Daniel Graf ist gemäss seinen Angaben auf X „Campaigner, Political Entrepreneur & Historiker, Gründer @wecollectCH, Stiftungsrat @demokratie_ch, im Komitee @inklusionCH und Neurodivergent (he/him).
In einem Tweet gestern macht er sich grosse Sorgen, dass der ESC in Basel für staatliche Propaganda instrumentalisiert werden könnte.
Grafs Sorge betrifft die israelischen Sängerin Yuval Raphael, die das Blutbad der Hamas mit mehr als 1200 Toten und 251 Geiseln, die nach Gaza entführt wurden, versteckt unter Leichen überlebt hat.
Keine Frage: Die Israelin bringt eine Geschichte auf die ESC-Bühne, die niemanden unberührt lässt. Doch ihr Schicksal berührt mich auf eine ganz andere Weise, als es dies bei Graf tut.
Mit seinem Einwurf feuert der NGO-Campaigner den Startschuss und setzt die Tonlage für antiisraelische ESC-Protestaktionen.
Israel soll die Bühne in Basel nicht nutzen können, um nach Auffassung Grafs et al „Weltgeschichte umzuschreiben“.
Weil die Leserschaft hier selbst Schlüsse ziehen kann, verzichte ich auf eine einordnende Zusammenfassung.
Deshalb der Rest der Grafschen Ausführungen:
Weit über 150 Millionen Menschen schauen zu, wenn im Mai der ESC live über die Bildschirme flimmert. Diese enorme Reichweite macht die Show attraktiv für teilnehmende Staaten, die ihre Version von Konflikten und Kriegen einem globalen Publikum erzählen wollen.
Dabei folgen solche Inszenierungen oft einem bewährten Muster: Im Zentrum stehen Menschen, die tatsächlich Opfer von Gewalt wurden – allerdings durch andere Akteure. Diese authentischen Geschichten berühren das Publikum. Gleichzeitig lenken sie von eigenen Gewalttaten ab.
Durch emotionale Einzelschicksale wird der grössere Zusammenhang ausgeblendet und gezielt Komplexität reduziert.
Der ESC, offiziell ein «unpolitisches» Musikevent, wird so zur Bühne für einseitige Konfliktdarstellungen und erlaubt, Weltgeschichte umzuschreiben.
Die European Broadcasting Union (EBU) und die SRG als Gastgeberin müssen klare Grenzen ziehen. Dies bedeutet strenge Richtlinien gegen politische Instrumentalisierung, konsequente Sanktionen bei Verstössen und in letzter Konsequenz auch den Ausschluss von Teilnehmenden.
Auch die Medien stehen in der Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, Propagandaversuche aufzudecken und zu benennen, den politischen Kontext aufzuzeigen und andere Stimmen aus den betroffenen Regionen zu Wort kommen zu lassen. Ein kritischer Umgang mit staatlicher Propaganda bedeutet nicht, Opfergeschichten weniger ernst zu nehmen – im Gegenteil. Oft thematisieren solche Schicksale fundamentale Menschenrechte
Werden sie jedoch einseitig für Propaganda missbraucht, verlieren sie ihre universelle Bedeutung. Der ESC 2025 in Basel könnte ein wichtiges Zeichen setzen: Für Musik und Menschenrechte – und gegen die Instrumentalisierung von Opfern für politische Propaganda.
Im Moment bin ich skeptisch, ob das gelingen wird. Denn Polarisierung ist leider einfacher zu organisieren, als ihr entgegen zu wirken.
Den Israelgegnern bleibt noch eine Hoffnung: In der Knesset ist ein parlamentarischer Vorstoss hängig, dem oftmals regierungskritischen Fernsehsender Kan die staatlichen Mittel zu entziehen. Sollte das geschehen, ist klar, dass dies zum Ausschluss von Kan aus der Europäischen Rundfunkunion führen würde.
Dann wären sie endlich weg, die Zionisten mit ihren Propagandasängerinnen.
Marcus Denoth meint
Dieser linke, als „israelkritisch“ getarnte, Antisemitismus sit etwas vom Ekelhaftesten, was es gibt.
Vor allem, wenn man das Wort „Kritisch“ sich anschaut. Noch nie war eine linke Gruppierung, welche sich zu etwas „kritisch“ bezeichnete, irgendwie dafür oder begleitete etwas „kritisch“, sondern war schlecht dagegen. Kritisch als Synonym für „ablehnend, bekämpfend, dagegen“.
Sprich: Israelkritisch = Anti-Israel = Anti-Semitisch. Punkt.
Wieso?
Weil solche Leute, Vereine und Parteien der palästinensischen Seite unwidersprochen Plattformen bietet, unwidersprochen ihre ganze Propaganda, welche ins Antizionistische driftet oder schon voll drin ist, wiederzugeben oder sie sagen zu lassen.
Verklausuliert die Tötung von Israelis / Juden fordern (From the River..)? Kein Problem. Ist ja eine unterdrückte Minderheit und muss ja fast per se links sein und zu unterstützen.
Israelis&Juden = Geld = Kapitalismus, muss bekämpft werden. Dass dabei lediglich uralte antisemitische Stereotypen bedient und verbreitet werden? Geschenkt!
Rampass meint
Wie die Stadt des 1. Zionistenkongresses mit den zu erwartenden Pro-Hamas- und Anti-Israel-Demos umgehen wird, bleibt abzuwarten.
Das könnte hässlich werden und ich darf’s dann meinen israelischen Arbeitskollegen erklären.
Daniel Flury meint
Die Teilnahme einer Israeli an einem Schlagerevent ist also «Instrumentalisierung von Opfern für politische Propaganda»?
Was aber, wenn sich herausstellte, dass des NEMO Urgrossvater eine Halbschwester hatte, deren Grossvater ein Halbjude war und damit ursächlich mitverantwortlich dafür, dass es Israel heute gibt?
So sieht Täter/Opfer-Umkehr nämlich aus.
Na ja, Daniel Graf dürfen wir dazu nicht befragen, er hat leider keine Ahnung (aber eine Meinung, und nur das zählt in deren Kanälen).
P. Keller meint
Einverstanden. Ohne Widerspruch. Allerdings ist zu vermuten, dass der PR-geschulte Fachmann MM bei einer Vertretung aus dem andern Lager zwar geschickter und klüger, aber tendenziell ähnlich argumentieren würde wie dieser Herr Graf.
M.M. meint
Es geht um die Deutungshoheit; Cramer (ein Fest der Freude) gegen Graf (ein Fest der Geschichtsverdrehung).