Ich weiss, man muss jetzt die Basler Regierung dafür loben, dass sie etwas für die Wirtschaft tun will. (Journalisten geraten seit zwei Wochen ausser Rand und Band. )
«Wir sind überzeugt, mit unserem Massnahmenpaket die Negativspirale für die Wirtschaft aufhalten zu können»
Wird Frau Soland in der bz zitiert.
Ach du wirtschaftsheilige Einfalt.
Unternehmen sollen Strom- und Wasserrechnungen vor sich herschieben und bei der BKB dank Kantonsbürgschaft leichter zu Krediten kommen.
Mehr als politischer Lokalaktionismus ist das nicht.
Ich meine, wen will man retten? Beizen, Hotels, Konzertveranstalter, Eventunternehmen, Caterer, PR-Unternehmen?
Jeder KMU-Unternehmer weiss, dass Rechnungen, die aufgeschoben werden, sich hoch addieren und irgendwann bezahlt werden müssen.
Einen Bankkredit aufzunehmen, um Löhne zu bezahlen, ist unternehmerisches Harakiri.
Wer so weit ist und sein Unternehmen retten will, muss, so hart das tönen mag, Mitarbeiter entlassen und gleichzeitig sein Geschäftsmodell überdenken.
(Wir haben die Krise 2002 (Dotcom-Blase) und vor allem die 2008 (Finanzkrise) mitgemacht. Letztere hat uns heftig zugesetzt, weil Beraterbudgets immer als erste Sparmassnahme zurückgefahren werden.)
Was etwas bringt, sind die Kurzarbeitermassnahmen des Bundes.
Überhaupt: Die Kantone sollten Wirtschaftsmassnahmen mit dem Bund koordinieren. Dieser muss den Lead übernehmen.
Deshalb hier ein Hoch auf die Baselbieter Regierung, die im Moment nichts tut und damit nicht auf Politaktionismus macht.
Das Schlimmste steht uns nämlich noch bevor.
Michael Przewrocki meint
Es hat zuviele Beizen. Machen einander kaputt und es wird aber munter weiter bewilligt.
Christoph Meury meint
Den Kopf in den Sand zu stecken ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber als Rentner ist man natürlich sauber raus und auf keine zahlenden Kunden mehr angewiesen. Die Rente fliesst munter weiter und kein Coronavirus bringt den Geldfluss zum Stottern. Ob die gelobte Untätigkeit der Baselbieter Regierung (jetzt wieder gestärkt durch die physische Anwesenheit von RR Monica Gschwind: Hallo! Willkommen an Bord…) die klügste Handlungsoption ist, mag ich zu bezweifeln. Es gibt tatsächlich Menschen, welche auf funktionierende Geschäfte und reale Einnahmen angewiesen sind. Da hilft der kluge Rat vom Tee trinken und abwarten eher wenig. Plötzlich dem Föderalismus abzuschwören und dem Bund die alleinige Verantwortung und Handlungshoheit zuzuschieben, wird sich früher oder später in einem Rollback rächen und zeugt letztlich von einem schwach ausgebildeten Baselbieter Empowerment. Autonomie ja, aber nur wenn man um’s eigene Feuer tanzen und grosse Töne spucken kann.
M.M. meint
„Die Rente fliesst munter weiter…“ okay der Punkt ist geschenkt.
Dafür ist mein Risiko grösser als Ihres, endgültig den Bach runter zu gehen!
🙂
Christoph Meury meint
Stimmt nicht! 4 Jahre Differenz macht den Hasen nicht feiss, zudem bin ein doppelter Risikopatient.
Marc Schinzel meint
Nicht im Panikmodus Geld verteilen. Aber wenn z.B. länger bestehende Unternehmen mit Arbeits- und Ausbildungsplätzen, die mit knappen Margen wirtschaften und kaum Reserven haben, wegen der Folgen von COVID19 in eine existenzielle Not geraten, könnte der Kanton diese, in Abstimmung mit dem Bund, mit unbürokratischen Massnahmen unterstützen. Denkbar wären zum Beispiel Zahlungsaufschübe bei Forderungen der öffentlichen Hand, Überbrückungskredite, Überbrückung der Karenzfirst bis zur Auszahlung von Beiträgen der Krankentaggeldversicherung. Eine Task Force müsste rasch geeignete Kriterien entwickeln. Meine Partei wird am nächsten Donnerstag im Landrat eine entsprechende dringliche Motion einreichen.
