Der Baselbieter FDP stehen ein paar interessante Wochen ins Haus. Denn schon am 5. Mai will die Partei ihre Nationalratskandidaten küren. Das Verfahren verspricht Spannung. Voraussichtlich. Denn erstmals wird nicht die Parteileitung die Kandidatenliste beschliessen, sondern die Delegiertenversammlung.
In einer geheimen Abstimmung.
Ruhig ist es derzeit in dieser Frage um Hans Rudolf Gysin geworden. Schon vor Monaten hat die Parteispitze, wie sie mehrfach in den Medien erklärt hat, mit FDP-Mann Gysin das klärende Gespräch gesucht. Doch offensichtlich bis heute ohne Ergebnis.
Ich kenne Hans-Ruedi Gysin seit seinen ersten politischen Tagen anfangs der 80er Jahre im Pratteler Einwohnerrat. Seine Äusserungen in den letzten Wochen sind unzweideutig: Er will nochmals auf die Liste und zum letzten Mal in den Nationalrat einziehen.
Ob er die ganzen vier Jahre durchhalten wird, kommt wohl darauf an, wer sein Nachrückender wird. Seit vier Jahren bleibt er nicht zuletzt deshalb im Amt, weil er den Sitz nicht dem Nachrückenden Paul Kurrus überlassen will.
Im Grunde genommen ist der Mann unberechenbar.
Das Problem der Partei: Im Moment ist kein FDP-Politiker oder eine -in in Sicht, welche(r) als Gysin-Nachfolger Erfolg verspricht. Parteipräsident Michael Herrmann rechnet sich Chancen aus, doch es ist fraglich, ob er es in einer geheimen Abstimmung überhaupt auf die Liste schafft. Inzwischen ist mehr als die Hälfte der Partei gegen ihn.
Für Balz Stückelberger, dem über Nacht zum Hoffnungsträger der Partei avancierten Arlesheimer, kommen die Nationalratswahlen zu einem wenig günstigen Zeitpunkt. Noch nicht einmal im Amt, müsste der erstmals Gewählte in wenigen Wochen bereits in den nächsten Wahlkampf steigen.
Ob das die Wähler goutieren werden?
Die Personaldecke der Freisinnigen ist dünn. Christoph Buser, der es vermied, sich auf seiner Website als FDP-Kandidat zu outen, wäre ein Kandidat. Doch das Kadermitglied der Wirtschaftskammer schleppt mit dem Schlammassel um das 9. Stadion ein heikles Thema mit sich herum. Wie gesagt, Balz Stückelberger. Eine Frau? Daniela Schneeberger, Petra Schmidt, Marianne Hollinger, Christine Pezzetta – keine darunter, die einen Wahlerfolg verspricht. Bleibt noch einer, der schon letztes Mal dabei war: Urs Steiner. Doch der ist inzwischen 57 und damit jenseits des Alters eines Hoffnungsträgers.
Doch die zentrale Frage wird sein, ob sich Hans Rudolf Gysin überhaupt dem geheimen Auswahlverfahren stellen wird. Nicht mit Akklamation auf die Liste zu kommen, käme für ihn wohl einer Abwahl gleich.
Wir sind also gespannt.