Plus die Gedanken, die man sich somden lieben langen Tag so macht.
Man könnte so sagen: Burma wird völlig überschätzt und ist unverschämt teuer. Laos gibt nicht viel her, deshalb suchen sie eine Nische und bei Vietnam denkt man zuallerst noch immer an den Krieg.
Alle drei Länder haben deshalb das Problem, dass, anders als in Thailand, wer mal dort war, kaum mehr zuückkehrt.
Was ich damit sagen will: Hätten wir nur jeweils eines dieser Länder besucht, müsste ich feststellen, dass dort hinzufahren sich nicht wirklich gelohnt hat. (Was im Nachhinein ja niemand eingestehen würde, der für teures Geld drei Wochen in den Urlaub gefahren ist.)
Allerdings ist das, was ich hier gerade aufzeige, nicht das Gesamtwerk, sondern es handelt sich um Ausschnitte desselben.
Lassen Sie mich es so sagen: Wenn ich mir lediglich ein paar wenige Zentimeter des Seerosenbildes von Monnet anschaue, dann sehe ich nur ein paar nichtssagende Farbflecken.
Trete ich jedoch ein paar Schritte zurück, dann sehe ich ein fantastisches Zusammenspiel von Farben, wo jeder Farbklecks und Pinselstrich so und nicht anders sein muss, um dem Betrachter den Eindruck eines Teichs voller Seerosen zu vermitteln.
Es ist also die Summe von Tausenden von Eindrücken und Bildern der letzten zweieinhalb Monate, die aus dieser bewusst so und nicht anders komponierten Reise etwas völlig Einzigartiges haben entstehen lassen und das uns nun als wunderbar gestaltetes Gesamtkunstwerk in Erinnerung bleibt.
Dazu zählen aber nicht nur die Pagoden, die Landschaften, die Menschen und Wasserfälle, sondern auch all der Abfall, der in den Dörfern, Städten und entlang den Strassen, achtlos weggeworfen, überall rumliegt.
Dazu noch die Bücher und all das Online-Zeugs, die und das wir gelesen haben und die anregenden Gespräche und Analysen, so ganz unter uns.
Plus die Gedanken, die man sich den lieben langen Tag so macht.
Genausowenig, wie wir sagen können: „Dort war es am schönsten„, können wir einen Ort benennen, der uns nun überhaupt nicht gefallen hat. Wir denken nicht in solchen Kategorien.
(Ein asketischer Spanier, der mit dem Velo unterwegs war, hat während eines kurzen Schwatzes auf einer Dorfstrasse in Laos treffend bemerkt: „If you want to see nice cities, go to Europe!“)
Wer das „Wanderlust-Gen“ hat, für den ist der Sinn des Reisens das Unterwegssein und nicht, dass man irgendwo hingeht und dort bleiben möchte.
Wenn man mal zwei, drei Nächte an einem Ort verbracht hat, dann ist’s genug und man freut sich, dass es weiter geht und man ist gespannt, was nächstes so alles passieren wird.
Dieses tägliche Abschied nehmen von irgend etwas für immer und das freudige Gespanntsein aus Neues bilden den Sound des Reisens.
Selbst die Langeweile, die sich bei einer längeren Autofahrt durchaus einstellen mag, passt.
Gut, man könnte solcherart Reiseverhalten, zumal es sich um eine wohlüberlegte und deshalb durchorganisierte Privattour für zwei Personen gehandelt hat, in die Kategorie „Erlebnisökonomie“ abschieben.
Das Wohlbefinden des modernen Konsummenschen wird schliesslich nicht zuletzt durch die Vielfalt an (zumeist bezahlten) Erlebnissen bestimmt.
Der Monnet-Vergleich wäre demnach romantisch überzogen und ich sollte stattdessen besser vom üppigen Warenangebot eines übervollen Supermarktes reden.
Von mir aus.
Womit ich beim eigentlichen Problem angelangt wäre, nämlich bei der Antwort auf die Frage: „Na, wie war’s?“
Weil es nach einer solchen Reise im Grunde genommen nichts zu erzählen gibt.