Offensichtlich sind die Medienmitteilung und die anderen Medienunterlagen schon vor der Pressekonferenz der beiden Gesundheitsdirektoren, die jetzt gerade stattfindet, weiterverbreitet worden.
Eine dieser Empfangsquellen hat uns die Pressemitteilung zugestellt. Auf der Website des Kantons ist sie noch nicht aufgeschaltet (Stand: 09:39 Uhr)
———————————————-
Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt
Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft
Medienmitteilung vom 29. Juni 2015 Sperrfrist: Montag, 29. Juni, 9.30h
Die beiden Basel prüfen Gründung einer gemeinsamen Spitalgruppe
- Regierungsräte Lukas Engelberger (BS) und Thomas Weber (BL) forcieren, unterstützt von den beiden Regierungen, vertiefte Kooperation in der Gesundheitsversorgung.
- Das Kantonsspital Baselland (KSBL) und Universitätsspital Basel (USB) sollen in einer gemeinsamen Spitalgruppe zusammengeschlossen werden.
- Auf dem Bruderholz soll eine „Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe“, kurz TOP, gebaut werden, das stationäre Angebot wird mittel- bis langfristig in Liestal und Basel konzentriert.
- In Laufen soll ein bedarfsorientiertes Gesundheitsnetzwerk entstehen.
- Die Verwaltungsräte des KSBL und des USB unterstützen die Spitalstrategie der beiden Regierungen ausdrücklich.
Die Regierungen der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt hatten am 10. März 2015 an einer gemeinsamen Sitzung die Absicht bekräftigt, in der Gesundheitsversorgung und insbesondere im Spitalwesen über die Kantonsgrenzen hinweg enger zusammenzuarbeiten. Dies aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Region Nordwestschweiz (BL, BS, SO, AG nördlich des Jurakamms) um einen weitgehend geschlossenen Versorgungsraum handelt.
Dieser Initiative vorangegangen waren Gespräche der beiden Gesundheitsdirektoren mit Vertretern des USB und des KSBL, die ihrerseits eine enge-re Zusammenarbeit angeregt hatten, eine Absicht, die von den beiden Gesundheitsdirektoren ausdrücklich begrüsst wurde.
Die übergeordneten Ziele dieser Offensive sind: Eine optimierte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung der beiden Kantone, eine deutliche Dämpfung des Kostenwachstums im Spitalbereich sowie eine langfristige Sicherung der Hochschulmedizin in der Region.
Jetzt, gut drei Monate später, legen die beiden Regierungsräte, Thomas Weber, Basel-Landschaft, und Lukas Engelberger, Basel-Stadt, ein ausführliches Strategiepapier vor, das die seinerzeitige Absichtserklärung konkretisiert. Als Resultat der Analysearbeit der letzten Wochen haben die beiden Gesundheitsdirektoren als Leitplanke für den unvermeidbaren Veränderungsprozess folgenden Grundsatz formuliert:
„Die Region wird als ein integraler Gesundheitsraum definiert, in dem die Bevöl-kerung auf eine bezahlbare, qualitativ hochstehende und gut erreichbare Gesundheitsverorgung zählen kann.“
Um diesen Anspruch zu erfüllen, sollen die anstehenden Investitionen koordiniert, stationäre Überka-pazitäten abgebaut und damit Leistungen auf ambulante Angebote verlagert werden. Kernkompetenzen sollen abgestimmt und Schwerpunkte gebildet werden. Synergien müssen ausgeschöpft und Skaleneffekte realisiert werden. Zudem sollen neue Betriebsmodelle und innovative Ansätze zur Leistungserbringung ermöglicht werden.
Auf nationaler Ebene werden die beiden Basel gemeinsam Position beziehen, um die Regionalisierung der Versorgungsplanung zu ermöglichen. Dies betrifft die einheitliche Finanzierung von spitalstationären und spitalambulanten Leistungen, eine effektive Steuerung des ambulanten Bereichs durch die Kantone sowie die Stärkung der Information und Eigenverantwortung der Patienten.
Wie die beiden Regierungsräte an der heutigen Medienkonferenz bekanntgegeben haben, sollen als nächstes folgende Prüfaufträge der beiden Regierungen konkretisiert werden:
- USB und KSBL sollen zu einer gemeinsamen Spitalgruppe zusammengeschlossen werden, die offen ist für eine spätere Beteiligung weiterer Partner in der Region.
- Auf dem Bruderholz soll eine „Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe“, kurz TOP, gebaut werden.
Erst mit der Bildung einer gemeinsamen Spitalgruppe werde die gewünschte Verbindlichkeit erreicht und die geforderte Dämpfung des Kostenwachstums durch stärkere Koordination und entsprechende Vermeidung von Doppelspurigkeiten ermöglicht, unterstrichen die beiden Gesundheitsdirektoren. Da-mit soll auch die universitäre Ausstrahlung der öffentlichen Basler Spitäler gestärkt werden.
