Wir haben uns gestern darüber ausgelassen, wie die mobile Cyberrealität die Offlinerealität durchdringt. Facebook-Freunde sind anders als analoge Freunde ständige Begleiter.
Der Nachrichtenflusses im Internet ist in Nannosekunden getaktet. Es gibt keine Grenzen mehr. Der Bildschirm des Mobilephones zeigt eine Welt, in der die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt.
Wir sehen Bilder vom Parteitag der Republikaner. Empfangen über Twitter Interpretationen der TV-Bilder und Agenturmeldungen. Weil das Medium die Botschaft ist, bleibt am Schluss dieser surreale Auftritt von Clint Eastwood auf youtube (!). „Mann redet mit einem Stuhl“ wird im Netz zur zentralen politischen Botschaft der Republikaner.
Nicht eine einstündige Grundsatzrede, sondern 144 Zeichen sind das Mass für jede Botschaft. Fiktion ist Realität.
Womit wir ein letztes Mal beim Fall Eymann wären.
Der Plot, den wir hier im Netz serviert bekommen, hat ohne Zweifel die Qualität eines Schwedenkrimis. Ein origineller Einfall des Autors ist diese lange Vorbereitungszeit bis zum eigentlichen Showdown, der ausschliesslich im Internet stattfindet. Die bis anhin unbescholtene Hauptfigur wird im Netz zu einem Kleinkriminellen umgeschrieben, wird dem Millieu, in dem der Plot angelegt ist, über lange Monate hinweg angepasst.
(Nebenbei: der oder die Täter haben dabei im Netz zeitweise meine Identität missbraucht, ein Phänomen, mit dem rechnen muss, wer eine bekannte Internetidentität besitzt, in meinem Fall neben meinem analogen Namen das Internetkürzel M.M. sowie der Blogname „arlesheimreloaded“.)
Mit E-Mails wird der künstliche Raum verlassen und schliesslich – bezeichnenderweise – mit CD’s, einem veralteten jedoch physischen Datenträger, der derzeit überdies mit „brisantes Material“ konnotiert ist, der Durchbruch in die analoge Welt geschafft.
Und in dieser trifft das Material auf eine Regierung, auf die Staatsanwaltschaft und auf die Medien.
Während die Regierung und die Staatsanwaltschaft zwischen Vorgang und betroffener Person differenzieren, vollenden die „analogen“ Medien TV und Zeitung das lange im Netz vorbereitete Werk und vereinigen den „digitalen, kriminellen Eymann“ mit dem „analogen, unbescholtenen Eymann“ zum Mischwesen „Ich-glaubs-zwar-nicht-aber-es-könnte-doch-was-dran-sein-Eymann“.
Ein Mann kämpft fortan vor aller Augen mit seinem Webphantom.
Doch wir sind nicht nur Zuschauer sondern Mitbetroffene. Denn der üble Schleim, auf dem das Phantom durch die Stadt kriecht, dringt in unsere Köpfe ein und schaltet als erstes den Bürgersinn aus, das, was uns als Citoyen und Citoyenne auszeichnet: unser gesundes Grundvertrauen in die von uns gewählten Personen.
Um also den Halt in diesem unappetitlichen Spiel nicht zu verlieren, stellen wir uns / ich mich auf einen unverrückbaren Standpunkt. Und der sieht so aus:
Es ist absolut ausgeschlossen, dass ein Basler Regierungsrat sich mit Kleinkriminellen einlässt. Es ist völlig undenkbar, dass wer diesem Staatswesen dient, sein politisches Amt mit Schweigegeldzahlungen erlangt hat. Somit ist an dieser Geschichte nichts dran, ist sie von A bis Z erstunken und erlogen.
Alex Baur meint
Uiuiuiui – keine Ahnung, was an dieser Eymann-Geschichte dran ist; ich meine auch nicht, dass überall wo Rauch ist, auch ein Feuer sein muss; aber ich habe mir abgewöhnt, irgend etwas auszuschliessen; oder habe ich hier als naives Basel-Greenhorn eventuell eine ironische Pointe übersehen?
M.M. meint
Der Punkt derzeit ist, dass die lokalen Journis sich vor Angst in die Hosen machen, von wegen Prozessrisiko. Die Geschichte ist in 40’000 Dokumenten vergraben. Eigentlich gäbe es nur eine Lösung: Die CD auf Wikileaks hochzuladen und dann die Crowd ranzulassen.
Peter Gysin meint
Lieber M.M.
Leider haben Sie übersehen, dass neben Ihrer erwähnten „Cyberfiktion“ im Internet ab und zu auch die Realität zu finden ist. Es sind nicht die gleichgeschaltenen Medien, welche die Realität transportieren, sondern es sind die tatsächlich unabhängigen Blogs, welche die Fakten liefern. Natürlich sind die Fakten für die Obrigkeit gefährlich, denn sie enttarnen den Macht-Filz. Dass Sie den Fall Eymann bereits als abgeschlossen erachten, zeigt dass Sie ebenfalls zum Filz gehören.
Dani Brandt meint
Herr Messmer, wer soll das geschrieben haben bzw. wesen Meinung ist das eigentlich???:“Es ist absolut ausgeschlossen, dass ein Basler Regierungsrat sich mit Kleinkriminellen einlässt. Es ist völlig undenkbar, dass wer diesem Staatswesen dient, sein politisches Amt mit Schweigegeldzahlungen erlangt hat. Somit ist an dieser Geschichte nichts dran, ist sie von A bis Z erstunken und erlogen.“
M.M. meint
Ich sage das. Zitiere mich selbst. Muss das offensichtlich anders hervorheben, (was ich inzwischen getan habe.)