Die besondere Gefühlslage breitet sich in Wellen aus. Die von der bevorstehenden Renaissance der Linken. Und selbstverständlich gibt es immer auch Leute aus der kapitalistischen Rechten, die den Abgesang auf „DEN Kapitalismus“ anstimmen.
Dabei wird zumeist die erste Frage, was dies denn sei, dieser Kapitalismus im Jahr 2011, tunlichst umschifft.
Es scheint, man halte sich noch immer an Marx, ungeachtet des chinesischen Staatskapitalismus- und europäischen Sozialstaatenmodells.
Warren Buffet ist ein Zeuge des Untergangs. Da passt es doch, dass er sich gerade eben, als Schnäppchen, einen Grossteil der Aktien eines Billig-Discounters unter den Nagel gerissen hat.
Schliesslich müssen auch die verarmten Massen etwas essen und sich kleiden.
Aber das ficht die nicht an, die Buffet für ihr Sehnsucht nach dem Sozialismus, als Zeitzeugen vor sich her schieben.
Herr Buffet will mehr Steuern bezahlen. Er habe auf sein steuerbares Einkommen lediglich 15 Prozent bezahlt, das sei doch ungerecht, beklagte er sich öffentlich.
Das wird bei uns freudig weiterverbreitet – schliesslich unterstreicht dies die These, dass der Kapitalismus untergeht.
Nun ist es so, dass Herr Buffet kein Einkommen erzielt, sondern von seinen Kapitalgewinn und seinen Dividenden lebt. Ersteres ist für alle Sozialisten interessant. Wer als Amerikaner sein Geld in Aktien anlegt oder sein Vermögen im eigenen Unternehmen hat, zahlt auf den – auch nicht realisierten – Kursanstieg eine Kapitalsteuer von 15%.
Das ist echt sozialistisch. Denn auch die, welche kein Risiko eingehen, sollen von den Risikofreudigen profitieren.
Dabei handelt es sich, was die Dividenden anbelangt, wie in der Schweiz um eine doppelte Besteuerung.
Macht meine Firma, wie alle wissen ein KMU, Gewinn, bezahlen wir rund 20 % Ertragssteuer. In den USA sind es 35 %, weshalb dieser und jener Konzern seinen Hauptsitz in die Schweiz verlegt.
Zahlt mein Laden den Gewinn dann als Dividende an die Aktionäre aus, bezahlen wir gleich nochmals Steuern, dieses Mal privat zum Einkommen.
Mal abgesehen davon, dass in den USA wie bei auch uns, etwa 10 Prozent der Steuerzahler den Hauptteil der Bundessteuern bezahlen – die Mehrheit zahlt gar nichts – reiten wir jetzt auch nicht auf der „Besteuerung“ hoher Einkommen zugunsten der staatlichen Pensionskasse (bei uns die AHV) herum.
Richtig lukrativ für den Staat wird es, wenn Herr Buffet stirbt. Dann kassieren die USA 45 % seines Vermögens als „Sterbesteuer“, wie die Erbschaftssteuer in den USA im Volksmund bezeichnet wird.
Au blöd, da wird ja nichts draus. Herr Buffet hat sein unermessliches Vermögen in eine Stiftung verschoben, um die Sterbesteuer für seine Nachkommen zu umgehen.
Herr Buffets Wunsch, endlich mal richtig Steuern bezahlen zu dürfen, wird in Erfüllung gehen. Todsicher.
Doch ob die Linke tatsächlich eine Renaissance erfahren wird, darf tunlichst bezweifelt werden. Am 23. Oktober werden die feuchten linke Träume zerplatzen.
Dagobert Durutti meint
Man wird kaum am 23. Oktober eine Renaissance der Linken erleben. Aber man wird längerfristig Steuern erhöhen und gleichzeitig staatliche Leistungen abbauen müssen. In den USA, in Europa, im Baselland. Mehr Steuern gehen einher mit mehr Regulierung. Kurz, man wird wieder (ungefähr) da landen, wo man vor Reagan, Thatcher mal war. Ich bin der letzte der sagt, dass das lustig und toll sei, wohl aber unvermeidlich.
Value-Investor meint
bis heute war ich der Meinung, dass er sich seit Jahren ein Gehalt von USD 100’000.– p.a. auszahlen lässt.
Und einen grossen Teil seines Vermögens hat der doch an die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung übertragen.
Was stimmt jetzt?
Philippe Wampfler meint
Zwei Bemerkungen:
1. Im Herbst werden die Blöcke bleiben, wie sie sind. Mag sein, dass die Mitte 1-2% zulegt, aber auch dort gibt’s „Linke“.
2. Die Rede von der „doppelten Besteuerung“ ist m.E. sinnlos. Besteuert werden Prozesse, nicht Geld. Der Prozess „Gewinn“ ist ein anderer als „Dividenden“. Und „vererben“ ist auch ein Prozess.
T.G. meint
„Ausgeben“ ist auch ein Prozess. Und siehe da: die Mehrwertsteuer ist zu entrichten. Die Gier des Staates ist ebenso unermesslich wie die Phantasie seiner Zudiener wenn es um ständig neue Formen der Enteignung geht.