Beginnen wir diese Kolumne mit einer Provokation, nämlich mit einem Lob auf zwei Politiker: Die für die Gesundheitspolitik ihrer Kantone zuständigen Regierungsräte Thomas Weber und Lukas Engelberger verdienen grossen Respekt.
Weil sie vor zwei Jahren den Mut hatten, nichts weniger als die Fusion der beiden kantonalen Spitalgruppen anzustossen.
Das verdient schon deshalb Applaus, weil Politiker dazu neigen, die Probleme lieber auszusitzen, als sie zu lösen.
Aussitzen – das hätten die beiden auch tun können.
Schliesslich ist die Spitalfusion ein politisches Himmelfahrtskommando, weil bei diesem Projekt thematische Stränge zusammenlaufen, die seit Jahren in Stadt und Land für Aufregung sorgen.
Das fängt beim Reizwort «Fusion» an und hört bei der inzwischen notorischen Unzuverlässigkeit der Landschäftler bei gemeinsam angestossenen Projekten auf.
Allen vernünftigen Argumenten zum Trotz, die Fusion des Universitätsspitals Basel (USB) mit dem Kantonsspital Baselland (KSBL) ist zum Scheitern verurteilt.
Eine solche Übung ist schon im Privatsektor kein leichtes Unterfangen, wobei man dort erst noch den Vorteil hat, so eine Fusion ohne Öffentlichkeit durchziehen zu können.
Ganz anders beim Projekt «Spitalfusion», das von Tausenden von Gesundheitsexperten kritisch beäugt und abschliessend beurteilt wird, deren Expertise vorwiegend darin gründet, dass sie ab und zu einen Arzt aufsuchen.
Doch vorher sind da die Parteien.
Zum Beispiel die SP Basel-Stadt, die den Mitspracheschlüssel von 50:50 infrage stellt, weil Basel-Stadt bedeutend mehr Kapital in die Gruppe einbringt als Baselland.
Ein Argument, das auch bürgerliche Parteien unterstützen, weil das ein ganz plausibler Einwurf ist.
Zum anderen stellen sie die Pläne für eine Tagesklinik auf dem Bruderholz infrage. Was man als gezielte Provokation bezeichnen könnte.
Zusammen mit dem Mitbestimmungsschlüssel zielen die Stadtgenossen damit auf den Nein-Reflex der Baselbieter SVP, weil sie wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich die Heimatschützer als Fusionsgegner outen.
Was die Baselbieter Genossen schon mal vorsorglich dazu bringt, sich als Hüter der geplanten Bruderholzklinik zu positionieren. Beim Mitspracherecht liegen sie auf der städtischen Linie.
Über die rentitenten Laufentaler mit ihrem Spitälchen haben wir aus Platzmangel noch gar nichts gesagt.
Kurz: Es ist kompliziert.
Noch überhaupt kein Thema scheint die Pensionskassenfrage zu sein.
Geplant ist, dass die KSBL-Mitarbeitenden in die städtische Kasse übertreten, versorgt und ausfinanziert mit Millionenbeträgen aus der Landschaft.
Dies könnte für die Pensionskasse der Baselbieter Staatsangestellten das Aus bedeuten.
Diese hat derzeit 24 000 Versicherte, denen rund 10 000 Rentenbezüger gegenüberstehen. Was an sich schon ziemlich schief ist.
Mit der Fusion wird die Kasse 19 Prozent ihrer Beitragszahler verlieren.
Und jetzt stelle man sich mal vor, diese Gemengelage kommt in den beiden Kantonen zur Abstimmung.
Glaubt irgendjemand allen Ernstes, dass die Spitalfusionsvorlage auch nur den Hauch einer Chance hätte? Welchen Politiker wird die Lust packen, im Ja-Komitee für diese verlorene Sache zu kämpfen? Wer würde den Abstimmungskampf der Befürworter finanzieren?
Klartext: Ausser den Baselbietern braucht niemand die Fusion. Die Patienten des KSBL schaffen Fakten: Sie laufen freiwillig zum Unispital und zu den Privatspitälern über.
Doch die Übung kann nicht mehr gestoppt werden.
Weber und Engelberger bleibt keine andere Option, als die Sache einfach auszusitzen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 27. Mai 2017