In der Schweiz leben in der Tat sehr viele Ausländer.
Ausländer sind zunächst einmal deshalb schlecht, weil es Ausländer sind.
Und dann, weil sie nicht so werden wollen wie die Schweizer.
Das Problem: Weil es das Nationalvolk „Schweizer“ nicht gibt, weiss so ein Ausländern nicht, wie er denn werden soll.
Hat er sich aus lauter Unwissen über die Schweiz beispielsweise für den Kanton Uri als neue Wohngegend entschieden, käme er nicht darum herum, sich fürs Fahnenschwingen und für Ländler zu begeistern.
Verschlägt es ihn nach Basel, sollte er spätestens nach fünf Jahren Aufenthalt einmal im Jahr drei Tage lang hinter Cliquen und hinter Gugge hertrotten.
Zügelt der so Integrierte dann von Uri nach Basel und der andere von Basel nach Zürich, wird es für beide ein böses Erwachen geben.
Frau Sommaruga ist der Meinung, wie sie der Sonntagspresse erzählt hat, dass das nicht nur Immigranten aus, sagen wir, Portugal, so zu halten haben, sondern auch die „Englisch sprechenden“ Oberklassenneuankömmlinge.
Von wegen Kinder in die International School zu schicken und so.
Die Frau des Managers, soll, statt mit ihren englischsprachigen Nachbarinnen im Garten ihres Hauses in der steuergünstigen Gemeinde Wollerau Tee zu trinken, sich für die Gebräuche der dort Ansässigen interessieren (was sie ja tut).
So gesehen, bin ich auch nach Jahrzehnten in diesem Land, noch immer nicht integriert. Ich gehe beispielsweise nie an eine 1. Augustfeier. Ich jasse nicht, bei Ländlermusik kriege ich Bauchkrämpfe und die Basler Fasnacht, nun ja, da war ich auch schon mal.
Das letzte Mal vor zehn Jahren, glaube ich.
PS: Die englischsprachige, internationale Schweiz, ist genau so Schweiz wie Uri oder Basel. Englisch ist Konzernsprache, sie ist die Sprache von Wissenschaft und Hochschulbildung. Wer nicht Englisch versteht, hat auf dem Arbeitsmarkt kaum mehr eine Chance. Und ja, die Schweizer Werber lieben sie auch. Kurz: Es reden in diesem Land mehr Leute Englisch als den Urner Dialekt.
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Christian Dreyer meint
Deshalb plädiere ich für die Verankerung von Englisch als Fünfter Landessprache. Die Rätoromanen überrunden die Anglophonen allemal (Subjekt-Objekt Ambivalenz gewünscht).
Herby meint
Wenn ich mich für eine ortsansässige fremde Sprache in einem wohnsitzgenommenen Land nicht interessiere und ausserhalb des Konzerns die Eingeborenen ebenfalls nur auf Englisch anspreche verhalte ich mich respektlos und nicht anders als ein „Bergler“ der mangels Sprachkenntnissen beispielsweise in Italien ein Bier auf Schweizerdeutsch bestellt. Vor allem in lateinischen Ländern werden Personen mit einer elitären Haltung in englischer Sprache sich nur an ihrem warmen Platz im Konzern und dessen Umfeld nicht ausgegrenzt bewegen können. Wenn man wirklich Stil hat, probiert man geschneidig je nach Anspruch zwischen den Sprachen zu wechseln. Im übrigen ist die Bedeutung des Englischen vornehmlich in den KMU pragmatisch je nach Geschäftspartner (gilt auch Sp/It/Port/Fr) und nicht so ein Gegenstand des eigenen Status. Apropos Hochschulbildung: Leute mit einer höheren Berufsbildung in der Schweiz vor allem im Rechnungswesen/Wirtschaftsprüfung können vielen Akademikern leicht das Wasser reichen. In den Medien ist die höhere Berufsbildung gleichwohl generell von wenig Interesse.
