Die Medien sind mit Elisabeth Schneider-Schneiter ziemlich höflich umgegangen. Das ist durchaus gut so.
Wir wollen die neue Harmonie nicht stören. Aber so ganz ohne kritische Fragestellung geht’s halt nicht.
Zum Beispiel wie sie und ihre Beraterinnen sich derart in Sachen Rückhalt in der eigenen Fraktion täuschen konnten.
Eine Analyse, wieviele Stimmen man auf sicher hat und wieviele man noch dazu gewinnen muss, wer zu gewinnen wäre und wer nicht, wäre doch der erste logische Schritt Richtung Kandidatur gewesen, noch vor der Nomination durch die Kantonalpartei.
Denn diese, aber auch die Regierungen der beiden Basel stehen doch irgendwie als die Dummen da. Sie mussten doch mit ihrer Unterstützung davon ausgehen, dass Schneider-Schneiter und ihre Entourage zumindest die Chancen in der CVP-Fraktion realistisch eingeschätzt haben.
Dass die Bundesversammlung dann möglicherweise anders entschieden hätte, damit könnte man doch leben.
Ich denke nicht, dass man ihr das verzeihen wird.
Ich habe für meinen Kommentar in der BaZ #bundesratswahl – eine Baselbieter Bundesrätin? mit verschiedenen Leuten geredet, die in Bern aktiv unterwegs sind. Es war vor allem eine Aussage, die mich überrascht hat: „…und selbst in der eigenen Fraktion sei sie nicht so gut verankert, wie man meine.“
Wenn Frau Schneider-Schneiter nach der Nichtwahl durch die eigene Fraktion sagt , „die Meinungen seien aber wohl lange vorher schon gemacht gewesen“, dann bedeutet dies, dass sie schon seit langem ihr Blatt völlig falsch eingeschätzt hat.
Denn es ist nicht so, wie sie sagt, sie sei mit ihrem Wahlkampf für die Bundesratsnomination zu spät gestartet. „Fakt ist, dass die CVP-Nationalrätin schon seit Monaten als Nachfolgerin von Doris Leuthard gehandelt wird. Man konnte zeitweilig gar den Eindruck gewinnen, die beiden würden sich absprechen.“
Ich denke, dass ihre Chancen, erneut als Nationalrätin wiedergewählt zu werden, so um die fünfzig Prozent herum liegen.
Sie sollte sich demnach auf ihre Zeit nach der Politik einstellen. Da ist sie nicht schlecht unterwegs.
Obwohl sie „die Lokomotive der CVP für die Wahlen 2019“ sein will – verlässt eine der Mitteparteien die Listenverbindung mit der CVP, dann wird es für sie extrem schwer werden, wiedergewählt zu werden.
Der Sitz – ich wiederhole mich – könnte an die FDP gehen.
PS: Der Blumenstrauss von Müller-Kaderli:
Kapitel 1: Frage an Müller Kaderli: Was werden Sie tun, wenn sie heute nominiert wird? „Ich werde auf jeden Fall mit einem Blumenstrauss im Vorzimmer auf sie warten.“
Kapitel 2: Müller-Kaderli schaut betreten drein: «Den Strauss habe ich mitgebracht als Dank für ihren Einsatz und als Trost.»
Kapitel 3: Als sie auf dem Perron auf den Zug Richtung Basel wartete, hatte sie den Blumenstrauss, den sie eigentlich ihrer Parteikollegin hatte überreichen wollen, noch immer dabei. Elisabeth Schneider-Schneiter blieb in der Bundesstadt zurück, blumenlos, glücklos – eine untröstliche Frau.
(Originalzitate aus der BaZ)
Chienbäsebarti meint
Ein Aspektt dieser Kandidatinnen-Kür wird ausser Acht gelassen: mit den beiden Jodlerinnen aus dem Alpenland spricht die Christenpartei den Teil der urbanen Schweiz (wäre ein CVP-Wähler und -Sympathisanten-Reservoir) wohl kaum an. Der Strippenzieher vom Herrliberg wird sich schmunzelnd die Hände reiben. Nach dem „Coup Cassis“ wird Bern eine Regierung ganz nach seinem Gusto haben, auch wenn noch zwei Sozis ihm in die Suppe speuzen könnten. Aber auch diese Bastion wird wohl gelegentlich geschleift.
Rotstab. meint
Narzisstinnen/Narzissten sind nicht selbstkritikbefähigt. Punkt.
Tim Meier meint
Die BaZ hat doch einige Artikel über die Kandidatin publiziert. Die Kommentarfunktion war immer eingeschaltet. Mir ist kein einziger positiver Eintrag aufgefallen. Und es war viele Kommentare. Da haben die Kandidatin und ihre Präsidentin in ihrer Echokammer nur immer ihre eigenen Stimmen vervielfacht vernommen. Gab’s eigentlich noch weiteren Support?
Die Geschichte mit dem Blumenstrauss: manche stehen über der Sache, andere sind trötzeln.
Sissachr meint
Nunja, der Indikator „BaZ-Kommentare“ für irgendwas ist ungefähr so geeignet, wie wenn Sie mit einem Mikroskop den Säuregehalt Ihres Gartenteiches bestimmen möchten.
Wenns da um etwas geht, dass links der SVP noch lebt, werden die „gefällt mir“-Drückerkolonnen eingeschaltet und die Kommentarbots mit Textbausteinen gefüttert und von der Kette gelassen.
Tim Meier meint
Von der SVP bezahlte Kommentarbots schreiben in bazonline mit intelligenten Textbausteinen gegen eine selbsternannte BR-Kandidatin an.
Nunja, ist eine Verschwörungstheorie noch so abstrus, ein paar naive Gläubige lassen sich immer verzaubern.