An den SwissAwards sass Frau Bruderer ein paar Stühle weiter weg. Als sie hinter dem Mikrofon stand und sich für den Preis als Schweizerin des Jahres in der Kategorie Politik bedankte, tat sie das nicht wie eine dieser überraschten Hollywoodstar an der Oscarverleihung.
Sie hielt eine Rede, sprachgewandt, inhaltsreich, mit einer Botschaft. Ohne Manuskript, quasi aus dem Stehgreif. Und dabei sah die Frau auch noch verdammt gut aus.
Ich hatte nur ein Problem, ich konnte partout nicht auf Anhieb sagen, welcher Partei denn die Frau Bruderer angehört.
Und dabei sind wir bei einem neuen Phänomen.
Es gibt einen neuen Politikertypus, der nicht mehr auf Anhieb durch Aussehen und Rede einer bestimmten Partei zuzuordnen ist. Der Unterschied zwischen Frau Wyss und Frau Markwalder ist selbst in Grundsatzfragen minimal.
Bei beiden sitzt die Frisur und ist das Outfit nicht einfach mal schnell von der Stange gegriffen.
Frau Bruderer könnte bei der FDP sein oder eine weitere Nachwuchshoffnung der CVP aus dem Aargau. Fest steht nur, sie möchte Ständerätin aller Aargauer werden.
Da ist eine Partei nur lästig.
Zwischen den rechten Morgensternschwingern und den linken Weltrevolutionären scheint sich eine dritte politische Kraft zu etablieren, die der gut aussehenden und sprachgewandten Jungstars.
PS: Es gibt auch Männer, die dieser Kategorie zuzurechnen sind. Nein Herr Malama, Sie gehören nicht dazu.
TEE meint
Die Politikonen zur Epoche. Die Schlüsselwörter sind ‚bestimmte Partei‘ und ‚inhaltsreich‘. Partei brauchen diese Leute keine, aber: auch KEINEN Inhalt. Der Inhalt ist wie seit Menschengedenken das ‚Ich‘. In der Schweiz ist inhaltliche Profillosigkeit seit längerem ein Must für höhere Weihen, aber weltweit auch immer verbreiteter: Remember SPD – Schroeder, der Cohiba-Brioni-Parvenu und jetzt bei Gazprom? Setzt man ihn gegen Schmidt oder Brandt…
Michael Pschewrozki meint
Die breiten Hosenbeine im aktuellen Migros Magazin trüben den sonstigen Look, meint der Fotograf.