Fred David meint
Ja, aber Expats, die für vier Jahre ins Land schneien und dann wieder anderswohin versetzt werden, machen einen grossen Teil der Ausländer aus. Von ihnen zu verlangen, sie sollten gefälligst zwischen Züritütsch und Baseldiitsch unterscheiden und auch noch verstehen können, was ein Innerrhödler „sääät“ ,sich sprachlich also „integrieren“, ist zu viel verlangt. Allenfalls reden sie dann lieber Hochdeutsch, aber das passt unseren Käseglockenbewahrern (sorry: Ich meinen nicht Sie) ja dann auch wieder nicht. Und Schwyzertütsch ist ja nicht einmal eine geschriebene Sprache, es gibt keine Gesetze in dieser nicht vorhandenen Sprache, nicht mal eine GRammatik, keine Medien, kaum Literatur. Da muss man sich nicht so viel drauf einbilden. Entweder will man ein weltoffenes Land sein, wie man gern von sich behauptet, dann geht man damit um. Oder dann halt nicht. Den Expats ist das wurscht.
M.M. meint
Das Problem ist halt schon, dass ich auf Bergler treffe, die zumeist ein ziemlich eigenartiges (Hoch)-Deutsch sprechen.
Ausserhalb Italiens und Frankreichs stelle ich meine Fragen in der Regel auf Englisch.
Markus Saurer meint
Mit English haben Sie nicht unrecht.Wer englische Texte nicht lesen kann, ist aufgeschmissen. Aber es nützt nichts, perfektes King’s English sprechen zu können, wenn man nicht weiss, was man denn sagen könnte… Und wer nicht richtig schreiben kann – und zwar Deutsch -, den kann man eh nicht brauchen. English hin oder her. Ebensowenig kann man wiss. Anfänger brauchen, die gleich als Generalisten beginnen wollen – sprich, die eingentlich nichts à fond studiert haben. Am nutzlosesten sind die vielen Anfänger-Generalisten, die des Deutschen kaum kundig sind, jedoch so gut wie perfekt English speaken. Solche werden heute zu Hauf ausgebildet, wie ich aus langer Erfahrung mit Rekrutierung von Ökonomen und Juristen erfahren musste.
M.M. meint
Hatte letztes Jahr ein (intensives) internationales Mandat bei einem Schweizer Traditionskonzern.
Bei denen sitzt keine einzige Schweizerin mehr als Assistentin der Chefs im Vorzimmer. Das sind alles English natives (mit Hochschulabschluss).
Gotte meint
schweizer ohne hochschulabschluss und ohne englisch-kenntnisse schicken wir bei uns nur noch in den bundesrat.
Fred David meint
Hochschulerfahrung brauchts nicht unbedingt. Englisch allerdings schon, aber das lernt man nicht an der Uni. Viel wichtiger für ein Regierungsamt ist heute ausgiebige berufliche Auslanderfahrung (gilt auch für Regierungsräte grösserer Kantone). Uebrigens: Was für ein Segen für die Ohren, dass man in der Schweiz mehr Englisch als Urnerdialekt hört (mea culpa! an alle urnerischen Eingeborenen, obwohl die mit ihrem grösten Investor, Herrn Sawiris und seinen Kunden ja auch Englisch reden müssen).
Liberopoulos meint
Sorry aber die english natives müssen auch alle einen Hochschulabschluss machen, auch wenn sie Polizist werden möchten, ansonsten geht da gar nichts. Der Vater eines Freundes ist in der Novartis Geschäftsleitung – alles auf Englisch, der denkt jetzt auch so. Aber dieses Phänomen ist ja bekannt. Es gibt zwei Schweizer Wirtschaftswelten. Momentan ist jene Welt die sich rein mit der Schweizer Gesetzgebung auseinandersetzt sicher besser gestellt. Aber die nächste EU/EWR-Abstimmung kommt bestimmt.
Thommen_62 meint
Ich nehme an, dass bald einmal in allen Zeitungen und Medien nur noch in englischer Sprache geworben werden wird. Denn wie sollen all die englischsprechenden Werber und Manager hier ihre Arbeit verrichten… ?
Das wird lustig bei der Migros und der Coop werden. Oder für die Krankenversicherungen…