Dass jetzt Daniel Koch bei der Aufarbeitung der Corona-Krise in die Schusslinie der Journalisten gerät, wie eben in der NZZ am Wochenende und vor einer Woche im TA-Magazin, wundert mich nicht.
Der bedächtige, etwas skurile Mann war in der Anfangsphase der Corona-Krise – zumindest was die Kommunikation anbelangt – der Richtige und im Medienzentrum am richtigen Platz.
Aber irgendwann beim Zuhören seiner Ausführungen in der X-ten Pressekonferenz und erst recht, als er mit seinen Hunden durch den Wald rannte, was zur besten Tagesschauzeit der Nation berichtet wurde, hatte ich so meine Zweifel an seiner Kompetenz.
Nicht zuletzt unter diesem Eindruck habe ich Mitte April geschrieben: Die Stimmung kippt.
Zwei Wochen später kam ich zum Schluss:
Jetzt muss man Herrn Koch aus dem Verkehr ziehen. Die Sache mit den Kindern hat er verbockt. Weil er nicht mehr zu unterscheiden weiss zwischen Koch privat und Koch Beamter. Das ist gefährlich. Für ihn und für uns.
Was in den TA-Media-Medien zitiert wurde.
Doch das ist Oberfläche.
Die Recherchen der Journalisten decken jetzt die bedenklichen Versäumnisse des MR. Corona auf.
Da wird ein Bild von einem Berner Beamten gezeichnet, der stur auf dem systeminhärenten Standpunkt, „haben wir schon immer so gemacht und überhaupt, ist unser Garten“, die bereits im Januar erfolgten Warnungen von Top-Epidemiologen in den Wind schlägt.
Unter den Wissenschaftern breitet sich Frustration aus. Man fragt sich, ob das BAG den Ernst der Lage begreift, ob dort epidemiologisches Wissen ausreichend vorhanden ist. Ob man überhaupt Interesse hat an einem Austausch mit der Wissenschaft.
Was wir damals alle schon wussten: Das BAG unter Daniel Koch war zu keiner Zeit bei der Aufbereitung des aktuellen Zahlenmaterials auf der Höhe der Zeit.
Es ist zu hoffen, dass die Zeit bis Herbst genutzt wird, die entsprechenden Tools einzuführen, zum Beispiel auch EDV-Programme für eine bessere Prognosen zu Ausbreitung des Virus.
Einen zweiten Shutdown wird es nicht geben, auch wenn die R deutlich über eins steigen wird.
Will Herr Koch seine Reputation nicht vollständig an die Wand fahren und seinen ehemaligen Arbeitgeber vor Schaden bewahren, sollte er das Baden im Anzug und das Überstülpen von Perücken sein lassen und einfach mit seinen Hunden durch den Wald rennen.
Markus Schöpfer meint
Als Roger Federer zum ersten Mal das Swiss Indoors gewann, waren alle begeistert! Hätte man danach die einzelnen Spiele analysiert, und nur schlechten Punkte zusammen geschnitten, und als Zusammenfassung präsentiert, hätte er sehr schlecht ausgesehen. Um bei der Metapher zu bleiben: das Swiss Indoors ist dieses Jahr weltweit eines der besten Tourniere, was die Performance anbelangt. Weder Wimbledon, Bercy noch das US open konnten annähernd mithalten!
M.M. meint
Roger Federer ist nice to have.
Martin Plattner meint
Der Zauberer Koch
Reden wir doch in drei Jahren über Herrn Koch!
Mit etwas Abstand wird man erfahren, dass sein lavieren über die Nützlichkeit des Masken tragen aus Loyalität zum Bundesrat geschah, der wegen fehlender Masken eine Massenhysterie / Maskenhysterie verhindern wollte. Natürlich hat er sich dann und wann mit seinen Vermutungen weit aus dem Fenster gelehnt, was die Besserwisser in die Empörung getrieben hat.
Koch hat sich nicht selbst zum Guru gemacht – die Bevölkerung hat ihn zur Kultfigur gemacht. Warum…?
