Wenn ich in einer Unternehmenskrise ein Strategiepapier ausgearbeitet habe, war der Ausgangspunkt für sämtliche Aktivitäten zur Bewältigung der Krise ein Zeitplan über ein Jahr hinweg.
Wer sich Zeit verschafft, lässt sich nicht von Tag zu Tag durch die Schlagzeilen hetzen. Es war mir völlig egal, was die Medien heute über „uns“ geschrieben haben.
Das einzige, was interessierte: Was schreiben sie in einem Jahr über uns.
Da führt man sie hin.
Mit Aktivitäten und Informationen, die man übers Jahr verteilt. Solche, die sowieso stattfinden, wie zum Beispiel Bilanzmedienkonferenzen, gefolgt von speziellen Inszenierungen für Stakeholder und Medien..
Mit jener einen Botschaft, die man bis in einem Jahr verankern will.
In dieser Coronakrise habe ich, jetzt, wo sich die Nebel der ersten Wochen verzogen haben, wieder einen Zeitplan aufgestellt.
Mein erstes Ziel, den März coronafrei zu überstehen, habe ich bekanntlich in den Sand gesetzt.
Im Nachhinein: Welch ein Glück.
Ich gehe davon aus, was die Experten sagen: Die Coronakrise wird mit mehr oder weniger gelockerten Einschränkungen im Alltag noch 18 bis 20 Monate dauern.
Dann hätten wir Dezember 2021 und darauf richte ich jetzt mein Leben aus.
Losgelöst von Illusionen können wir deshalb bereits heute damit rechnen, dass auch die Fasnacht 2021 nicht stattfinden wird.
Weil wir nächsten Februar noch in der Pandemie feststecken werden.
Sollte sich bis dann nicht irgendein Wunder in der Gestalt eines Impfstoffs einstellen.
Es gibt auch bei uns Politiker, welche die Menschen glauben machen, im Mai aber sicher im Juni werde es wieder fast so locker werden, dass wir unser früheres Leben mehr oder weniger fortsetzen können.
Das ist Politikergeschwätz.
Deren Geschäftsgrundlage ist bekanntlich der Adenauer-Satz: „Was kümmert mich, was ich gestern behauptet habe.“
Solange das Virus unter uns weilt, sind wir überhaupt nicht über dem Berg. Auch wenn derzeit alle Kurven nach Süden schwenken.
Machen wir doch mal auf Zahlen.
In der Schweiz leben derzeit 8.6 Millionen Menschen. Bis gestern sind gerade mal 28’000 laborbestätigte, positive Fälle festgestellt worden.
Oder 0.33% der Bevölkerung, also nichts.
Ein Faktum, was bei vielen Menschen zur Annahme führt, ist ja alles nicht so schlimm. Für die meisten finden Coronakranke nur in den Medien statt und kaum im persönlichen Umfeld.
Woraus unschwer folgt, gehen die Ansteckungen in diesem gemächlichen Tempo weiter, wird das Virus über das Jahr 2021 hinaus sein hinterhältiges Unwesen treiben.
Bis dann sollte ein Impfstoff vorhanden sein. Hoffentlich in solchen Mengen, dass man Milliarden von Menschen impfen kann und nicht die paar Millionen, die es sich leisten können.
Um die Dimension der Krise einzuordnen, muss man damit rechnen, dass sich in den kommenden eineinhalb Jahren die Hälfte der Schweizer Bevölkerung anstecken wird, also 4.3 Millionen.
Nach allem was wir bis anhin wissen, werden etwa 80% (3.4 Mio.) dieser Fälle asymptomatisch, leicht oder mittelschwer verlaufen und keine medizinische Versorgung benötigen.
20% der Infizierten (860’000) werden jedoch medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Die Hälfte in einem Spital.
Das wären 430’000 Patientinnen und Patienten.
Ungefähr die Hälfte davon, 215’000, benötigt ein Bett auf einer Intensivstation.
