Na klar doch, es ist eine Mär, dass man aus der Geschichte etwas lernen kann. Schliesslich ist danach so ziemlich alles anders.
Meint man.
Heute, frühmorgens, bin ich auf einen Artikel vom früheren britischen Finanzminister Nigel Lawson, veröffentlicht im Tagesspiegel, gestossen: „Verhängnisvolle Gemeinschaft: Warum die Euro-Zone aufgelöst werden sollte.“
Er erwähnt die „Lateinische Münzunion“, der die Schweiz bis Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts angehört hatte. Also mal kurz zu Wikipedia, um die Ahnung mit Information aufzudatieren.
Die Lateinische Münzunion (offiz. Union monétaire latine) war eine Währungsunion zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland, die vom 23. Dezember 1865 faktisch bis 1914 und formal bis zum 31. Dezember 1926 dauerte.
Aha, Griechenland.
Zurück zu Google und von dort zum „Verband der Schweizer Berufsnumismatiker“. Der Text über die Münzunion hat zwei Stellen, die für eine politische Interpretation – um die geht es hier – interessant sind. Satz Nr. 1 lautet so:
Wer weiss heute noch, dass um 1892 nur gerade 3% der in unserem Land umlaufenden Fünfliber schweizerischen Ursprungs waren, 97% stammten aus den Mitgliedstaaten der LMU. Keiner störte sich an diesem Umstand; Geldwechsel aber war eine überflüssige Sache.
Satz Nr. 2 kommt hingegen mir und den geneigten Lesern sehr bekannt vor:
Obwohl regelmässige Kontakte, Sitzungen und Zusatzverträge die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Europa zu berücksichtigen versuchten, scheiterte der Vertrag schlussendlich an den grossen Unterschieden der Teilnehmerstaaten und ihren Schulden, Haushaltdefiziten und nationalen Egoismen.
Bei Wikipedia wiederum ist dieses Puzzleteil zu lesen:
Am 21. Dezember 1868 trat Griechenland der Union bei. Henry Parker Willis, ein amerikanische Ökonom bezeichnete diesen Beitritt aufgrund der in Griechenland herrschenden Mißwirtschaft und Korruption als grundlegenden Fehlentscheidung.
Aha, Griechenland
Google brachte zuerst dies von meinem liberalen Kollegen Oliver Hartwich: Nothing new in Greece und schliesslich das Originalzitat, auf das sich Wikepedia beruft:
It is hard to see why the admission of Greece to the Latin Union should have been desired or allowed by that body. In no sense was she a desirable member of the league. Economically unsound, convulsed by political struggles, and financially rotten, her condition was pitiable. Struggling with a burden of debt, Greece was also endeavoring to maintain in circulation a large amount of inconvertible paper.
Wie ich dann noch auf das Graham und dessen Gesetz gestossen bin,
Das schlechte Geld verdrängt das gute.
weiss ich nicht mehr so genau. Das ist halt wie seinerzeit beim Brockhaus, den ich als 15-Jähriger von der Nachbarsfamilie fürs Kinderhüten geschenkt bekam. Fängst du mal an, kannst du nicht mehr aufhören.
Inzwischen piepste der Wecker des iPad und ich dachte, die haben tatsächlich nichts aus der Geschichte gelernt. Lasst uns auf jeden Fall am Franken festhalten. Das mit der Währungsunion hatten wir ja schon mal.
quer meint
Daß Geschichte so verläuft, wie sie verläuft, ist nichts anderes, als die Resistenz gegenüber jeglicher Erfahrung.
Hinzu kommt, daß jede Generation sich dazu berufen fühlt, das Rad neu zu erfinden.
Im täglichen eigenen Leben kann man dies an dem Wort „Mode“ (gilt für alles inkl. Klamotten!) festmachen.