Wir beschäftigen uns mit Dingen, die im Grunde genommen gar nicht so wichtig sind.
Gemessen an dem, was um uns herum derzeit so abläuft.
Wobei die vom Menschen verursachten wirtschaftlichen Katastrophen mich gar nicht so sehr berühren. Den Schaden kann man, wie auch immer, irgendwie beheben.
Nein, es ist dieses Erdbeben in Italien.
All die Wochen zusammengezählt haben wir so um die zwei Jahre in Italien verbracht. In dem Jahr, als ich definitiv aus dem Journalismus ausgestiegen wurde, verbrachten wir mit den Kindern zwei Monate im Süden, fuhren in einem Camper den gesamten Stiefel ab bis hinüber nach Sizilien.
Kein Jahr, in dem wir nicht zwei, drei Tage in Venedig sind.
Und jetzt das.
Menschen verlieren Freunde, Familienangehörige, ihre Existenzgrundlage, Häuser.
Wir alle verlieren unermessliche Kulturgüter.
Denn wir schätzen die norditalienischen Städte ja nicht zuletzt deshalb, weil in den Kernstädten seit der Renaissance derart wenig Neues gebaut wurde, dass man sich an zumeist intakten Stadtbildern erfreuen kann. (Legnago, südlich von Verona gelegen, ist auch so eine Stadt.)
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dem wirtschaftlich gebeutelten Italien jemals gelingen wird, die vielen zerstörten historischen Gebäude wieder zu restaurieren.
Denn es braucht dazu nicht nur Geld sondern auch den Willen.
Die Schweiz könnte sich engagieren, beispielsweise, in dem sie Patenschaften für einzelne Projekte übernimmt.
Es ist ja nicht denen ihr Land und denen ihre Kultur. Es ist auch „unser“ Land und gewiss auch unsere Kultur (ganz ohne Anführungszeichen).
In Venedig soll gestern eine Statue vom Sockel gefallen sein. Nicht auszudenken, wenn es mehr gewesen wäre.
PS: Die Parmigiano-Produktion wurde schon beim ersten Beben stark in Mitleidenschaft gezogen. Parmigiano muss zwei, am besten noch mehr Jahre reifen, um jene Delikatesse zu werden, die wir so schätzen. Die Lager sind zerstört.
Bild: Modena (c) Wikipedia