Von Beda Stadler
Der Skandal um verseuchte Bio-Gurken führt einer erstaunten Öffentlichkeit vor Augen: Bio-Produkte bergen Gefahren. Sie sind sogar schädlicher als Gentech-Erzeugnisse.
In Europa ist derzeit die Gefahr, an einer Infektion mit einem enterohämorrhagischen Escherichia coli zu sterben, geringer als die Chance, einen Sechser im Lotto zu haben. Es wird nie zu einer Epidemie kommen, weil trivialste hygienische Massnahmen ausreichen, die Weiterverbreitung dieses Keims zu verhindern.
Weshalb ist das Thema trotzdem für viele Menschen Furcht erregend?
Beim E. coli handelt es sich um das bekannteste Darmbakterium und beliebteste Laborbakterium der
Molekularbiologen. Das E.coli leidet selber unter Bakterienviren, die zusätzliche Information in die Zellen einbringen können. Auf kleinen Ringlein schleusen die Bakterienviren Information für Toxine oder Antibiotikaresistenzen ein, die das harmlose Bakterium in einen Killer verwandeln.
Aus der Sicht der Ärzte ist es ein problematischer Keim, weil gewisse Antibiotika nicht angewendet werden dürfen, da dadurch vermehrt Toxine im Körper produziert werden und der Zustand des Patienten sich verschlimmert. Und in den besonders pathogenen Formen fand man vermehrt Antibiotikaresistenzen.
Auch die Lebensmittelinspektoren fürchten sich vor dem Keim, weil eine sehr geringe Anzahl — man spricht von etwa zehn EHEC-Bakterien — ausreicht, um eine Infektion loszutreten. Der Nachweis muss also sehr empfindlich sein.
Der Konsument fürchtet sich, weil eine Bedrohung von etwas Gesundem ausgeht. Rohkost soll gefährlich sein. Ein Höhepunkt der Angst wurde erreicht, als publik wurde, die todbringenden Bakterien stammten von Bio-Gurken. Daran musste man sich gewöhnen.
Die Medien hatten bislang «Bio» im Zusammenhang mit Gefahren stets ausgeblendet. Selbst Dioxin-verseuchte Bio-Eier beeinflussten das positive Image nicht, hatte es die Bio-Branche doch geschafft, die Schuld den Futterproduzenten in die Schuhe zu schieben.
Als wegen Bio-Spinat 2006 in Amerika 270 Leute erkrankten und drei starben, interessierte das hier niemanden.
Viele Konsumenten sind dem Bioglauben verfallen. Sie glauben, Bio sei gesünder, sicherer und schmackhafter. Dazu gibt es Hunderte von Studien, die zusammengefasst ergeben haben: Zwischen Bio und konventionell gibt es keinen statistisch signifikanten Unterschied.
Der Bioglaube geht so weit, dass man glaubt, Biobauern verwendeten keinen Dünger. Wer von diesem Glauben geheilt werden will, der soll mal die Betriebsmittelliste 2011, herausgegeben durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), konsultieren.
Neben eigener Gülle und Mist kann der Biobauer heute aus einer 25 Seiten langen Liste wählen, damit er seine Knospe nicht verliert: verarbeitete Schweineborsten, Federmehl, Tierhäute, Tierhörner, Fleischknochenmehl, kompostierte Fischabfälle, Haarmehl etc. sollen dem Biorüebli das Besondere verleihen.
Wer behauptet, Bio sei besser, muss dies beweisen. Bereits 2004 zeigte eine Arbeit im Journal of Food Protection, dass EHEC sowohl auf Gemüse von Biobauern wie auch von traditionellen Bauern nachgewiesen werden kann. Wer hingegen behauptet, seine Produkte seien sicherer und besser, darf nicht gleich schlecht wie die traditionellen Bauern sein.
Das Bio-Image baute lange darauf auf, die traditionellen Bauern und ihre Produkte schlechtzumachen. In der Zwischenzeit ist IP Schweiz quasi genauso weit wie Bio, das Feindbild somit abhanden gekommen. Heute muss die Gentechnik als Feindbild herhalten.
Seit mehr als fünfzehn Jahren behaupte ich, dass an Genfood noch nie jemand gestorben ist, an Biogemüse hingegen sterben jährlich Menschen.
Das war und ist keine Provokation.
rumpelstilz2 meint
ich kanns nicht lassen ,es will mir nicht aus dem Sinn,dass einer mit der „Professor“-Etikette unerwidert Unsinn erzählen darf.Ich habe gerade den Doku Film „Food Inc“ gesehen…und auch vom Kevin’s Law gehört (http://en.wikipedia.org/wiki/Kevin%27s_Law), E Coli O157.H7 warens,die zum Gesetz hätten führen sollen.Kevin war ein Junge,der nach Hamburger-Genuss gestorben ist;das Fleisch stammte aus Fleisch,das von Rindern stammte,die mit Gen-Mais gemästet wurden.
