Als ich damals zum ersten Mal in Indien war und diese Menschenmassenmenschenmassenmenschenmassen sah, dachte ich, wenn die losmarschierten, wer wollte die aufhalten?
Offenbar tun genau dies die Chinesen in einem nicht mehr zu stoppenden Trail nach Italien.
Wir haben vor drei Jahren darüber berichtet, wie Einwanderer aus China die toskanische Stadt Prato erobern. Und im März 2009, als wir, wie jedes Jahr, für ein verlängertes Wochenende in Venedig waren, fiel mir auf, wie viele Chinesen inzwischen nicht nur Handtaschenläden betreiben, sondern neu auch klassische italienische Kaffeebars.
Wie viele in Italien leben, weiß niemand, auch keine Behörde, weil fast alle Chinesen mit Touristenvisa im Land leben und keine Steuern zahlen.
Schreibt heute die FAZ. Unter dem Titel „Die Invasion der Chinesen“ berichtet sie über einen Dokumentarfilm, „ein neorealistischer Film über die massive Einwanderung aus Fernost.“
Francesco Bonsembiante, der Produzent von „Io sono Li“, erzählt von seiner Heimatstadt Padua, in der ein hektargroßer Kleidermarkt ganz Osteuropa bis Istanbul mit chinesischen Anzügen und Hemden versorgt. Dass es in seiner Stadt drei rein chinesische Grundschulen gibt, wusste er vorher nicht: „Nur die medizinischen Notfallstationen, die per Eid jeden Menschen behandeln müssen, wissen wirklich, wie ungemein viele kleine Chinesen bereits bei uns geboren werden.“ Aber darüber gibt es keine Statistiken.
In der toskanischen Textilstadt Prato kommt – geschätzt – bereits jeder sechste der 180000 Einwohner aus China und arbeitet in einer der – geschätzt – zweitausend Nähereien, die den Italienern mit chinesischer Ware „made in Italy“ schwere Konkurrenz machen. Erst in diesem Frühjahr wurde Prato von drei Mafiamorden unter Chinesen erschüttert, und die Lega Nord betreibt ihren Wahlkampf längst nicht mehr mit Parolen gegen die vermeintlichen Schmarotzer aus dem Mezzogiorno und den gierigen Zentralstaat in Rom, sondern mit Kampagnen gegen „die anderen“ aus aller Welt.
Um da eine Verschwörungstheorie in die Welt zu setzen: Was, wenn das eine von China gesteuerte Aktion zur Eroberung Europas ist?
Gut, Blödsinn.
Aber sie wissen ganz sicher, dass sich in Italien etwas tut, das längerfristig wohl gar nicht so schlecht ist für China.