Wir sind drauf und dran, ins Paradies zurückzukehren – was heutzutage ein Ort ist mit «maximaler Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch».
Will man der Basler Regierung und den SBB glauben.
Das Paradies trägt einen zeitgemässen Namen: Smart City. Was früher «modern» war, muss heute «smart» sein: Kühlschränke, Autos, Uhren, Bomben, Abfalleimer. Und demnächst ganze Städte.
Ich meine, es ist für die Basler Regierung schon verlockend, dass die SBB auf ihrem untergenutzten Areal beim Güterbahnhof Wolf nicht bloss eine ansehnliche Rendite erzielen wollen, sondern das Leben für die Basler lebenswerter machen möchten, nämlich, wie die SBB schreiben, «partizipativer, effizienter, vernetzter, intelligenter, innovativer, dynamischer, sicherer, nachhaltiger und resilienter».
Resilienter – wtf is denn das?
Weil es dank dem «Internet der Dinge» derart besser werden soll, wie sonst nur nach langwierigen politischen Prozessen, ist die Basler Regierung voll begeistert: Dank der durchdigitalisierten Smart City würden «der Ressourcenverbrauch gesenkt und die Standortattraktivität, Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität gesteigert».
«Wow», möchte man da nachschieben.
Doch man bleibt bei «reichlich naiv» hängen, weil offenbar die Regierung sich der politischen Brisanz nicht bewusst ist, die sich hinter «smart» verbirgt.
Im Klartext bedeutet Smart City nämlich nichts anderes, als dass die Citoyens es zulassen müssen, dass die von Behörden und privaten Dienstleistern gesammelten Daten auf zentralen Plattformen zusammenführt werden.
Plus weiterer Millionen in Echtzeit erhobenen Sensordaten.
Weil dieses Paradies mit «viel Lebensqualität und niedrigem Energieverbraucht» nur funktioniert, wenn die Steuerzentralen von Amtsstellen und Dienstleistern den aktuellen Stand all unserer «Dinge» erfassen und auswerten. Um datengesteuerte Massnahmen zu ergreifen und Aktionen auszulösen.
Wer das nicht will, wird in einer Smart City nicht mehr wohnen können.
Ich gehe davon aus, dass in Basel schon bald eine smarte Diskussion in Gang kommt. Weil am 25. Mai die EU-Datenschutzverordnung in Kraft tritt, mit weitreichenden Folgen auch für die Schweiz.
Parteien müssen beispielsweise dem eidg. Datenschützer ihre Mitglieder- und Sympathisanten- und Gönnerlisten melden. Es könnten EU-Bürger darunter sein.
Der Killer für gar manche «Smart City»-Idee ist der Grundsatz der Verordnung: Wer Daten sammelt, muss darüber informieren und die Einwilligung der Person einholen, deren Daten verarbeitet werden.
Wenn ich also in der Migros meinen Einkauf an der Self-Scanning-Kasse einlese und mit der Kreditkarte bezahle, muss mir die Migros erklären, was sie mit diesen sehr persönlichen Daten macht, wie lange sie diese speichert und an wen sie sie weitergibt.
Wer in den Ferien oder bei einem Grossanlass Fotos schiesst und diese auf Facebook oder Instagram hochlädt, muss wissen, dass Fotografieren im öffentlichen Raum künftig als Datenerhebung gilt, weil Smartphones und Kameras mehr Informationen speichern als nur Bilddaten.
Was künftig ohne (schriftliches) Einverständnis der abgebildeten Personen grundsätzlich verboten ist.
Der Grosse Rat sollte für die Smart City auf dem Wolf eine Spezialkommission «Datenschutz» ins Leben rufen.
Weil mit diesem Projekt Dinge angeschoben werden, die für Poleis von grundsätzlicher, gesellschaftspolitischer Bedeutung sind.
U. Haller meint
Finde ich gar nicht smart….
https://www.energie-experten.ch/de/wissen/wissen/wie-smart-sind-die-stromzaehler-der-zukunft.html