken, wenn man ein Minimum an Sinn für Wahrhaftigkeit im Leib hat.
M.M. meint
Dieser Kommentar ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einer Diskussion ausweichen kann. Man erklärt ein Medium zum Igitt-Gegenstand, fertig der Diskussion. Greifen wir zum Tagi oder zur Woz. Da ist die Welt noch in Ordnung. Oder?
Die Medien haben in der Tat ein ziemliches Glaubwürdigkeitsproblem. Das hat damit zu tun, dass die Zeiten endgültig vorbei sind, wo Journis, Verleger und ihre Erzeugnisse das Meinungs- und Informationsmonopol innehatten.
Na ja und ein Teil des Glaubwürdigkeitsproblems ist auch der Qualität der Journalisten geschuldet. Einfach schludrig, wie da gearbeitet wird. Erst kürzlich musste der Tages Anzeiger mit einem überdimensionierten Interview den Fehler einer Jungjourtnalistin korrigieren.
Wenn Sie also hier sagen, dass „vermutlich der entscheidende Teil“ dieses Beitrags nicht stimmt oder „gar frei erfunden sei“, dann ist das, pardon, Klowandpissen.
Nennen Sie doch einfach wenigstens eine Stelle, die nicht stimmt. Ansonsten müsste ich Ihnen „Kampagnen-Kommentierung“ unterstellen.
Seien Sie versichert, dass ich hier keine Gastkommentare veröffentliche, die nicht koscher sind.
Ich kenne Markus Schär seit Jahren persönlich. Das ist kein Weltwoche-Artikel sondern das Resultat einer Schär-Recherche.
Mit anderen Worten, ich lege meine Hand für Markus Schär ins Feuer.
Sie können also davon ausgehen, dass die Faktenlage stimmt. Überdies habe ich in letzter Zeit die politische Arbeit von Herrn Nussbaumer ziemlich nah mitverfolgt. Ich bin ziemlich im Bild, was er politisch in Bern so treibt.
Nebenbei bemerkt: der Totschlagargument „Kampagnenjournalismus“ wird nachgerade inflationär gebraucht. Von Rechts und Links. Müsste eigentlich bei Journalisten die Alarmglocken läuten lassen.
Co Bo meint
Ok, hat also Markus Schär noch einen Unterstützer, der für seine Recherchen sozusagen mitbürgt: das hat für mich durchaus Gewicht und ist quasi auch schon ein Stück Nachrecherche!
Dass es mit der Qualität des Journalismus an vielen Orten hapert – da sind wir uns offenbar einig. Dass man aber das „Totschlagargument“ Kampagnenjournalismus doch ganz spezifisch auf die WW anwenden kann und darf zeigt ja schon ein einziger Blick auf http://www.weltwoche.ch: Da gibt es kaum einen Artikel, wo nicht auf irgendwen oder irgendwas eingedroschen wird. Das nenne ich dann eben „Kampagne“. Nicht als Argument, sondern als Beschreibung einer Arbeitsweise. Und das hat, trotz qualitativen Ausrutschern auch in anderen Zeitungen, dort doch sehr viel System: Diese Leute haben eine „Mission“!
Und wenn Markus Schär sich dann in eine solche Umgebung setzt ist es doch natürlicherweise das erste was man sieht wenn man ihn sonst noch nicht kennt. Klar, ist das dann erst mal ein Pauschalurteil, sozusagen ein „Anfangsverdacht“, aber das würde ich bei einem WoZ-Redakteur oder einem SP-Vertreter usw. auch nicht anders machen.
Die WW betreibt ihren Stil ja nicht aus Versehen, sondern ganz bewusst. Und auch Markus Schär ist nicht aus Versehen in dieses Nest geraten: Da ist es immerhin auch nicht gänzlich unfair, dies auch in eine erste Beurteilung mit einzubeziehen.
Schliesslich behaupte ich ja auch nicht, irgendein Detail sei falsch! Ich sage nur: Wenn jemand von dieser „Kampagnenzeitung“ kommt und mit diesem Beitrag ja ebenfalls aus allen Rohren auf eine Person schiesst, dann Vorsicht: Bitte Details doppelt prüfen bevor man irgendwas glaubt oder gar weiter gibt!
Ansonsten, um auch den Inhalt nicht ganz untergehen zu lassen: Was wird denn Herrn Nussbaumer da unterstellt?
1. Er betreibt ein Geschäft. Ist allerdings nichts Besonderes – und würde ihm, wenn er bei einer „bürgerlichen“ Partei wäre, sogar als Pluspunkt gewertet.
2. Sein Geschäft hängt in nicht unbeträchtlichem Masse entweder an Subventionen oder an für ihn günstigen politischen Entscheiden. Das ist in der Tat nicht wirklich schön – aber auch das ist gerade in der CH ebenfalls nichts Besonderes!
Bleibt also als Aussage nur, und mal vorausgesetzt die Details stimmen also tatsächlich: Nussbaumer macht’s auch nicht so viel anders als andere – und das obwohl er in der SP ist wo man das vielleicht nicht erwarten würde!
Regi B meint
auch bei Herrn Nussbaumet gilt offenbar: pecunia non olet!
Sulivan Greis meint
Very Interesting. I dind’t know that the connections in the green energy sector are almost as tight as in the nuclear energy sector, in Switerland and elsewhere. I must admit, that they learned very fast, how the politics and economy must be linked in order to be successfull. I am investing in coalpower wordlwide, as this is the fastest growing energy sector, and as the total dividend output is very interesting. And I think, it does not make a difference for the global warming which does not exist at all.