In Schweizer Spitälern stehen derzeit 1200 IPS-Betten zu Verfügung.
Woraus noch eine andere Zahl folgt, die uns davon abhalten sollte, zu meinen, wenn C&A und Starbucks wieder geöffnet sind, sei die Sache ausgestanden.
Von den 28’000 positiv Getesteten sind bislang 1200 gestorben, das sind hohe 4%.
Gemäss dem Stand der Dinge gehen Wissenschaftler davon aus, dass 0.5 bis 1 Prozent der Infizierten am Coronavirus sterben. Für die Schweiz wären das zwischen 21’500 und 43’000 Todesfälle.
Seit Wochen liegt ein strahlend blauer Himmel über uns.
Kein einziges Flugzeug ist zu sehen.
Letzte Woche flog eine Frachtmaschine über Arlesheim hinweg.
Wir eilten raus auf den Sitzplatz und schauten fasziniert hoch, als würden wir in unserem Leben erstmals einen Flieger sehen.
Wenigstens ist das Wetter gut, denken wir.
Bis uns in wenigen Tagen die Dürremeldungen aufschrecken werden.
Musik, die zur Stimmung passt:
Thomas Zweidler meint
Sie beschäftigen sich sehr mit Corona.
Hier ein kleiner Tipp:
Jeden Tag 2 Stunden Corona-Talk-Radio (ohne Musik) mit Roger Schawinski.
Er talkt nach Amerikanischem Vorbild mit den Hörern, Experten usw..
Bis jetzt schon 52 Stunden lang. SUPER. Und neue Imputs ohne Zahl. Von Experten, von Hörern, von Roger.
Zum Nachhören auf http://www.radio1 und dann Corona-Talk-Radio anklicken.
Find ich schon stark:
Kein Dudel-Privat-Radio der CH (z.B. das langweiligste der langweiligen Radios Namens RadioBasilisk) macht so was, keine SRG, einfach niemand. Nur Roger.
Diesen Tipp sollte man veröffentlichen. Machen Sie in Ihrem nächsten Text ein Hinweis aufs Corona-Talk-Radio mit Roger auf Radio 1.
Beste Infos und Unterhaltung täglich 2 Stunden lang.
Jean Ackermann meint
Ei-Ei-Ei, wenn sogar Mesmer in den Fatalismus-Modus verfällt, dann ist das Ende des Tunnels in Sicht. Spätestens in 2 Monaten wird man einen wirklich Erkrankten halbwegs gut behandeln können und dann ist die Panik, wie damals bei Aids, völlig vorbei!!! Es ist die die Angst, dass man sich nicht wehren kann, paralysiert die Gesellschaft. In drei Monaten haben die Leute andere Sorgen, schauen wir mal. Bis dann!!
M.M. meint
Mir macht es nichts aus, komplett daneben zu liegen.
Im Gegenteil.
Arlesheimreloadedfan meint
Herr Mesmer,las Heute nochmals Ihren Kommentar vom 10.März ? Damals antwortet ich das ich ganz baas sei ohne das Virus.
Bis in wenigen Monaten,werden Therapien zur Verfügung stehen.
Im Rückblick werden aber auch Diskussionen möglich werden,die noch tabu sind.
Die sehr sehr unterschiedlichen Sterberaten in den Heimen.
Warum sterben bis 85 % der Intubierten,währen die Verweigerer überleben?
In den letzten Jahren wurde die Alterspflege in starkem Masse durch die Finanzindustrie übernommen.Ich könnte da ganze Bücher voll absurder Vorkommnisse schreiben!
