In Sachen Universität Basel hat das Baselbieter Parlament die Status-quo-Position der Basler Bildungs- und Finanzpolitiker letzten Donnerstag pulverisiert. Wie auch immer man die Qualität der FDP-Vorstösse und die dafür herbeigezogene Studie einschätzt,
Baselland wird keine 170 Millionen pro Jahr mehr an die Uni Basel überweisen. Der neue Vertrag wird die Beitragszahlung auf die Finanzkraft der Partner abstellen.
Die von Jean-Luc Nordmann als Präsident des Fördervereins der Universität Basel in die Verhandlungen eingebrachte Schwankungsbandbreite von 40 bis 60 Prozent ist ein vernünftiger Vorschlag.
Und ebenfalls am Donnerstag haben die Baselbieter Uniratspräsident Ueli Vischer öffentlich das Vertrauen entzogen. Keine gute Ausgangslage für weitere Jahre im Amt.
Was mit den Landratsentscheiden deutlich wurde: Die Basler Parteien haben es bislang versäumt, eine eigene Position in die Debatte einzubringen. Sie überliessen das Thema ihrer Regierung. Die werde es schon richten, dazu noch etwas Empörung, dann knicken die Rampassen ein. Eine Fehleinschätzung.
Eine Fehleinschätzung wäre auch, man würde im Stadtkanton auf die oppositionellen Baselbieter Sozialdemokraten setzen.
Die sind zwar stark im Scheingefecht um die U-Abo-Subvention.
Doch dem ultralinken SP-Präsidenten Adil Koller, erst 23 und Student an der Uni Basel, fehlen sowohl Erfahrung als auch das politische Gewicht, um in der Unidebatte eine ernst zu nehmende Stimme zu werden.
Weshalb er im Landrat für seine Sache Altvordere der FDP bemühen musste, Männer, die in der FDP nicht mal mehr zur grauen Eminenz gezählt werden.
Es gibt in Basel-Stadt inzwischen viele, die froh sind, dass die Baselbieter im September 2014 neuerliche Fusionspläne versenkt haben. Die Diskussion um die Uni zeige doch: Die Mentalitäten der mobilen Urbanen und der ländlichen Schollenkleber seien so verschieden, dass ein Leben unter einem Dach nicht möglich sei.
Doch bei der in Mode gekommenen, absurden Vorstellung, alleine sei man «better off», handelt es sich ohne Frage um einen fehlgeleiteten Darmwind.
Weil die Realität sich dieser gedanklichen Blähung widersetzt: Wirtschaftlich, kulturell, bildungs- und gesundheitspolitisch und auch finanziell sind die beiden Basel so eng verflochten wie keine zwei anderen Kantone in diesem Land.
Was also nicht wegdiskutiert werden kann, könnte man bissig so auf den Punkt bringen: Die beiden Basel sind «ein Kanton mit zwei Parlamenten».
Ob es einem nun passt oder nicht: Baselland und Basel-Stadt bilden einen gemeinsamen politischen Raum. Unzertrennbar.
Der Therwiler Oskar Kämpfer und Patricia von Falkenstein, sein Pendant aus dem Gellert, agieren nicht dies- und jenseits einer Mauer, sondern unter derselben politischen Käseglocke.
Besorgniserregend ist deshalb der Schatten, den der Konflikt bereits auf die anstehende Debatte über die Fusion der beiden Kantonsspitäler wirft.
Sollten Therwiler Kleingeist und gellertscher Dünkel auch bei diesem Thema die Diskussion dominieren, dann ist das Scheitern der Spitalfusion so gut wie sicher.
Doch anders als bei der Universität hätte das für jeden Einzelnen von uns und den Life-Sciences-Forschungsplatz insgesamt folgenschwere Konsequenzen.
Um dieses Szenario zu verhindern, müssen die Schwesterfraktionen der beiden Parlamente das gemeinsame Interesse an einer Fusion koordiniert auf eine Linie bringen.
Jetzt.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 1. Mörz 2017.
Meury Christoph meint
Die Stadtbevölkerung und mit ihr die Basler Regierung, sowie die amtierenden PolitikerInnen, haben keinen Grund sich gegenüber den BaselbieterInnen endlos in Demut zu üben. Die paar wenigen politischen Schreihälse auf dem Land sind noch lange nicht das Volk. Es ist aber sicher an der Zeit, dass sich diejenigen, welche eine formidable und qualitativ hochstehende Universität wollen, eine solche Uni in Basel auch wertschätzen, davon profitiert haben, oder aktiv als StudentInnen Nutzen daraus ziehen, notabene auch die Wirtschaftsvertreter, welche die Nähe zum Uni-Hotspot für ihre Geschäfte brauchen, usw. endlich aus der Deckung kommen und die Universität in der jetzigen Form aktiv und vorbehaltlos verteidigen. Sich schützend vor sie stellen. Die Rambassen werden sich dann wieder nach Liestal verkrümeln und sich schmollend neue Dreistigkeiten ausstudieren.