Das Land steckt in einer Krise. In einer politischen Krise. In einer systemischen Krise.
Und keiner merkt es, weil alle meinen, Krise sei normal, weil schliesslich Politik nichts anderes ist, als ein Zustand der permanenten Krise.
Wer sich bewegt, verliert.
Stillstand wird als Innehalten interpretiert, weil das Nachdenken suggeriert.
Die Schweiz, die Insel der Nachdenklichen – ein Selbstbildnis, das allen gefällt.
Denn wer nachdenkt, wägt ab, schaut sich die Vor- und Nachteile an, sucht den Kompromiss.
Abgehoben von der Welt.
In des Himmels lichten Räumen
Kann ich froh und selig träumen! (Nationalhymne, 2. Strophe)
Doch die ernüchternde Wahrheit ist die: Die Nachdenkpose ist nichts anderes als die Flucht vor dem Entscheid.
Nichts fällt Schweizern schwerer, als sich entscheiden zu müssen.
Egal für was.
Politik in diesem Land auf den Punkt gebracht, bedeutet – nichts entscheiden. Wer sich an die Maxime des Systems hält, wird auf Jahre hinaus wiedergewählt.
Und kann unter Umständen sogar Mitglied der Landesregierung werden.
So gesehen ist die innenpolitische Diskussion um Waffenexporte völlig normal.
Wahrscheinlich dauert sie noch so lange, bis der Krieg in der Ukraine vorbei ist.
Fährst im wilden Sturm daher,
Bist du selbst uns Hort und Wehr, (Nationalhymne, 4. Strophe)
Gott wird’s richten.
Karl Weindörfer meint
Das nennt man Demokratie. Eine Alternative zeigt Ihnen Herr Putin auf. Aber schwurbelt hier ruhig weiter.
Walter Fux meint
Gegen Nachdenken vor dem Entscheid ist an sich nichts einzuwenden, im Gegenteil. Manfred Messmer hat schon recht, es dauert viel zu lange bis entschieden wird, auf allen politischen Ebenen.
Probate Mittel für’s Nichtentscheiden sind Kommissionen, Sub-Kommissionen, Fachausschüsse und – Studien, gefolgt von einem Mediationsseminar. Damit kann man locker ein Jahrzehnt überbrücken und hat immer etwas zu berichten in froher Erwartung eines weisen Entscheides.
Marc Schinzel meint
Hat was. Nicht alle schaffen es wie Siddhartha Gautama, im tiefen Nachdenken unter einem Baum zum erleuchteten Buddha zu werden. Dem steht allein der unstillbare Drang im Weg, die Aussenwelt gefühlt jede Stunde am eigenen Erkenntnisgewinn teilhaben zu lassen.