Irgendwann geht es ums Aufarbeiten der Coronakrise. Dann wird wohl heftig darüber gestritten, wie man sich am Besten auf ein nächstes Grossereignis vorbeireiten soll.
Eines kann man aufgrund der erstaunlichen Nachrichten der letzten Tage („Die Betten stehen leer, ein Teil der Mitarbeitenden sitzen zu Hause.“) mit Sicherheit sagen: Das Schweizer Gesundheitssystem ist auch für eine nächste Grosskrise hervorragend aufgestellt.
Mal abgesehen vom Mangel an Gesichtsmasken und Schutzkleidung.
Was viele befürchtet haben, ist nicht eingetroffen: Die vorhandenen Kapazitäten des Gesamtsystems sind nicht an ihre Grenzen gestossen.
Nicht mal im entferntesten.
Wie sich jetzt herausstellt – und nicht wenige schon immer geahnt haben -. das schweizerische Gesundheitssystem ist in Normalzeiten derart grosszügig ausgebaut, dass jetzt weite Bereiche ohne irgendwelche Folgen für die Volksgesundheit einfach stillgelegt werden können.
Weshalb Spitäler und Arztpraxen Kurzarbeit beantragen, nehmen wir mit Erstaunen zur Kenntnis. Alles nicht gar so Dringliche und vieles was Nice-to-have ist, wurde abgesagt und verschoben.
Selbst chronisch kranke Patienten halten sich mit einem Arztbesuch zurück. Berichtet das Regionaljournal Basel. (Es soll sogar weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle geben, wofür man im Unispital Basel keine Erklärung hat.)
Was man so nicht vorhergesehen hat: Neben den erfolgten Aufstockungen der Kapazitäten im Intensivpflegebereich hat die Schweiz mit dem Herunterfahren in anderen Bereichen einen Puffer an Spitalkapazitäten und Medizinalpersonal geschaffen, die im Fall einer Explosion der Coronafälle sofort mobilisiert werden könnte.
Von Personal- und Spitalbettenmangel keine Spur.
Im Fall der Fälle bleibt einzig die Frage nach der Personallogistik.
Die unbequeme Wahrheit, die man nach der Krise wohl nur ungern diskutieren wird: Die bisherigen Anpassungen der Kapazitäten nach unten führen selbst in einer nicht vorhersehbaren Krise wie der jetzigen nicht in die Katastrophe.
Was sich als Massnahmen wohl aufdrängt sind spezielle Weiterbildungskurse fürs gesamte Medizinalpersonal und die Anschaffung und Lagerung von Hardware.
Plus ein EDV-System, mit dem man das Gesundheitswesen auch in Normalzeiten effizienter bewirtschaften kann.
Gaby Koller meint
was auch immer…
besser so als anders (Norditalien oder Spanien…), oder nicht?
Aufarbeitung wird stattfinden… in gut schweizerischer Art und Gründlichkeit!
und… nachher ist man immer klüger…
aber es ist immerhin noch nicht „nachher“!!!
Baresi meint
Stell Dir vor es gibt ein Gesundheitswesen und keiner geht hin. Es ist eine alte Erkenntnis, dass die steigenden Krankenkassenprämien am effizientesten über den Nichtbezug von Leistungen geregelt werden können. Nur tickt der Mensch in normalen Zeiten anders.
Und was den Mangel an Gesichtsmasken und Schutzkleidung angeht: Erscheint im Gesamtkontext harmlos, sieht aber deutlich anders aus, wenn man als Mitarbeiter im Spital damit konfrontiert ist.
gotte meint
ich habe die meldung gestern auch gehört, dass herzinfarkte und schlaganfälle abgenommen haben und viele arztbesuche jetzt unterbleiben. und dann habe ich mich ebenfalls gefragt, ob wir am ende des jahres gar keine prämienexplosion haben werden, weil unter dem strich plötzlich all die gesundheitssendungs-inspirierten und hypochondrie-induzierten arztbesuche weggefallen sind… auf DIESE zahlen wäre ich mal wirklich gespannt!
Franz meint
Haben jetzt wohl einige Angst davor das Gesicht zu verlieren.
Ob dieser Zirkus wohl mal aufgearbeitet wird?