Jean Ackermann meint
Ihr Kommentar irritiert mich ein bischen. Was heisst da Intubierten? Man sollte schon bei der Sache bleiben. Die Intubierten sind meistens schon am Endpunkt. Das Problem fängt meistens viel früher an. Von den Infizierten werden in der Regel einer von 3en bis 12fen erfasst! Welche die halbwegs Probleme hatten wie Messmer und Andere solten ja damals zu Hause bleiben. Nur das Virus ist auch zu Hause und entwickelte mit Vorliebe auf der Endotheloberfläche der Gefässe Entzündungen, und zwar fieserweise überall, Lunge, Herz, Darm …. Das Resultat: Die Zuhausegebliebenen sind nicht die Geschützten, sie entwickelten verschidenste Thrombosen aufgrund denen sie ins Spital eingeliefert wurden. Mit über 80zig und mindestens einer Thrombose hat man schlechte Karten. Die können nur noch mit „Intubieren“ überleben. Das Zynische ist, anders als ihre Sichtweise, 70% die sterben sind Daheimgebliebene.
Henry Berger meint
…wieso schreiben wir nicht gleich, dass das Corona-Virus zum Aussterben der menschlichen Rasse führen wird – erscheint mir bei den z.Z. herumgebotenen Horror-Szenarien nur noch ein kleiner Schritt
Baresi meint
430’000 Spital-Patienten : 78 Wochen = im Schnitt 5500 neue Spital-Patienten während 1.5 Jahren. Das wären deutlich mehr pro Woche als in den letzten fünf Wochen oder verstehe ich etwas falsch?
Niggi Ullrich meint
„Etwas Gutes“ hat das CV: Auf Arlesheim reloaded werden Gedanken und Repliken – ob mutmasslicher oder wahrscheinlicher Natur – sprachlich immer eoloquenter, gedankliche immer variabler und bis zu einem gewissen Grad fatalistischer. Gut so! Ich habe kein Problem. Im Gegenteil.
Christoph Meury meint
Für Zahlenfetischisten und KaffeesatzleserInnen sind die Zeiten paradiesisch. Freies Feld für Jedermann spekulativ die Welt neu zu organisieren. Die ersten Selbsterfahrungsbücher «Ich und die Coronakrise« sind bereits im Druck. Man will seinen Visionen und der erfahrenen Resilienz ja eine gewisse Nachhaltigkeit & einen adäquaten Ewigkeitswert verschaffen.
Mir persönlich wäre es zwischenzeitlich recht, wenn die Virologen & Epidemiologen (quasi ehrenvoll) wieder in ihre Labors & Forschungsbubbels entschwinden würden und das Tagesgeschäft (wenigstens vorübergehend) durch Sozialwissenschafter, Psychologen, Betriebswirtschafter & Ökonomen, PolitikerInnen und Ottonormalverbraucher (sprich: Bürgerinnen & Bürger) bestimmt würde.
Dass die Coronakrise unmittelbar noch ein paar Kollateralschäden hinterlässt, ist vermutlich ärgerlich, aber verkraftbar. Dass die Gruftis aus der Hängematte dabei genau wissen, was uns erwartet, wie man das alles gemänätscht hätte und wie steinig die Zukunft aussehen würde, ist so sicherer, wie das Amen in der Kirche. Ob Fasnacht, oder nicht, die Normalität wird früher oder später kommen…Ein Impfstoff wird gefunden werden und ein paar Pharmafirmen werden dabei den Reibach machen. Alles wie gehabt.
Welche Zahlen und Parameter weisen uns dann die Zukunft? Die Aktienkurse? Steuerumsätze? Oder die globale Verschuldung? Who know’s!
M.M. meint
Grundannahme: Das Coronavirus ist noch immer da und so aggressiv wie vor fünf Wochen.
Was daraus folgt, ist einfach zu verstehen:
a) Was haben wir in den letzten Wochen getan, damit die Zahlen auf das jetzige Niveau gefallen sind?
Okay, wenn Sie das haben:
b) Wie verändert sich der öffentliche Raum nach dem 11. Mai (oder wenn man gar der SVP oder dem Gewerbeverband folgen täte)?
Top, die Wette gilt:
Das Virus nimmt Rücksicht auf unser aller Befindlichkeit und die Nöte des Gewerbes.