Der Professor sollte doch auch mal seinen Laien bei „Blick“ und „WW“ erklären,wie es zu Multiresistenzen von Bakterien kommt.Ich könnte es dem Herr Professor übrigens gerne erklären,aber ich bin bloss Doktor der Medizin und nicht Immun-Biologe.Diese Sparte hat übrigens mit Medizin oder Mikrobiologie soviel gemein wie ein Kirchenblatt mit einer Enzyklopädie. Wie diese Bakterien in Norddeutschland auftreten,dann wieder in einem Bach bei Frankfurt,dann wieder in Hamburgern in Lyon,ist wohl ein Geheimnis,das vielleicht Stadler kennt.Sojaknospen seien es mal,aus Deutschland,dann wieder aus England,das kann der Herr Professor sicher im Handumdrehen erklären.
Ich lege Wert,darauf hinzuweisen,dass ich weder Alternativmediziner,noch Bio-Veganer bin oder einer anderen Schubladisierungs-Kategorie angehöre,sondern dass ich allgemein dazu neige,von einem Wissenschaftler zu verlangen,bei hochkomplexen Faktenlagen nicht zu banalisierender Demagogie zu greifen.
rumpelstilz2 meint
Da hab ich noch was vergessen:Stadler behauptet,dass von Genfood noch niemand gestorben sei.In der Schweiz wohl kaum,da ist Genfood bis 2013 verboten und wurde über Genfood 2005 abgestimmt und abgelehnt.Herr Stadler,Sie sind doch so stolz auf Ihren ungesunden Lebenswandel (Sobli 5.6.2011).Na dann,da sollten Sie sich aber schnell mit den ungesunden Bio-essern verbrüdern.Die sterben doch auch alle mal,früher oder später…. Und vielleicht kommt ja EHEC aus einem Monsanto-Labor und hat sich dickem,fettriefenden transgenem Schweinefleisch eingenistet,einem Hauptbestandteil der Hamburger Currywurst.Ja Herr Stadler,oh sanctas simplicitas
rumpelstilz2 meint
wäre ich Gemüsehändler oder Grossverteiler würde ich mir überlegen,auf welchem Weg ich mich mit Leuten,die Angst und Verunsicherung,Geschäftsschädigung etc. verbreiten,weiter auseinandersetzen würde.Hier geht es nicht mehr allein um weinselige Provokationen unter dem Deckmäntelchen eines – themafremden – Forschers.
Isaac Reber meint
Nein, Herr Stadler, daran müssen wir uns vorderhand nicht gewöhnen: Bio-Produkte sind nicht „todbringend“, wie Sie uns hier mit einer ziemlich lückenhaften und schwachen Herleitung weismachen wollen.
Vor allem aber entbehrt Ihr Artikel jeglicher Grundlage. Es war offenbar nicht die Bio-Gurke, und Sie sollten sich am besten entschuldigen. Vor allem bei den Produzenten (Bio und Nicht-Bio). Die leiden zur Zeit ziemlich übel, und solche Beiträge wie Ihrer sind dafür mitverantwortlich.
Patrix meint
Da macht es sich Herr Stadler aber etwas zu einfach: Von EHEC-befallenem Gemüse kann man unabhängig von Gentech oder Bio sterben.
rumpelstilz2 meint
Das hätte jetzt schön in Herrn Stadlers einfaches Weltbild gepasst,die Bio-Gurken.Die warens dann mal nicht.Ja dann waren die Toten,deren Altersangaben beim grössten Teil über 80 Jahre lagen (übrigens die typischen Bio-Konsumenten,gell Herr Stadler!!!) vielleicht mit Milchprodukten in Berührung mit dem pathogenen Keim geraten.Der Nicht-mediziner Stadler erklärt sich ein bisschen schlecht:Coli-Bakterien gehören in einer Vielfalt von Stämmen zu unserer natürlichen Darmflora.Die Behauptung zum genfood würde ich mal mit Vorsicht geniessen;die möglichen epigenetischen Phänomene könnten sich beim Menschen erst nach Generationen auswirken.In seiner Wertigkeit etwas so zutiefst todsicheres wie Atomkraft.Ich glaube Ihnen gerne,dass Sie keine Toten von Gentech-food gesehen haben,Sie sind ja nicht Arzt .Deshalb sollten Sie vielleicht in Zukunft passen und reihenweise Menschen verunsichern mit Ihren skurrilen Aussagen.Oder dann kommen Sie mal aushelfen,wenn wir diese verunsicherten Patienten in unseren Praxen betreuen und beruhigen müssen!!!
jamie oliver meint
Da kann ich nur zustimmen. Scheinbar weiss Herr Stadler etwas das der Rest der Wissenschaftler nicht weiss, dass nämlich BIO Gemüse die Ursache der EHEC Erkrankungen sind. In Deutschland hat man trotz zahlreicher Test noch nicht herausgefunden wie die Bakterien vom Tier zum Menschen gelangt sind. Aber von Herr Stadler sind wir ja solche unüberlegten Aussagen ja gewohnt. Natürlich ist es so dass sobald etwas Geld abwirft, auch Bauern BIO produzieren die mit BIO nichts am Hut haben und vorallem am Gewinn intressiert sind. Dass da Probleme auftreten ist sicher möglich. Aber so überspitzt formuliert muss man einfach ein wenig schmunzeln.