Wie Regierungsrat Thomas Weber bekanntgab, wird mit dem vorgesehenen Neubau für das TOP das heutige Bettenhaus zurückgebaut. Auf dem Areal, das dem Kanton gehört, werden weniger Flächen als heute beansprucht, weshalb an bester Lage neuer Wohnraum entstehen könne. Regierungsrat Weber: „Eine weitere Chance, die es zu packen gilt.“
Die beiden Verwaltungsratspräsidenten des Universitätsspitals Basel, Michel Plüss, respektive des Kantonsspitals Baselland, Werner Widmer, tragen das vorliegende Strategiepapier vollumfänglich mit und erkennen das Potenzial, welches sich damit für die Patientinnen und Patienten der Region ergibt. „Durch den Zusammenschluss ergeben sich Möglichkeiten, die Behandlungspfade für unsere Patientinnen und Patienten zu optimieren, die Qualität über alle Standorte zu verbessern und auch die Vor- und Nachversorgung in einem grösseren Netzwerk koordinierter zu organisieren“, sind sie sich einig.
Neben anderen Synergiepotentialen, werden insbesondere die regionale Abstimmung der angebotenen Dienstleistungen sowie die Zusammenführung der spezialisierten und hochspezialisierten Medizin an einzelnen Standorten zur Dämpfung des Kostenwachstums beitragen. Die Spitalgruppe trägt zur langfristigen Sicherung attraktiver Arbeitsplätze in beiden Spitälern bei.
Wie Regierungsrat Lukas Engelberger ausführte, wurden die Verwaltungsräte des USB und des KSBL beauftragt, bis Ende drittes Quartal 2016 Vorschläge für die Gestaltung einer gemeinsamen Spitalgruppe sowie ein Konzept mit einem Business-Plan für eine gemeinsame Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe auf dem Bruderholz auszuarbeiten.
„Wir haben als Ziel eine gemeinsame Leistungserbringung der öffentlichen Spitäler vereinbart, um Investitionen zu bündeln und Überkapazitäten abzubauen“, sagte Regierungsrat Engelberger.
Regierungsrat Thomas Weber: „Die Regierungen der beiden Basel sind zutiefst davon überzeugt, dass dieser Weg für beide Kantone besser ist als der Status Quo und dass die Bevölkerung in der ganzen Nordwestschweiz davon profitieren wird, qualitativ und finanziell.“
Die beiden Gesundheitsdirektoren betonten vor den Medien, diese politisch-strategischen Vorgaben bildeten den Auftakt für einen längeren und intensiven sowohl politischen als auch planerischen Prozess. Es stünden auf der einen Seite noch viele Detailabklärungen und Analysen bevor, um die Zielsetzungen der beiden Regierungen zu erreichen.
Es gelte nun in einem intensiven Austausch die politische Verantwortung, sowohl gegenüber den Parlamenten und Parteien der beiden Kantone als auch gegenüber der Bevölkerung wahrzunehmen. Der Wille, die anstehenden Herausforderungen zum Wohle der Bevölkerung gemeinsam an die Hand zu nehmen, sei jedoch unumstösslich, die Chance gemeinsam die übergeordneten Ziele zu erreichen, ist so gut wie nie zuvor.
Marc Schinzel meint
Ich finde, die beiden Regierungsräte gehen in die richtige Richtung. Sie wollen die Problematik grundsätzlich anpacken und sich nicht mit dem Verwalten des Status quo begnügen. Das erwarte ich von neuen Regierungskräften. Es ist richtig, einen ambitionierten Ansatz zu wählen. Wir können es uns nicht leisten, in der regionalen Gesundheitspolitik an Ort zu treten. Der Weg zu effizienteren, bei steigender Qualität kostengünstigeren Gesundheitsstrukturen bleibt steinig. Das zähe politische Ringen um Ausrichtung, Kapazitäten und Lage der Standorte, um die richtige Organisation der gemeinsamen Struktur, um „fair share“ und „fair burden“ der beiden Kantone, um den Einbezug weiterer Akteure und um die erforderlichen baulichen Massnahmen wird rasch einsetzen. Wie immer wird die Strategie den einen zu wenig weit, den anderen zu weit gehen. Umso wichtiger ist es, die Latte nicht schon am Anfang tief zu legen und konzeptionell zu denken.
Meury Christoph meint
Nach den millionenschweren Planungsdesastern der vergangenen Jahre kommt Hoffnung auf. Es klingt alles noch etwas vage und abtastend. Immerhin wird jetzt aber auch endlich Transparenz hergestellt. Die Zielvorgabe ist richtig. «Reduce to the max», wäre eine vernünftige partizipative Grundhaltung. Das Bruderholz als Standort würde ich nachwievor zur Diskussion stellen. Aus verkehrslogistischen Überlegungen und im Sinne eines gemeinsamen Neuanfangs (ein wichtiges Signal!) gibt es bessere Standorte: Aesch-Nord, Hafenareal bei Birsfelden, Salina Raurica..
dideldumdei meint
Äh… Erinnert mich etwas an eine Abstimmung von vergangenem Herbst.
Wollen die nun eine Fusion?
Oder wollen die eine Fusion nur prüfen?