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Die ver­flix­ten X8er

29. März 2017 By M.M.

Kürz­lich, als wir der Them­se ent­lang spa­zier­ten, wäh­rend ein Schlepp­kahn auf der Hö­he der Ta­te Mo­dern ge­gen das fluss­auf­wärts drücken­de, ocker­far­be­ne Brack­was­ser an­kämpf­te und der viel­stim­mi­ge in­ne­re Mo­no­log, der auch schon mal in ei­ne ner­vi­ge Ka­ko­fo­nie wi­der­strei­ten­der Bil­der und Wor­te über­ge­hen kann, jetzt müs­sig­gän­ge­risch da­hinglei­te­te und des­halb die­sen und je­nen durch­aus brauch­ba­ren Ge­dan­ken lie­fer­te, just in die­sem Mo­ment hat­te ich ein Déjà-pensé.

Da löst sich un­ver­mit­telt ein ein­zel­ner Ge­dan­ke aus die­sem viel­schich­ti­gen Kopf­ge­mur­mel – ein Ge­dan­ken­blitz.

Und man weiss nicht warum.

War es der Mann mit der si­gnal­ro­ten Müt­ze, der an der Re­ling des Schlep­pers stand und zu uns her­über­blick­te? Die­ser an­fäng­lich un­schul­di­ge Ge­dan­ke nahm Fahrt auf, wie der Zug auf ei­nem Rol­ler-Coas­ter beim lang­sam-stei­len An­stieg, um dann oh­ne Warn­schild run­ter in die Acht der Bahn zu stür­zen. Er don­ner­te mit vol­ler Wucht in den So­lar­ple­xus.

Der Ge­dan­ke war: Jetzt wer­de ich dann auch schon sieb­zig.

Er hat­te sich als Scherz ge­tarnt, kam da­her als un­be­dacht hin­ge­wor­fe­ne Be­mer­kung.

Ei­ner von den vie­len Ge­dan­ken und Bil­dern halt, die sich auf lan­gen Spa­zier­gän­gen von selbst ein­stel­len, los­ge­löst von dem, was wir als Ich zu sein be­haup­ten.

Erst als er in der bei Män­nern sen­si­blen Ma­gen­gru­be auf­schlug und der Nach­hall al­les an­de­re in mei­nem Kopf ver­stum­men liess, wur­de mir die Dra­ma­tik die­ses Ge­dan­kens be­wusst.

Ich blieb ste­hen.

Ich schau­te auf die Them­se. Der Schlep­per mit dem Con­tai­ner­kahn am Stahl­seil kämpf­te noch im­mer ge­gen die ent­ge­gen­strö­men­de Flut. Nur der Mann mit der si­gnal­ro­ten Müt­ze stand nicht mehr an der Re­ling.

Sieb­zig – das war da­mals, als die Bea­tles «When I’m six­ty-four» san­gen, noch un­vor­stell­bar wei­ter weg als die­ses um Licht­jah­re ent­fern­te 64. Und an­ders als heu­te wa­ren die Leu­te da­mals schon jen­seits der 50 ur­alt und hat­ten von kaum mehr et­was ei­ne Ah­nung. Schon gar nicht von den Bea­tles und den Sto­nes. Ende Mai werde ich 68.

Ich den­ke, es liegt an die­ser ver­fluch­ten 8.

Die X8er-Ge­burts­ta­ge, die­se Vor­bo­ten des nächs­ten run­den, sind Pa­ri­as und des­halb kei­ne Fei­er wert.

Mit Aus­nah­me die­ses Acht­zehn­ten, an den ich mich noch gut er­in­ne­re, weil ich mich ge­freut ha­be: Hey, jetzt bin ich dann schon zwan­zig! Aber die an­de­ren? 28 – ich wer­de bald dreis­sig und da­mit ist Schluss mit Ju­gend. 38 – der Mist ist ge­führt, aus die­ser Tret­müh­le kommst du nie mehr raus. 48 – ich ha­be mir jetzt ein Mo­tor­rad an­ge­schafft; ei­ne Har­ley? – nein ei­ne BMW Crui­ser, ich hab doch kei­ne Mid­li­fe­cri­sis. 58 – fuck, noch sie­ben Jah­re, der Job geht mir echt auf den Sack, wer­de wohl dem­nächst aus­stei­gen.

Und jetzt 68.

Ich ha­be kei­nen Grund zum Kla­gen. Weil ich schon seit Jah­ren im im­mer bes­ten al­ler Jah­re le­be. Der Un­ter­schied zu frü­her ist ein­zig die dra­ma­tisch ge­sun­ke­ne Sum­me der Sach­zwän­ge. Seit ich die 63er-Mar­ke ge­nom­men ha­be, liegt sie nur noch im ein­stel­li­gen Pro­zent­be­reich. Was man mit Frei­heit um­schrei­ben kann. Ge­paart mit der al­ters­wei­sen (!) Er­kennt­nis: Lu­xus be­deu­tet be­wus­s­ter Ver­zicht auf an­stän­di­gem Ni­veau. «Re­du­ce it to the max», aber mit Qua­li­tät.

Ich zah­le noch im­mer AHV.

Nach­dem ich dem­nächst ei­ne wei­te­re X8er-Hür­de über­sprin­ge, bin ich echt ge­spannt, wie das mit dem 78. sein wird. Noch­mals die­ses Huch? Und beim 88., die gros­se Ge­las­sen­heit oder doch er­neut ein kur­z­er Schreck? Wie auch im­mer – ich las­se Sie es wis­sen. Ver­spro­chen.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 29. April 2017.

Kategorie: BaZ-Kolumne, London Stichworte: BaZ-Kolumne, Einsichten

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