Christoph Meury meint
Ich wiederhole mich: Vermutlich muss man den Zustand der Ungewissheit und der unscharfen hoheitlichen Vorgaben & Massnahmen noch ein paar Wochen aushalten. Wer jetzt so tut, als sei die Ausgangslage glasklar und der Ausstieg aus der Krise terminierbar und eine reine Frage der Logistik, ist ein Scharlatan. Keiner weiss Bescheid, das ist faktisch der Zustand indem wir uns befinden.
Für den Kommunikationsspezialisten und Prozessmoderator: Wir stecken mitten in der Kumulationsphase von Zielkonflikten. Dabei stehen mittlerweile nicht nur Aussagen von Epidemiologen & Virologen im Vordergrund, sondern jetzt kommen auch die Sozialwissenschafter, Psychologen, Betriebswirtschafter & Ökonomen, PolitikerInnen, etc. zu Worte. Sie alle haben unterschiedliche Interessenslagen und liefern Informationen zur Erhellung der komplexen und instabilen Lage in der wir uns befinden. Diese unterschiedlichen Perspektiven gilt es auszuloten und sich an Lösungen heranzutasten.
Der Ruf nach der «Starken Hand« und der klaren Ansage kaschiert lediglich die eigene Unsicherheit, ist aber wenig zielführend, ja führt letztlich in die Irre.
Zu den Fragen: a) Keiner weiss zum jetzigen Zeitpunkt, welche Massnahmen, welche Resultate erbracht haben.
b) Der öffentliche Raum bleibt der öffentliche Raum. Die Leute werden sich anfänglich vorsichtiger bewegen. Die vorgegeben Massnahmen punktuell einhalten, aber irgendwann wird man die Sache gelassener angehen. Der Austausch via Skype und Videokonferenzen wird Standart werden. Schulen werden die Digitalisierung vorantreiben. usw.
Ob Parteien, inkl. SVP, als Orientierungshilfen in Krisen etwas taugen, mag ich zu bezweifeln. Die Akzeptanz gegenüber PolitikerInnen wird weiter abnehmen. Man hat gesehen, dass PolitikerInnen nicht system-relevant sind. Die Virologen & Epidemiologen werden aber nicht in die Lücke springen. Sie können mit Forschungsgeldern zufrieden gestellt werden und verschwinden wieder in ihrer Bubble.
Gibt es bei dieser Wette einen Trostpreis?
Sissachr meint
Die weniger vernunft- denn triebgesteuerte Konklusion „Jetzt ists jo schon 5 Wochen so, jetzt ist denn gut!“ treibt schon seltsame Blüten. Meine Coiffeuse hat mich sofort angetextet: „Ich hab dann ab 28. wieder offen, ab 30. gäbs noch freie Plätze!“ Wie wenn meine schüttere Matte das erste wär, um das ich mich nach-corona kümmern möchte.
Es kommt mir etwas vor wie früher, als man Grippe hatte und dann eigentlich so halb gesund und alle Kollegen spielten draussen beim tollsten Wetter Indianerlis (oder heisst das heute „Indigeneamerikanerlis“?) und ich beschwor meine Mutter, dass ich doch jetzt gesund sei und raus könne: „Nix da. Einen Tag fieberfrei drin. Sonst liegst du grad wieder flach“, beschied die Erzeugerin streng.
Was soll ich sagen? Sie hatte recht. Ich merks immer wieder, wenn ich den Rat nicht beherzige und mich zu früh ins Büro schlepp.
Daher schliess ich mich Ihrem Planungshorizont an, befürchte aber, dass Corona jetzt meinen letzten Beizen (nach Rauchverbot, Internet & 0.5 Promille) den definitiven Gnadenstoss geben wird. Und dann wird’s mir schon etwas langweilig.
Rolf meint
Drum habe ich vorgesorgt und mir ein paar Flaschen dunkles Bier eingelagert…