Es ist ja so eine Sache mit den Schweizern und dem Sport. Da ist die Selbstdarstellung meistens grösser als das Ergebnis, das geliefert wird.
Deshalb sitzt man vor der Glotze und denkt – die verlieren ja sowieso. Und schaltet weiter.
Und man hört im Radio, dass der 17. Platz im Riesenslalom eine gute Leistung gewesen sei.
Und Herr Federer gewinnt auch nur noch, wenn die Herren Nadal und Djokovic nicht spielen.
Und nun dieser FCB.
Wie geschrieben, dachte ich nach dem Spiel gegen Manu, na gut, das war nun das Spiel des Jahrzehnts. So eine Fussballleistung ist besonderen Umständen geschuldet, die sich nicht mehr so schnell ergeben werden.
Doch gestern haben die erneut auf der Höhe der europäischen Topclubs gespielt.
Dieses unangenehme Gefühl des sich fremdschämens, dass sich bei Auftritten der Nationalmannschaft beispielsweise regelmässig bemerkbar macht, war weg.
Man sitzt vor der Glotze und schaut gebannt zu, wie die unbeeindruckt von grossen Namen ihr Spiel machen.
Typisch schweizerisch. Eigentlich.
Und man denkt, je länger das Spiel dauert, die könnten noch gewinnen. Und sie tun dies dann auch, wie diese grossen Mannschaften in den wenigen noch verbleibenden Minuten vor dem Schlusspfiff.
Dann, wenn man es im Sessel kaum noch aushält.
Und so ist es denn gekommen, dass man beim nächsten Spiel nicht mehr vom „kleinen FCB“ reden kann. Weil diese Spieler den nächsten Sieg in den Füssen haben.
Ein Goal von Shaqiri in München – das wäre das Sahnehäubchen.
Marc Cathomen meint
Lieber M.M.,
nach diesem Sieg ziehst du deine defensive Bilanz.
Ok.
Du bist Basler und dein Urteil ist ist baslerisch. Klar:
Es kann ja eigentlich nicht sein, dass der FC Basel gewinnt gegen den grossen FC Bayern. Man muss das ja irgendwie relativieren. Es kann ja gar nicht sein!
Deine Haltung ist baslerisch. (ja, ich sage das nochmals)
Man will sich ja in aller Bescheidenheit nicht über die Grossen stellen. Das ist unchristlich, und unmoralisch, und unbaslerisch.
Man ist ja artig und man zeigt Respekt.
Trotzdem:
Der FCB zeigt der Schweiz wie man es machen muss.
Mit Selbstbewusstsein, Konzentration, Disziplin und vor allem Spass.
Unbaslerisch und mit gesundem Selbstvertrauen.
War das ein Basler Team?
War das ein Schweizer Team?
Ja klar!
na endlich!
So spielt man Fussball in der Welt.
Wir sind dabei …
… und wir können gewinnen!
Michael Przewrocki meint
FCB München kann sich in Basel Anschauungsunterricht holen wie man einen Klub rsp deren Spieler wirklich führt.
Hp. Weibel meint
„Man sitzt vor der Glotze und schaut gebannt zu, wie die unbeeindruckt von grossen Namen ihr Spiel machen.“ Ich wünschte mir, wir könnten ähnliches auch von unserem Bundesrat sagen.
M.M. meint
Eben.
Baresi meint
Oha, das alte Missverständnis. Analogien zwischen Sport und Politik oder Wirtschaft sind untauglich. Sport findet in einem bestimmten Zeitraum und nach bestimmten Regeln statt. Zudem zählt beim sportlichen Erfolg das Momentum. Das gestern war das Highlight, die eigentliche Leistung ist, über 10 Jahre oder im Falle der Bayern, über 30 Jahre an der Spitze zu sein.
Hp. Weibel meint
Einverstanden, das Momentum zählt (wie in der Politik). Aber das Momentum ist das Resultat von Ausdauer, Beharrlichkeit und das konsequente Verfolgen einer Strategie. Analogien zwischen Sport und Politik sind kein Missverständnis.
M.M. meint
@ Baresi: Na klar doch, aber wir dürfen hier ziemlich viel. Also auch Analogien herstellen. 🙂