Gestern bei Anne Will eine dieser „ich-meld-mal-Bedenken-an“-Diskussionen zum Ukraine-Krieg.
Herr Welzer, Jahrgang 1958, Soziologe und Briefunterzeichner – „stoppt die Eskalationsspirale, verhandelt, schliesst Kompromisse. Jetzt.“ – weist Herrn Melnyk, Jahrgang 1975, ukrainischr Botschafter in Deutschland zurecht: Ich rede hier aufgrund der Erfahrungen meiner Vorfahren aus dem letzten Krieg…
Antwortet der Botschafter: Die Erfahrung meiner Vorfahren mit ihren Vorfahren sind 10 Millionen tote Ukrainer.
Diese Pointe ging in der allgemeinen Aufregung unter.
Man könnte noch ergänzen, dass die Deutschen, es waren ja nicht alle Nazis, in der Ukraine 2 Millionen Juden umgebracht haben.
80 Prozent wurden erschossen.
Mit Karabinern.
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Gestern in der NZZ am Sonntag – ein Interview. Mit Herrn Fyrwald, Chef des Agrochemiekonzerns Syngenta,
Anscheinend ein ganz normales Interview.
Wäre da nicht die Tatsache, dass Syngenta zu 100 Prozent dem chinesischen Staatsbetrieb ChemChina gehört und seinen Unternehmenssitz in Shanghai hat.
Wenn also Herr Frywald der NZZ ein Interview gibt, dann drehen unternehmenspolitische Antworten in hochpolitische, Was man an zwei aufeinanderfolgenden Sätzen unschwer feststellen kann:
„Aus humanitären Gründen sind wir weiterhin in Russland tätig. Wir wollen nicht, dass Menschen in armen Ländern keine Nahrung haben, weil wir uns aus Russland zurückziehen.“
Es war ein grosser Fehler der Schweiz, dass sie diesem Verkauf nicht verhindert hat.
Saatgut ist eine geostrategische Waffe.
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Wir schreiben Mai.
Vor einem Jahr ist das Rahmenabkommen mit der EU von der Schweiz beerdigt worden.
Alternativlos.
Seither hat sich Welt radikal verändert.
Okay – die Welt der anderen, aber nicht die unsere.
Bundesplatz Bern, zwei Bundesräte:
Cassis: „Schönes Wetter, lauschiges Plätzchen – komm, wir gehen.“
Parmelin: „Wir können nicht.“
Cassis: „Warum nicht?“
Parmelin: „Wir warten auf Brüssel.“
(Frei nach Samuel Beckett „Warten auf Godot“)