Nein, ich erwarte nicht, dass die Baselbieter plötzlich den grossen Sprung nach vorne wagen – geschweige denn, dass sie tatsächlich den Universitätsvertrag mit dem Stadtkanton kündigen.
Dafür fehlt der Regierung die nötige Durchsetzungskraft, und den Landrätinnen und Landräten der Wille, die Zukunft aktiv zu gestalten.
Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Die Regierungsmehrheit besteht aus drei „lame ducks“, die lediglich noch ihre verbleibenden Jahre bis 2027 absitzen. Ambitionierte Reformen oder mutigen Entscheidungen sind nicht mehr zu erwarten.
Dabei scheint absehbar, dass FDP-Regierungsrätin Monica Gschwind bereits Ende nächsten Jahres das Handtuch wirft. Mit einem vorzeitigen Rücktritt und einer Einzelkandidatur wird ihre Partei versuchen, den FDP-Sitz in der Regierung zu sichern – ein Platz, der bei der Gesamterneuerungswahl keineswegs garantiert ist.
Bis dahin dürfte die Bildungsdirektorin alles daran setzen, Konflikten auszuweichen und sich öffentlichen Ärger zu ersparen.
Auch von Toni Lauber ist kaum mehr etwas zu erwarten. Der glücklose Steuersenker in der Finanzdirektion hat sich in eine Sackgasse manövriert, in der weder rückwärts noch vorwärts möglich sind. Ihm bleibt nur noch die Hoffnung auf ein Finanzwunder – etwa durch grosszügige Ausschüttungen der Nationalbank.
Und dann wäre da noch der dritte im Bunde der „27er-Zurücktreter“: Isaac Reber. Es dürfte schwierig sein, in der jüngeren Geschichte des Landkantons einen Baudirektor zu finden, der eine ähnlich ernüchternde Bilanz vorlegt. Besonders bitter ist dies angesichts von Investitionsgeldern von 400 Millionen Franken, die er ungenutzt brachliegen lässt.
Reber fehlt es schlicht an politischer Vorstellungskraft und vor allem der Wille, in den nächsten zwei Jahren noch Nägel mit Köpfen zu machen. Schwamm drüber, die Zeit der Grünen in der Regierung sind eh gezählt.
Mit anderen Worten: Die Basler können sich entspannt zurücklehnen. Vom Kanton Baselland drohen keine Überraschungen, geschweige denn Schreckensszenarien.
Weit und breit ist kein neuer Thomi Jourdan in Sicht – niemand, der mehr will, als den Status quo zu verwalten.
In Liestal bleibt alles so harmlos wie eh und je.
PS: Immerhin gibt es zwei Lichtblicke, die etwas Bewegung versprechen. Zum einen das 16-Initiartive-Programm der Wirtschaftskammer, zum anderen die BLKB-Initiative des SVP-Landrats Riebli. Konsequent wäre allerdings, die BLKB gleich vollständig abzustossen.
Marcus Denoth meint
Wenn ich daran zurückdenke, wie sich viele Baselbieter Politiker vor 20 Jahren sich noch über die Stadt lustig bis lächerlich machten, weil sie die Finanzen nicht im Griff hätten etc.
Ich kann mir, ein leises Grinsen nicht unterdrücken…
Basel soll gerne die Uni ganz finanzieren, Baselland die Vollkosten für seine Studenten bezahlen, so wie Basel nun den Margarethenstich selber bauen wird.
Daniel Flury meint
Was, im Ernst? Gysins Wiedergänger Buser soll die Rettung sein?
Filz will sich selbst entfilzen? Da sind wir beim Perpetuum Mobile: Es muss es geben, weil so viele daran glauben, dass es es gibt.
angrymonk meint
Na, dann sehen wir mal, was der agile Thomi mit seinem Kantonsspital auf die Beine stellt. In Muttenz ist man derweil damit beschäftigt, seine Altlasten zu beseitigen.
Anonymus meint
Selten so gelacht! Da werden die 16 Initiativen der Wika gelobt, die einen schlanken Staat will aber diesen beschäftigt und sich (noch mehr) an ihm bedienen will, dass sich die Balken biegen…