Blick von der Mittleren Rheinbrücke auf den Roche-Turm (hat der eigentlich schon einen Volksmundnamen, z.B. „steiler Zahn“?).
Zuerst glaubte ich, die von der BaZ hätten sich im Datum geirrt. Die titeln nämlich in ihrem Aufmacher auf der Front – kommt sicher noch später online -: „Economiesuisse will Mittlere Brücke abreissen“, was ja nun schwer nach 1. April-Scherz tönt.
Aber nein, die meinen das ernst:
Die Mittlere Brücke in Basel ist ein Hindernis für den Schiffsgüterverkehr auf dem Rhein. Das stellt Economiesuisse in ihrem neu erschienenen Bericht «Güterverkehr und Logistik – Lösungsansätze der Wirtschaft für eine starke und vernetzte Schweiz» unmissverständlich klar. Von Rotterdam bis nach Basel verkehren die Rheinschiffe normalerweise mit drei übereinander gestapelten Containerlagen. Weil die Mittlere Brücke aber einen Engpass bildet, können die Baselbieter Häfen nur mit zwei Containerlagen angefahren werden.
Das kostet logischerweise Geld.
Nun gehe ich davon aus, dass eher der Birsfelder Hafen dicht gemacht wird, als dass in Basel die Mittlere Rheinbrücke durch eine neue ersetzt wird.
Ich war damals fürs Baudepartement in der Endphase in Sachen Neubau der Wettsteinbrücke unterwegs. Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Diskussion um den unbestrittenen Abriss des alten Rosthaufens mindestens zwanzig Jahre gedauert.
Ergo liefert die Forderung von Economiesuisse die besten Argumente für eine Schliessung des Birsfelder Hafens. Dann können dort Wohnungen gebaut werden und die Gemeinde kann dank höherer Steuereinnahmen aus dem Finanzausgleich entlassen werden.
PS@ Journis: Frau Schneider-Schneiter regt sich auf Facebook ziemlich darüber auf, dass Frau Schneeberger nichts für J&S übrig hat. Morgen muss sie in der WBK Farbe bekennen.
Phil Bösiger meint
Die Mittlere Brucke ist mit Baujahr 1905 jünger, als es die alte Wettsteinbrücke war. Städtebaulich wohl eher eine Gewohnheit als eine Schönheit. Die Jochbögen sind für die heutige Schifffahrt zu niedrig, jede Durchfahrt ist schon heute ein Risiko.
Vielleicht bietet sich nach Calatrava eine zweite Chance auf einen Brückenbau-Akzent in Basel? Ich möchte auf jeden Fall erst mal ein konkretes Projekt sehen, bevor ich mich festlege. Am Ende des Entscheidungsprozesses steht sowieso eine Volksabstimung.
Michael Przewrocki meint
Es muss eine Klappbrücke her, in St.Petersburg geht es auch. Nostalgie bringt uns nicht weit.
Marc Schinzel meint
Weshalb sich aufregen und viel elektronische Tinte vergiessen, wenn in absehbarer Zeit doch nichts Weltbewegendes in dieser Sache zu erwarten ist?
minglingmike meint
Mann muss Vor- und Nachteile abwägen. Wird das Bauwerk gesprengt, geht’s vielleicht zeitgleich mit dem offiziellen Economiesuisse-Rheinschwimmen -timing ist alles!
Blacky meint
Der Rhein sollte endlich und dringendst für den Wessels’schen Langsamverkehr reserviert werden: für Fussgänger, Kinderwagen und Velos (ohne E).
Grummel meint
So isses: Also trockenlegen und schleunigst eine Begegnungszone einrichten.
Henry Berger meint
..klar, ich Depp – ist eigentlich logisch, dass die „Pegel“-Höhe des Rheins nicht verändert werden kann.
