Es ist mir wirklich unerklärlich, wie die NZZ so etwas schreiben kann: Michelle Obama glänzt mit brillanter Rede.
Na klar doch, die Frau kann reden, legt am Parteitag der Demokraten eine perfekte Show hin, wie wir sie aus einschlägigen Hollywoodfilmen kennen.
Aber jetzt mal so von schweizerischem Citoyen zu Citoyen, liebe NZZ: Würde ein Schweizer Politiker oder gar dessen Frau einen derartig rührseligen Stuss daherreden, immer hart der Tränengrenze entlang, es würden sich uns die demokratischen Nackenhaare sträuben. Und das zurecht.
Als Kostprobe der Ausschnitt, wo Frau Obama von ihrem Vater erzählt, der sich wegen MS zur Arbeit schleppt und dann abends müde und abgeschlagen nach Hause kommt:
And when he returned home after a long day’s work, my brother and I would stand at the top of the stairs to our little apartment, patiently waiting to greet him, watching as he reached down to lift one leg, and then the other, to slowly climb his way into our arms.
Entschuldigung, aber das ist nun wirklich nichts als rührselige Volksverdummung. Wer selbst Kinder hat, weiss von was ich rede. Was Frau Obama da zum Besten gibt ist nichts anderes als Kitschdemagogie.
Also, liebe NZZ: etwas weniger aus dem Bauch heraus gesteuerter Jubel und mehr politische Analyse mit dem Kopf bitte.
PS: Es gibt nur einen Trost – das Geschreibe des Herrn Kilian im Tagi ist noch unerträglicher als Euer Titel.
Die ganze Rede hier: President Barack Obama is just like you
merlinx meint
Kitsch hin oder her – die Gattinnen der demokratischen Kandidaten und Präsidenten kommen einfach super rüber, sind dazu noch blitzgescheit (siehe auch Hillary Clinton), während die der Republikaner meistens nur peinlich (zB Palin) bis dümmlich wirken, oder gar nichts zu sagen haben.
M.M. meint
Na klar doch – die Frau ist ein Hingucker.
Alice Gabathuler meint
Nun, die Frau Obama macht die Show auch nicht für uns, sondern für ihre Landsleute. Und die scheinen auf so was zu stehen (unsereins ergriffe wohl tatsächlich die Flucht). Man könnte höchstens einwenden, dass unsere Zeitungen durchaus kritischer berichten dürften – oder zumindestens analysieren, warum US-Amerikaner auf solche Reden stehen.
Markus Saurer meint
Hey… da kann ich nur uneingeschränkt bravo! für diesen Post jubeln. Gruss, M.S.
Henry Berger meint
Der guten Ordnung halber ist jedoch sicherlich auch zu erwähnen, dass Frau Romney vor einer Woche den gleichen Kitsch in rot erzählt hat.
M.M. meint
Aber sicher, da haben unsere Medien auch nicht gejubelt.
Berger Henry meint
…da hatte man sicher gerade eine andere Sau, welche durchs Dorf getrieben wurde, resp. mit der man die Seiten füllen konnte, sonst hätte man sicherlich darüber „geschrieben“. Aber es wird Sie bei der heutigen Art von Journalismus wohl nichts mehr wundern??? – auch bei einer NZZ