M.M. meint
Das tönt gut, aber ist ziemlich weltfremd. Das geht nur, wenn man sicher ist, dass die Aufträge/Kunden in ein zwei oder je nach Branche, Monaten zurückkommen.
Das wird in der Coronakrise nicht der Fall sein. Ich sehe einige Branchen (rund um die Messe oder im Eventbereich) die werden untergehen.
Nützen tun Massnahmen wie Kurzarbeitergeld, weil sie sofort Kosten wegnehmen und zwar ohne Rückzahlung.
Marc Schinzel meint
Das alles ist nicht einfach. Und eine Gratwanderung. Bei der 90-tägigen Karenzfrist vor der Auszahlung der Krankentaggeldleistung, die bei Corona-bedingten Quarantänen ins Gewicht fallen kann, wäre meines Erachtens aber auch ein Rückzahlungsverzicht denkbar. Aber ich will hier nicht weiter über einzelne Massnahmen spekulieren. Wichtig ist das Problembewusstsein.
Maurus Ebneter meint
Nur gesunde Unternehmen, die einzig wegen der aktuellen Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten, sollen Notkredite erhalten. Die Basler Regierung tut, was sie im aktuellen Rahmen tun kann. Das begrüsse ich sehr. Richtig ist aber Ihre Einschätzung, dass der Bund gefordert ist. Es braucht jetzt die Möglichkeit, rasch Kurzarbeitsentschädigungen zu erhalten. Zumindest für KMU und eine befristete Zeit völlig unbürokratisch! Sonst werden Ende März, spätestens Ende April die Löhne und Lieferantenrechnungen nicht bezahlt werden können. Das wäre dann der Anfang einer Negativspirale mit ungeheurer Dynamik. Deshalb sind sofortige Massnahmen nötig, gerade für Branchen, die ab dem ersten Tag praktisch ungebremst auf den Abgrund zurasen. Ein leerer Tisch, ein leeres Hotelzimmer sind unwiederbringlich verloren. Was es noch braucht: Für beschäftigungsintensive Branchen runter mit der Mehrwertsteuer auf den reduzierten Satz! Denn bei einem Personalkostenanteil von 50% des Umsatz wird faktisch die Arbeit besteuert.
M.M. meint
Bin voll bei Ihnen.
Ich denke, dem Bund werden noch ein paar Dinge mehr einfallen.
Das mit der MwSt. – da sehe ich Probleme, weil am Schluss brauchts da eine Volksabstimmung.
Doch noch ein Kompliment, an Sie persönlich: Sie kommen sehr glaubwürdig rüber, machen in diesen für Ihre Branche nicht einfachen Zeiten einen guten Job.
Maurus Ebneter meint
Hoffen wir, dass dem Bund noch ein paar Dinge einfallen. Kreativität ist sonst nicht gerade dessen Spezialität. Ja, für eine dauerhafte Mehrwertsteuersenkung bräuchte es eine Verfassungsänderung. Für vorübergehende Rabatte und eng befristete Senkungen könnte sich der Bundesrat hingegen auf Art. 185 BV stützen – vor allem, wenn die Situation sich weiter zuspitzt. Merci noch für Ihre freundlichen Worte.
Karl Linder meint
Ja, stimmt. Die relevanten Entlastungspakete müssen in Bern geschnürt werden, das hier im Kanton ist natürlich auch dem Wahljahr geschuldet. IWB Rechnungen, schön, aber der Hauptteil des Betriebsaufwands für eine Firma ist das wahrlich nicht. Aber will das in diesem Zeiten jemand hören?
@Maurus Ebneter: Ja, sehr gute Arbeit gemacht !