Henry Berger meint
Tja, die Rialto-Brücke mit ihrem kecken Bogen sieht doch nett aus…..
gotte meint
man schluckt schon ein- oder zwei- oder auch dreimal leer, wenn man das liest. anderseits: brücken sind verkehrswege, verkehrswege ermöglichen handel – wenn also das, was den handel ermöglichen soll, ihn plötzlich behindert, dann wäre es wohl ein gebot der geschichte, das hindernis zu schleifen… dass es nie (NNNIIIEEE!) soweit kommen wird (IN BASEL) liegt nicht nur daran, dass die mittlere brücke kulisse ist für den cortége, sondern auch daran, dass uns das historismus-denken des 19. jahrhunderts, in dem das geschichtliche per se als wertvoll und gut gilt, bis in die poren beherrscht. eigentlich lustig, denn damit wird unser handeln ganz und gar a-historisch: wir bewahren das monument und schleifen den handel…
claudio botti meint
Diese Diskussion haben wir vor Jahren geführt, nämlich vor der Abstimmung über die Fusion beider Rheinhäfen. Damals hätte man die Thematik Rheinhäfen objektiver und offener angehen müssen. Ich glaube, dass es nun zu spät ist. Die bereits getätigten Investitionen lassen einschneidende Massnahmen, die nötig wären, nicht mehr zu.
M.M. meint
Mit anderen Worten: Die Basler müssen ihre Mittlere Brücke abreissen, damit sich die Investitionen in Birsfelden rechnen? Ich lach mich kaputt. Echt.
claudio botti meint
Falsch verstanden, ich habe betreffend Investitionen nicht Birsfelden gemeint! Ich meine damit die Kantone und vor allem die Wirtschaft. Firmen haben mittlerweile gezügelt, ausgebaut usw. Die Planung hätte damals anders verlaufen müssen. Ein Masterplan wäre von Vorteil gewesen. Nun ist es sehr schwierig etwas zu ändern.
Meury Christoph meint
Es gibt in der Politik keine unwiderrufbaren Verträge & Abmachungen. Wenn Vereinbarungen die weitere wirtschaftliche Entwicklung bremsen oder verhindern, müssen sie gekippt werden. Im Hafenareal in Birsfelden laufen die Baurechtsverträge in Etappen aus: 2020/2030/2040/2050 & 2060. Ergo ist Handlungsbedarf unmittelbar angesagt. Die Politik muss die Schweizerischen Rheinhäfen stoppen und die Verlängerung von Baurechtsverträgen verhindern. Also ist die Politik gefragt. Jetzt! Nichts von in der Hängematte ausruhen und von axiomatischen Vereinbarungen träumen. Hallo: Herr Botti! Aufwachen.
Henry Berger meint
Gibt es hier Wasserbau-Ingenieure: Wäre es denn nicht möglich, den Rhein im Bereich der mittleren Brücke (und logischerweise auch entsprechend davor und dahinter) entsprechend zu vertiefen, so dass die Durchfahrthöhe grösser wird? (In Hamburg wird ja auch die Elbe vertieft, so dass noch grössere Schiffe den Hamburger Hafen anfahren können.
Sehr wahrscheinlich gibt es einen banalen Grund, den ich im Moment nicht sehe, der dies verunmöglicht.
Henry de Bâle meint
Weil es in Basel vielleicht gar nicht um die Wassertiefe geht.
Wohl aber um die Durchfahrtshöhe.
Kurz: Die Joche der Mittleren Brücke sind zu niedrig…
Städter meint
C.Meury; Basler Hafen kommt auch für Wohn-Projekte in Frage, die mind. so attraktiv sind wie in Birsfelden, vor allem Klybeckquai. Für West und Ostquai favorisiere ich Beibehaltung der Logistik-Infrastruktur, mit zusätzl. dritten Hafenbecken unter der Autobahnbrücke hindurch.
Meury Christoph meint
Klar, jeder Kanton und jede Standortgemeinde will gute SteuerzahlerInnen mit attraktiver Wohnlage am Rhein anlocken. Nur, Basel hat genügend teure Wohnungen, welche immer noch leer stehen (ehemaliges Kinderspitalareal) und muss hier keine Überkapazitäten realisieren. Zudem kostet die Verlegung der Hafenbahn im Basler Hafen ein Heidengeld.