Wieviel Länder mit vergleichbaren geografischen Bedingungen haben die Corona Krise bisher besser bewältigt?
Nun ist Herr Koch a.D., pensioniert und wird wadengebissen und klein gemacht. Nach dem Corona Hype ist halt momentan auch für Journalisten gefühlte saure Gurkenzeit.
Er geniesst seine momentane Popularität und spielt sie aus. Er engagiert sich witzig für Kleinkunst und nimmt sich selbst als Performer nicht tierisch ernst.
Ist doch toll!
Marc Schinzel meint
Martin Plattner trifft es: Nicht er selber, sondern die Medien haben Daniel Koch zur Kultfigur überhöht. Jetzt holen sie ihn wieder vom Sockel. Eigentlich uninteressant.
Thomas Zweidler meint
Er ist ein Clown….
JA
doch wer ist das nicht? Besonders „obeuuse“…..!
Und jetzt entdeckt er das Entertainment. Er entdeckt den Showman in sich.
Lassen wir ihm doch noch seine begrenzten Tage im Rampenlicht.
Denn im Herbst wird Koch’s Köcher leer sein und im Migros-Restaurant dreht sich kein Mensch mehr nach ihm um, wenn er als Pensionär wie alle anderen Pensionäre als Höhepunkt seines Rentneralltages seinen Cafe für 2.90 rauslässt und das Wetter im 20Minuten-Gratisblättli studiert.
Schweizer Normalo-Rentnerleben eben.
isaac reber meint
Finde solche postum-Diskussionen meist ziemlich mässig. Wenn alles schon so klar gewesen sein soll, warum dann untenstehende Antwort?
Vielleicht weil ein „Ja“ ordentlich Ärger ausgelöst hätte?
Am Schluss muss ja immer jemand die Verantwortung übernehmen. Darum scheint es mir auch richtig, dass dieselben entscheiden.
aus „republik“, 28.2./4.3.20
10. In Italien gibt es viele Fälle. Soll ich meine Ferien absagen?
…
«Sie müssen das selber entscheiden», sagt der Epidemiologe Marcel Salathé. «Ich persönlich bin oft eher auf der vorsichtigen Seite, aber meiner geplanten Italienreise im April sehe ich relaxed entgegen. China oder Südkorea hingegen würde ich im Moment meiden, wenn die Reise nicht essenziell ist.»
Nicole Twort meint
Herr Salathé ist doch jener Statistiker und bekanntermassen Nicht-Virologe, der die ersten Wochen, bis man es ihm beibrachte, beharrlich von infiSzieren und DER Virus sprach. Mit diesem Grundunvermögen wäre jede MedizinerInnenprüfung im Fach Infektionskrankheiten gleich abgebrochen worden. Dass nun auch Herr Messmer nachtritt, nun, das kommt nicht so überraschend.
M.M. meint
Trete nicht nach. Habe schon vorausgetreten. Der Botschafter ist die halbe Botschaft. Aber Herr Koch ist jetzt weg und das ist gut so für die nächste Phase.
Paul Menz meint
Wenn ich mir als Laie (fast)alles ansehe und anhöre, was Fachleute, Politiker und andere „wichtige“ Leute, welche die Medien (manchmal) als Selbstdarstellungsbühne missbrauchen, erzählen und erklären, weiss ich (oft) überhaupt nicht mehr, was ich jetzt glauben soll, auch wenn ich mir Mühe gebe, möglichst vorurteilsfrei (was natürlich auch nicht immer gelingt) zuzuhören … 🙂
Ich komme dann zum Schluss: Die Welt ist (k)ein Irrenhaus; sie ist ein MENSCHENhaus.
Franz meint
Ja er ist ein Clown…
Und den nächsten Lockdown können wir uns wieder 2060 leisten wenn der aktuelle abbezahlt ist.
Corona wird in die Geschichtsbücher nicht als menschliche sondern als wirtschaftliche Tragödie Einzug halten.
…und macht dann halt indirekt die Menschen kaputt.