So führt die Neutralität womöglich dazu, dass es bald keine Schweizer Rüstungsindustrie mehr gibt.
Herfried Münkler, 71, emeritierter Professor in der bz.
Na jetzt kann ja nichts mehr schief gehen: Frau Fetz ist nach einem langen Politikerinnenleben – („Die BaZ-Kolumnistin hat sich ein halbes Leben lang für Frieden und Abrüstung engagiert“) – zur Einsicht gelangt, dass die Schweizer Rüstungsindustrie erhalten bleiben muss.
Nach einem etwas gar langatmigen Einführungsblabla kommt sie im allerletzten Satz ihrer Kolumne zur Sache:
Bis vor einem Jahr habe ich mich für die zweite Lösung (Anmerkung: Verzicht auf eine eigene Rüstungsindustrie) ausgesprochen, doch der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine hat mich definitiv umgestimmt.
Klartext heisst das: Frau Fetz ist jetzt auch für Rüstungsexporte – auch direkt in die Ukraine -, denn allein für die Schweizer Armee Rüstungsgüter herzustellen, rechnet sich nicht.
Man könnte die 180 Grad-Wende der alt Ständerätin mit der Bemerkung beklatschen :„Lieber spät als nie“.
Oder ihr mit Nachsicht begegnen.
Allein, beides wäre ziemlich unpassend.
Weil das Beispiel a) zeigt, dass (alt) Politikerinnen (Männer mitgemeint) ihre politischen Forderungen zumeist an der aktuellen Nachrichtenlage ausrichten. Oder man will sich vom politischen Gegner absetzen.
Und b), dass es sehr klug war, ausserhalb ihrer Politbubble die bisherige Meinung von Frau Fetz einfach zu ignorieren.
Marc Schinzel meint
Schön, dass Frau Fetz nun auch zu dieser Einsicht kommt. Wer sehen wollte, konnte schon lange. Die Fakten zu Russland und zur Sicherheitslage in Mittel- und Osteuropa lagen spätestens ab 2014 (Überfall auf die Krim) deutlich auf dem Tisch. Der grösste Fehler des Westens war seine Naivität gegenüber Putin im letzten Jahrzehnt. Wer darauf hinwies, dass nicht nur Cyberwar, sondern auch asymmetrische oder klassisch-konventionelle Kriege in Europa denkbar bleiben, ja das Risiko dafür klar gestiegen war, wurde von links belächelt wie der Mann im Mond.
Franz meint
Ein winzig kleines Fähnlein im Wind.
Gerade die Politiker-Generation von Frau Fetz hatte Jahrzehnte Zeit um ein sicheres Europa zu formen.
Nichts ist passiert und heute hat man den Schlamassel.
Und somit: ja, alles ignorieren – nach der nächsten Windböe wird wieder alles neu ausgerichtet.