Wie auch immer: Diese Woche mache ich mal Pause. Von der Baselbieter Politik.
Weil ich diese Woche keinen Bock drauf habe, mich erneut über irgendetwas oder irgendjemanden zu nerven. Denn seien wir ehrlich – was die in Liestal diskutieren, hat nur bedingt Einfluss auf unser Leben.
Ich höre den empörten Aufschrei, aber beruhigen Sie sich.
Die Sache ist doch die, dass das meiste, was die Politik beschäftigt, von der kurzlebigen Tagesaktualität getrieben ist. Weshalb all die heiss diskutierten Themen im Nirgendwo versanden. Kommt hinzu, dass die politischen Mühlen derart langsam mahlen, dass viel Zeit vergeht, bis die Reste eines Landrats- oder Regierungsratsentscheids nach unten, zu uns, durchsickern.
Was dem Normalbürger genügend Zeit lässt, sich gegen drohenden Schaden abzusichern.
Oder auch: Geschäfte werden über Jahre vertrödelt, wie beispielsweise die beiden Initiativen aus dem Jahr 2012 für eine «bessere Personalpolitik» und einen «effizienten Staatsapparat». Weil niemand mehr Lust verspürt, sich damit zu befassen, wurden die beiden Volksinitiativen kurzerhand mit dem Nichtstunsiegel «Unterbrechung der Behandlungsfrist» gestempelt.
Was unter dem Vergrösserungsglas einer Unterschriftensammlung als grosser Elefantenhaufen gepriesen wurde, ist heute höchstens noch ein Fliegenschiss. Ein lästiger vielleicht.
Und weil die ununterbrochen so geschäftig sind wie die Hamster im Rad, sich der Politbetrieb in Liestal also ständig um die eigene Achse dreht, endet das meiste, was in Kommissionen oder an einem der Donnerstage im Landrat diskutiert und beschlossen wird, unbeachtet und folgenlos im Staatsarchiv.
Und die wenigsten verstehen, was sie gerade diskutiert und beschlossen haben, ein Befund, der nicht von mir stammt, sondern von Leuten, die da mittun.
So zeichnet sich der Politapparat durch zwei Eigenschaften aus: durch die Mediokrität der Akteure und durch deren Eigensinn. Was ich positiv bewerte, weil sie die eigentliche Qualität unseres Systems ausmachen. Wir können uns nämlich darauf verlassen, dass da nie ein grosser Wurf gelingt. Vor einem solchen müssen wir Citoyens uns mehr fürchten als vor diesem sich Durchwursteln.
Denn dort, wo sich politisches Handeln im achselzuckenden Akzeptieren des Faktischen erschöpft, kann sich der Citoyen um die wesentlichen Dinge seines Lebens kümmern.
Wir werden es demnach nie erleben, dass wir über Nacht von einem linken oder rechten Lager überrumpelt werden, das den Kanton auf den Kopf stellt. Die bürgerliche Mehrheit im Landkanton bestätigt diese Gewissheit seit den gewonnenen Wahlen: Die «rechtskonservative» Revolution findet schlicht nicht statt.
Meine wesentlichen Dinge: Mir geht es gut. Ich arbeite, wenn mich etwas interessiert, und zahle noch immer AHV. Es fällt mir nicht schwer, den Tag auch einfach nur zu vertrödeln. Überhaupt habe ich es mir abgewöhnt, mich zu beeilen. Ich treibe intensiv Sport, lese viel, schreibe täglich. Und koche. Zwischendurch besuche ich mit den Enkeln den Zolli oder spiele mit ihnen Bauarbeiter. Wenn es mir zu eng wird, setze ich mich für ein paar Tage oder auch Wochen ins nahe oder ferne Ausland ab.
Um nach der Rückkehr festzustellen, dass sich in Liestal nicht das Geringste bewegt hat.
Nein, diese Woche mache ich mal ganz entspannt Pause von der Baselbieter Politik. Weil die ihre Endlosschleife auch alleine drehen kann.
Meury Christoph meint
Ist das jetzt die Position eines Defätisten, welcher jegliche Hoffnung auf Veränderung, respektive auf den Sieg, aufgegeben hat, oder die des Stoikers, der in emotionaler Selbstbeherrschung sein Los akzeptiert und gelernt hat in grosser Gelassenheit Seelenruhe und Weisheit zu erreichen? Oder hat der Kommentator einfach die Schnauze voll von diesem alltäglichen politischen Kleinfutter und Politgetue? Oder ist das die Position des bürgerlichen Besitzstandwahrers?