In Birsfelden wäre dies alles viel einfacher und billiger zu bewerkstelligen. Zudem: Es ist unsinnig Gefahrengüter aller Art (Öllager in Birsfelden) mitten durch Basel zu schippern. Und Recycling-Lager müssen nicht an attraktiver (potentieller) Wohnlage gehäuft werden.
Städter meint
Es müssen ja keine Topclass Luxus-Wohnungen werden, sondern Mittelstands-Plus Wohnungen, wie der Architekt so schön sagt. Dann ist es dort am Klybeckquai mindestens so gut wie am Blätzbums. Und weshalb soll Basel bei so wenig Platz das einfach verschenken? Für eine Brache als Oede der Stadt?
Wenn Sie das Kinderspital als Bsp nennen: Jeder, der sich ein wenig mit Immobilien auskennt, muss sagen, das ist massiv überteuert, die Kauf-Wohnungen dort. Die Miete-Wohnungen hinten sind ok, und deswegen auch gut vermietet. Im Baurecht Wohnungen kaufen, auf so eine Schrottidee muss man erstmal kommen. So blöd ist kaum ein Käufer.
Robert Schiess meint
Dabei gäbe es ein einfacheres System: Im Basler Hafen müsste ein Umschlagplatz eingerichtet werden, in welchem die 3te Lage der Container auf Shuttle-Schiffe umgeladen wird und wäre auch für die überlangen Schiffe geeignet. Diese Shuttle würden einzig den Basler Hafen-Birsfelden/Auhafen/Rheinfelden bedienen. Das System wäre flexibel, könne dem Angebot jederzeit leicht angepasst werden, und ist auch für lange Tankerschiffe geeignet. Man kennt die Situation: Ein junges Ehepaar freut sich auf das eigene Heim, lässt es Bauen und scheidet sich dann, wie es die Spannungen während des Baues auseinanderbringt. Das Basler Stadtbild würde durch ein flexible Shuttle-Lösung nicht für hunderte von Jahren verunstaltet.
Ich verstehe nicht, warum nicht eine solche pragmatische Lösung abgeklärt wird.
Robert Schiess
Meury Christoph meint
In Anbetracht der miserablen Ertragslage oder Wirtschaftlichkeit der Schweizerischen Rheinhäfen im Verhältnis zur okkupierten Fläche, stellt sich tatsächlich die Frage, ob der Birsfelder Hafen notwendig weiter erhalten werden muss. Eine Konzentration auf die Hafenfläche in Basel und die Neuschaffung von Container-Terminals in Weil am Rhein, scheint längerfristig eher sinnvoll. Der Birsfelder Hafen (und dies ist schon mehrfach moniert worden) eignet sich wechselweise für ein neues Uni-Spital, einen Universitätscampus, eine Music Hall und vor allem für eine gemischte Nutzung von Wohnungen und wertschöpfenden Firmen aus dem Life-Sience Bereich, usw. Mit Sicherheit nicht als grosses Lager für Recycling Firmen aller Art. Die 420’479 grosse Fläche ist ein bestens erschlossenes Juwel und zu schade für eine unternutzte Industriebrache. Mit einer höheren und wertschöpfenden Bewirtschaftung könnte auch die finanzielle Situation von Birsfelden nachhaltig verbessert werden. Mit dem Abriss einer Brücke mehr Container-Kapazitäten zu schaffen, ist höherer Blödsinn. Den Birsfelder Hafen mittelfristig aufzulösen ist vermutlich eher das Gebot der Stunde.
Städter meint
Wenn Birsfelden abgebaut wird (nachdem die Erdöl Firmen gerade vor wenigen Jahren vom Klybeckquai dahin gezogen sind….), dann braucht es in der Logistik-Stadt Basel dafür einen Ersatz. Wollen wir diesen wirklich, wie vom Bundesrat angedacht, nach Weil am Rhein verlegen ?Oder nicht besser, hier behalten wollen? Für die Variante Weil a.Rh. spricht die Wohnungs-Knappheit, dagegen die Arbeitsplätze.
Rudolf Mohler meint
Die geniale Verkehrspolitik von Basel-Stadt wird sicher auch das noch fertigbringen.