Die FDP und ich gehen in die nächste Runde: Heute war Telebasel bei mir und hat mich in Sachen der Partei und ihr Wählerverständnis befragt. Selbstverständlich war auch meine Meinung zu Urgeses Krawatte ein Thema.
Lena hat mich interviewt, plus die Kamera bedient.
Sympathisch.
Was ich gelernt habe von ihr: Für sie ist Baschi Dürr ist ein älterer Herr, dem es gut ansteht, mit einer Krawatte rumzulaufen.
Okay, dachte ich mir. (Für mich ist der Baschi (42) noch relativ jung. Und ziemlich bieder).
Aber Urgese, der sei ja noch nicht so alt – er ist 33, mein Gott, so alt wie unsere dritte Tochter -, und dass der ernsthaft mit mir in eine Krawattendiskussion eingestiegen sei, findet sie ein wenig eigenartig.
Ach der hat halt, sage ich ihr, ein wenig ein Identitätsproblem, als Mann und so.
Ich denke nicht, dass Lena den Urgese wählen wird. Ich habe das Gefühl, die Lena findet ihn ein wenig bünzlig.
Dann haben wir noch übers Thema geredet und ich habe ihr ein paar Sätze geliefert. Ist ja egal, wie sie die zu einem Beitrag zusammenschneiden wird.
Also nochmals.
- Das Problem der FDP ist, dass sie rechtzeitig zur Wahl nette Positionspapiere, zum Beispiel zur Umwelt schreibt, aber diese nicht in die Tagespolitik umsetzt.
- Die FDP erkennt nicht, dass Wessels ihr bester Verbündeter ist, der will nämlich einen Autobahnzubringer bauen und den Gundelitunnel. Sehr zum Ärger der Sozis.
- Wenn die Linksgrünen fordern, dass bis 2050 in Baselstadt keine Verbrennungsmotoren mehr erlaubt sein sollen, dann könnten sie – als urbane Partei – die Nullforderung kontern mit: Toll, warum nicht schon 2040?
Denn schon dann ist der Mist mit Benzin und Diesel geführt.
Sobald die deutsche Autoindustrie wettbewerbsbereit ist, um den Chinesen Paroli bieten zu können, werden sie auf Verbote von Diesel und Bezinern dringen. Weil sie Planungssicherheit und Kunden brauchen. - Wenn die Linksgrünen fordern, dass der private Autobesitz bis 2050 stark eingeschränkt werden soll, dann könnte die urbane FDP a) erkennen, dass der Besitz eines Automobils schon heute kein Prestige mehr bringt und wissen, dass Käufer von Neuwagen 60+ sind. (Dieselverkäufe 2o18 minus 20,6 Prozent, Benziner minus 4,5 Prozent.) Wer heute ein Auto kauft statt least (mietet) ist ziemlich blöd. Weil er die Karre in drei, vier Jahren nur mit grossen Abschreibern wieder loswerden wird. (Wollte kürzlich ein E-Auto leasen – in vier Jahren wird der auf 0 abgeschrieben, weil die Leasingfirma annimmt, dass der Wagen mit seinen 250km-Reichweite nicht mehr verkauft werden kann. Habs bleiben lassen.)
- Die urbane FDP könnte also b) davon ausgehen, dass nicht der Besitz eines Autos wichtig ist, sondern dessen Verfügbarkeit. (ein Privatwagen steht 90 Prozent ungenutzt einfach rum.)
- In den nächsten paar Jahren wird sich dieses logistische Problem das dank Apps und Sharing-Organisationen (Uber? Google? Apple?). Wer bitte kauft heute noch CDs?
Wen beeindruckt man noch mit dem Satz: Willst du mal meine Plattensammlung sehen? Die Frage ist ob Apple oder Spotify, weil ich keine Musik mehr besitzen brauche, sondern hören will unlimited.
Und dann habe ich zum Spass noch eine eigene Forderung eingebracht: Bis ins Jahr 2021 soll als Ziel angepeilt werden, dass nur noch 40 Prozent der Haushalte eine Auto haben sollen.
Hei würden der Auderset et al da aufheulen. DER WILL UNS UNSER AUTO WEGNEHMEN!
Fakt ist, dass schon heute 60 Prozent der Basler Haushalte kein Auto (mehr) besitzen.
Der Beitrag auf telebasel ist köstlich geschrieben. Und dem Thema entsprechenden Ernst. (Die Krawatten von Gewerbedirektor Gabriell finde ich kultig.)
So, jetzt hätten wir und die FDP unsere fünf Minuten Wahlaufmerksamkeit gehabt (wo ist übrigens die Kandidatin??).
Wenden wir uns also wieder wichtigeren Dingen zu.
16:55 Uhr: Eben ruft mich die Lena von Telebasel an. Sie hätten ein Problem mit der Speicherkarte von der Kamera. Nix mit Beitrag heute. Ob ich nochmals Zeit hätte.
Kein Problem, bis morgen um 10:00 Uhr, Lena.
gotte meint
bürgerliche ideenlosigkeit hat schon in liestal drei jahrzehnte stillstand verursacht. seit dort das ach-so-schlimme rot-grün die politik bestimmt, durfte auch das denken aus der handgeschalteten blechkiste entsteigen: städtchen und gewerbe florieren, die kisten bleiben aussen vor, alle sind happy und die sissacher neidisch, weil die noch immer im würgegriff des blechs festhängen.
Robert Schiess meint
Ach, die heutige Technik und die Jugend